Fakten und Mirakel: 01/2024
Liebe Lesenden!
Im Jahr 1684 sitzt Eberhard Werner Happel an einem Schreibtisch in Hamburg und verfasst die ersten Texte für seine Wochenzeitschrift »Große Denkwürdigkeiten der Welt«, oder auch »Relationes Curiosæ; denkwürdigste Seltsamkeiten in allerhand Materien«. Was ein Titel! Vor 340 Jahren hat man sich noch Mühe gegeben für die Benennung der eigenen Werke. Er versammelte dort Geschichten, Mythen und Erzählungen – überdimensionierten Gossip quasi, den man sich und seinen Mitmenschen erzählen konnte. Was würde ich heute geben für so ein Fachblatt der freudvollen Beobachtung!
Jetzt, 340 Jahre später, sitze ich hier, Monat für Monat, und sortiere die Einträge meines Tagebuchs. »Fakten und Mirakel«, das sind für mich die Dinge, die passieren, aber auch die, deren Passieren man nicht so recht glauben mag. Die großen Denckwürdigkeiten meiner Welt, sozusagen. Und ihr könnt mitlesen. Viel Spaß!

Ich starte das Jahr viel zu früh mit der Arbeit. Kein guter Vorsatz, aber es ist auch schön, in der ersten Woche die Aufgaben ein bisschen herumplätschern zu lassen. Alles ist noch ganz langsam.
Ich strenge mich an, jeden Tag zu lesen, zu meditieren und zu schreiben. Schon an Tag vier sind die Aktivitäten weit Richtung Tagesende gerückt. Aber ich halte durch. Es tut mir gut. Konzentration ist sexy.
Ich treffe Gabby im Haus am See. Sie sagt, dass sie seit langer Zeit mal wieder das Gefühl hätte, dass die Menschen hoffnungsvoll seien. Ich will dieses Gefühl auch, und halte danach Ausschau.
Austin Kleon beantwortet die Frage »How do you deal with uncertainty when exploring something new?« auf Instagram mit ein paar Zitaten und der einfachen Folgerung: »Uncertainty is necessary.«
Im Fitnessstudio frage ich mich: Was schreiben die hotten Typen in ihre kleinen Notizbüchlein, zwischen den Übungen? Konzentriert starren sie hinein, in Denkerpose, und ich stelle mir vor, wie sie da sitzen und kleine Haikus schreiben.
Die Straßen sind aalglatt, man kann durch Kreuzberg schlittern. Vor dem Späti sitzt ein Mann, der aussieht wie ein Yeti.
Ich treffe Jan im Keyser Soze, wir reden viel über die Arbeit, auch, weil wir beide viel und gerne arbeiten. Er sagt: Mut habe ihn immer weitergebracht; Risiko habe sich immer gelohnt für ihn. Bei der Arbeit, und im Privaten. Das macht Mut, finde ich.
Morgens im Café bestelle ich zwei Schoko Croissants zum Mitnehmen. Das Café ist riesig und leer; ungewohnt für Berlin. Die Frau am Tresen lächelt und bietet mir eine kostenlose Gurke an. Nehme ich natürlich gerne!
Vier Wochen verbringe ich zwischen Januar und Februar auf Gran Canaria. Die größte Verlockung überhaupt: Sonne! Im Januar: Aber auch das Remote Arbeiten funktioniert gut. Der Modus, sich tagsüber zu konzentrieren und dann Urlaub in kleinen Dosierungen zu machen, passt gut zu mir.
Vor allem aber: Es gibt hier keine Fomo, Fear of Missing Out. Ich bin einfach weg. Ich muss nirgendwo sein. Es ist großartig.
Ich sitze im Taxi und schaue aus dem Fenster; ein Angestellter der Straßenreinigung kehrt den Gehweg mit einem riesigen Palmenblatt.
»Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer verbleiben zu mögen.« — Blaise Pascal
Außerdem jüngst im Christowski Blog erschienen:
Die neue Piano & Voice-EP der Band Clap Your Hands Say Yeah
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