Wenn der Hacker zweimal klingelt - [Undisruptable Technology - Ausgabe #238]
Guten Morgen,
wer nur ganz wenig Zeit hat, der oder dem empfehle ich heute einfach nur die Lektüre des ersten Links (ok, sorry, und die Story über die Hacker bei der "NZZ", das ist eigentlich auch ein Must-Read). Es geht um den Einsatz von KI, genauer: einem Chatbot, im Unterricht. Der wirklich gut geschriebene Artikel zeigt zum einen, wie man digitale Technologien in den Unterricht integrieren kann und sollte. Er zeigt aber auch, wie man KI fürs eigene Leben sinnvoll anwenden kann - nämlich vor allem als Sparringspartner und Hilfe, wenn man ein Detail nicht weiß.
Ich nutze wirklich häufig ChatGPT. Weniger fürs Schreiben als fürs Programmieren und fürs Brainstormen. Ganz selten mal ist eine Antwort 1:1 übernehmbar. Meistens reicht sie nicht, um die gestellte Aufgabe zu erfüllen oder ist zu großen Teilen fehlerhaft. Ich frage mich da manchmal ob Menschen, die das Ende ganzer Berufe ausrufen, selbst schon mal eine KI genutzt haben. Ja, kann sein, dass die Entwicklungsschritte immer schneller werden. Aber wir haben vor zehn Jahren auch selbstfahrende Autos als Standard auf unseren Straßen vorhergesagt. Dauert aber noch ein bisschen.
Frage rein, Antwort raus, Copy & Paste? Sorry, nö, klappt nicht. Was die KI aber für mich ist: Ein Werkzeug, um das eigene Denken anzutreiben oder in andere Bahnen zu lenken. Die besten Lösungen sind durch längeren Dialog mit der KI entstanden. Und ich finde es toll, wenn Kinder das bereits in der Schule lernen (dürfen). Nur schade, dass das eine ganz, ganz seltene Ausnahme ist. Aber vielleicht werden es ja künftig immer mehr?
In diesem Sinne bis nächste Woche
Andreas Streim
Ten news that fit to send
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KI im Unterricht: „Dann frag doch einfach den Chatbot“: Ich verlinke hier ja meist auf Tech-Seiten, aber den Text aus der "WAZ" finde ich wirklich richtig gelungen. Er zeigt, wie KI im Schulalltag sinnvoll genutzt werden kann, und beschreibt das nicht nur oberflächlich, sondern sehr konkret. "Das bedeutet, die Kinder müssen sprachlich präzise formulieren, damit die KI die gewünschten Antworten generieren kann. Und diese müssen anschließend gewertet und überprüft werden. Passt die Antwort zu meiner Frage? Stimmt sie oder führt sie auf eine falsche Fährte? Dafür müssen sie mit Texten gut umgehen können und sprachsicher sein."
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School chiefs struggle to craft AI policies: Eigentlich nicht mal ein kleiner Trost: In den USA tut man sich auch schwer, einen Umgang mit KI im Unterricht zu finden. "As artificial intelligence steamrolls ahead, the nation's K-12 school superintendents are largely flummoxed by how they should teach, use and set guidelines around AI — even though they know it's an imperative."
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Kriminelle Hacker greifen die NZZ an und erpressen sie. Das Protokoll einer Krise: Was passiert eigentlich, wenn eine Ransomware-Gruppe in die eigene IT eindringt? Die "NZZ" berichtet hier ziemlich offen und schonungslos, was bei ihr selbst im Haus vor sich gegangen ist. Von zerstörten IT-Systemen in "roten Zonen" und von der Fehleinschätzung über den Umfang des Datenlecks. Pflichtlektüre für jede/n, die oder der sich für Cybercrime interessiert.
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Amazon’s Big Secret: "The Atlantic" hat ein Stück über das Geheimnis, an welchen Stellen Amazon eigentlich sein Geld verdient. Quintessenz des Textes ist auch, dass Amazon gar nicht so billig ist, wie man glaubt, sondern im Gegenteil für hohe Preise im ganzen Internet verantwortlich ist (die Auflösung, wie das geht, gleich im Zitat). Ich, als tatsächlich ziemlich heavy Amazon-Kunde, kann da nur mit den Schultern zucken. Ich bezahle sogar manchmal wissentlich mehr und bestelle nicht beim günstigsten Anbieter, sondern bei Amazon, weil ich tatsächlich den Kundenservice und das Einkauferlebnis insgesamt top finde. Aber dennoch, hier wie es angeblich funktioniert: "The FTC, of which Khan is now chair, contends that Amazon has found a way to push up prices after all, without losing shoppers. It does this, the FTC argues, by imposing ever-higher fees on third-party sellers, who have no choice but to pass these costs on to shoppers by raising their prices. If those businesses try to sell more cheaply elsewhere, Amazon throttles their sales on its platform—which, thanks to the central place in e-commerce that Amazon has built up over the years, can be a death sentence for these businesses. So, according to the FTC, sellers generally absorb the high fees by inflating their prices not just on Amazon but across the web—precluding the price competition that could loosen Amazon’s grip on e-commerce."
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After a decade of stops and starts, Apple kills its electric car project: Die Nachricht darf natürlich nicht fehlen. Sorry, es wird kein passendes Auto zu iPhone und Apple Watch geben. Der Apfel-Konzern hat seine Fahrzeugabteilung dichtgemacht. "For a long time, it was known that Apple was investing in two major expansions: one into the automobile space and one into augmented reality. The first step in the latter was rolled out in the form of the Vision Pro headset a few weeks ago. With the car project canceled, Apple's known areas of planned future expansion include mixed reality, wearables, and generative AI."
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When Apple takes the European Commission for fools: An initial overview of Apple’s new terms and conditions for iOS app distribution in the EU: Eine ziemlich kritische Auseinandersetzung mit Apples Geschäftspolitik rund um den Digital Market Acts. "With the adoption of the DMA, Apple is forced to modify its model, but it does it with rage (the announcement is combative and shows Apple’s distaste for the will of the EU legislator) and in a largely unsatisfactory manner. This is not surprising. In courts, investigations and elsewhere, Apple’s stance has been to defend its practices to the fullest extent against change."
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$500 drone calculates its position with camera: Hier haben ein paar Jungs eine Drohne für wenig Geld gebaut, die ohne Internet und GPS auskommt, um ihre Position zu bestimmen. "Google Maps allows users to download segments of maps ahead of time, usually for use when you are travelling or camping out in remote areas. In this instance, the team used this feature to their advantage, allowing the drone to continue operating regardless of having a GPS satellite connection."
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Samsung has big ambitions for the Galaxy Ring: Es ist ja nicht so, dass es noch keine smarten Ringe gäbe. Aber immer wenn ein großer Tech-Konzern sich eine Technologie vorknöpft (z.B. Apple und VR), kann das einen ziemlichen Schub geben. Und beim Ring will Samsung jetzt ein bisschen Tempo machen. Die Autorin durfte einen Prototyp ausprobieren. "Throughout a session detailing Samsung’s vision for its new wearable, Pak referred to it as a step forward in building out a larger ecosystem of ambient sensing — providing “connected care centered around the home.” Rather than relying on a single device you have to wear comfortably and remember to charge, the notion behind ambient sensing is gathering data from multiple places to remove friction. Your ring, your watch, who knows, your refrigerator — all working in harmony to remind you the last time you ate a vegetable was four days ago and maybe that’s why you feel disgusting."
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How Does BlueSky Work?: Zugegeben, um die
TwitterX-Alternative BlueSky ist es ein bisschen ruhig geworden. Aber Text erklärt ein bisschen, wie das Netzwerk funktioniert - und dass es um mehr geht als nur um BlueSky. "So yeah, on the technical side of things, that’s an overview of how atproto and BlueSky work. I think this design is very clever. Furthermore, I think the separation of concerns between atproto and BlueSky are very meaningful, as having a “killer app” for the network gives a reason to use it. It also is a form of dogfooding, making sure that atproto is good enough to be able to build real applications on." -
DOCTORS CONCERNED ABOUT NEURALINK'S FIRST PATIENT: Falls es jemand vergessen hat, Elon Musk gehört nicht nur X, Tesla und Star Link. Obwohl man damit schon genug schlechte Schlagzeilen produzieren kann, hat er auch noch Neuralink. "Neuralink founder Elon Musk claimed this week that the first human to receive one of his company's heavily scrutinized brain implants was already able to control a mouse cursor with their mind. The only problem? Since then, Neuralink hasn't shared any evidence supporting that claim — and medical researchers are starting to call its bluff."
Undisruptable Technology im Bild
Fast jedem zweiten deutschen Unternehmen fällt nach eigenen Aussagen die Digitalisierung schwer. Gleichzeitig sorgt aber Digitalisierung für einen deutlich schärferen Wettbewerb. Der Bitkom (Disclaimer: Mein Arbeitgeber) hat seine jährliche Studie zum Stand der Digitalisierung der deutschen Wirtschaft vorgelegt.
Update
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OPENAI'S VIDEO-GENERATING AI IS "DOOMED TO FAILURE," SAYS META'S TOP AI SCIENTIST: OpenAI hat seine KI Videos erzeugen lassen, die echt beeindruckend aussehen (ich schrieb letzte Woche dazu). Es gibt aber Stimmen die behaupten, sieht gut aus, ist aber ein Holzweg. ""There is nothing wrong with that if your purpose is to actually generate videos," he said in a reply to his post. "But if your purpose is to understand how the world works, it's a losing proposition.""
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Google CEO calls AI tool’s controversial responses ‘completely unacceptable’: Wo wir gerade schon bei "Holzweg" sind. Die - auch hier berichtete - Schwäche von Googles Gemini-Modell, bei Bildern bei der historischen Wahrheit zu bleiben und z.B. auch Bilder von Wehrmachtssoldaten lieber ganz divers darstellen. Der Google-CEO findet das inakzeptabel, der Autor des Textes ordnet es eher ein: "The Gemini controversy has provided fodder for critics on the right, who often accuse tech companies of liberal bias. But it isn’t really about bias. It shows that Google made technical errors in the fine-tuning of its AI models. The problem is not with the underlying models themselves, but in the software guardrails that sit atop the model."
Und zuletzt...
Das ist ein wirklich schönes Beispiel für "gut gemeint, aber...". Eine Sparkasse hat neue AGB und will etwas für die Umwelt tun. Deshalb bekommen die Geschäftskunden keine dicken Päckchen Papier mit dem neuen Regelwerk geschickt, sondern es soll ressourcenschonend und digital sein. Digital? Naja, wir sind halt in Deutschland, und deshalb heißt digital: Wir verschicken kein Papier, sondern USB-Sticks. Das wäre jetzt schon genug für einen lustigen Ausklang dieses Newsletters, aber wenn man noch etwas weiterdenkt, dann ist das nicht nur so halb-digital, sondern eher gefährlich-digital. Denn was man wirklich nie, nie, nie machen sollte, ist einen USB-Stick aus unbekannter Quelle (auch wenn sie vermeintlich von der Sparkasse kommt) in seinen Rechner zu stecken. Denn dieser Moment ist ungefähr so spannend wie wenn man auf den PDF-Anhang in einer Mail "Sie haben in der Lotterie gewonnen" klickt. Denn: ab jetzt ist alles möglich. Jede Schadsoftware kann installiert werden. Gerne auch das gesamte Firmennetz infiltriert sein. Falls jetzt also gerade USB-Sticks bei Amazon knapp werden, dann vielleicht, weil schlaue Leute entsprechend präpariere Sticks mit gefälschten offiziösen Briefen durch die Welt schicken.