Fakten und Mirakel: 06/2025

In der Bahn unterhalten sich zwei Freundinnen: »Ich sah den Anrufer, der mich da drangsalierte, aber ich wusste nicht mehr, wer es war! Ich hab diese Person damals wohl als THE DEVIL eingespeichert.«
Es ist endlich ein warmer Tag, und ich laufe mit meinen Shorts und Turnschuhen durch Moabit. N. sagt, ich sehe gut aus »in meiner kleinen Hose«. Ich werde das Gefühl nicht los, dass sie sich lustig über mich macht, und hadere mit der Frage, ob ich in meinem Alter noch kurze Hosen in der Öffentlichkeit tragen kann. Ja, beschließe ich. My body my choice.
H. fragt, was wir in ein paar Jahren machen, wenn es wegen der ganzen KI-Systeme keine Websites mehr gibt und alle nur noch mit Maschinen chatten wollen. Ich winke ab, um nicht wieder in vollkommenen Missmut zu verfallen. Bücher gibt es ja auch noch, obwohl niemand mehr lesen will (oder kann).
Einer dieser Sommerabende, an denen man abends draußen steht und in den Himmel guckt, »Ich legte meinen Kopf zwischen die Sterne und fiel in die Nacht“, singt PeterLicht.
Wir treffen uns spontan in einem Restaurant, und neben uns sitzen zwei Freundinnen, beide wohl so Ende 50. Sie haben Spaß und gackern und gönnen sich diverse Drinks, und bei der Verabschiedung fallen sie sich herzlich in die Arme und glucksen. K. und ich schauen uns an und wissen, das sind wir in 20 Jahren, und immerhin das sind doch gute Aussichten.
Ein befreundeter Lehrer erzählt, dass er neulich noch spontan zu einer Krisensitzung in seiner Schule musste. Ein Schüler habe einen Mitschüler verletzt, mit einem Wurfstern.
Bin mit P. bei Kaufland flanieren (Milchschnitte war im Angebot). Das Warten an der Kasse dauert, P. zieht sich einen leeren Karton auf den Kopf und schaut sich um. Das ist so ein Moment, den dann jemand aus der Ferne fotografiert und auf Reddit hochlädt und dazu schreibt »only in Berlin«. Von innen heraus nimmt man sowas ja gar nicht mehr wahr.
An mir watschelt eine Frau vorbei, mit einer Fluppe in der einen und einem kleinen Hund in der anderen Hand. Sie trägt ein riesiges T-Shirt mit der Aufschrift NO BAD DAYS. Das Motto für den Sommer.
Außerdem im Christowski Blog:
»Der Makel liegt nicht in der lädierten Vollkommenheit, der Makel liegt darin, Vollkommenheit zu wollen.« Der Roman Drifter hat mich sehr glücklich gemacht.
Vielen Dank fürs Lesen! Kurzweiligere Updates gibt außerdem es ab und an auf Mastodon, Instagram und im Christowski Blog.