Verlauf Dich nicht im Vektorraum! - [Undisruptable Technology - Ausgabe #260]
#260, 1. November 2024
Guten Morgen,
generative KI oder Large-Language-Models haben mich in den letzten Monaten wirklich fasziniert. Das heißt, wie wahrscheinlich viele habe ich immer wieder damit rumgespielt, dieses probiert, jenes wieder gelassen. Für mich war dabei immer das größte Rätsel, wie man die KI mit relevanten Informationen für die Antwortgenerierung füttert, die man vielleicht schon besitzt. Klar, man kann inzwischen ein PDF hochladen, aber dazu müsste ich ja wissen, welches meiner PDFs am besten passt, um die Aufgabe zu erledigen. Wer sich auch für solche Fragen interessiert, dem empfehle ich diesen Text über Embeddings.
Nebenbei habe ich zum ersten Mal verstanden, warum ich damals in Mathe beim Thema Vektoren vielleicht doch besser hätte aufpassen sollen (aber damals hat uns niemand erklärt, wofür man den Kram gebrauchen können sollte; noch dazu mehr als dreidimensionale Vektoren, was bitte sollen 10 oder mehr Dimensionen bitte sein?). Vektorraum??! Ich verspreche, man kann damit tolle Sachen machen, aber dazu ein anderes mal mehr.
Wer sich ansonsten als Unternehmen fragt, wie man denn diese KI-Verordnung (auch: AI Act) umsetzen soll und ob der einen eigentlich betrifft, die Kolleginnen und Kollegen beim Bitkom (meinem Arbeitgeber) haben da was wirklich Tolles gebastelt: Ein Klick-Tool, das einen an den wichtigen Fragen entlangführt. Hier findet sich alles Wichtige dazu.
Und auch sonst gab es diese Woche wirklich wieder ein bunte Mischung an News rund um digitale Disruptionen und analoge Absonderlichkeiten. Ich wünsche bei der Lektüre maximalen Erkenntnisgewinn und viel Vergnügen.
Bis nächste Woche,
Andreas Streim
Ten news that fit to send
More than a quarter of new code at Google is generated by AI: Mitarbeiter des Monats oder vielleicht auch Jahres bei Google? KI. Google is building a bunch of AI products, and it’s using AI quite a bit as part of building those products, too. “More than a quarter of all new code at Google is generated by AI, then reviewed and accepted by engineers,” CEO Sundar Pichai said on the company’s third quarter 2024 earnings call. It’s a big milestone that marks just how important AI is to the company.” Jetzt ist vielleicht KI bei Google auch einer der Verkaufsschlager und es bietet sich an, dass… Aber selbst wenn man das mal außer acht lässt: Ich habe auch festgestellt, dass Code, den ChatGPT-4o vorschlägt, inzwischen relativ gut funktioniert. Vom “ich geb’ mal eine Frage ein und bekomme das fertige Programm” sind wir aber noch ein Stück entfernt.
LinkedIn launches its first AI agent to take on the role of job recruiters: Ich würde aber vermuten, so wenig wie es morgen noch menschliche Entwickler/innen geben wird, wird es morgen auch noch Recruiter/innen geben. Wenn auch LinkedIn mit Hilfe von KI noch stärker in den Markt drängen will. “Hiring Assistant is a new product designed to take on a wide array of recruitment tasks, from ingesting scrappy notes and thoughts to turn into longer job descriptions to sourcing candidates and engaging with them.”
The Battery Revolution Is Finally Here: Ohne Strom läuft in der digitalen Welt irgendwie nix. Deshalb ist das Thema Batterien - ob Notebook, Smartphone oder jetzt eben auch E-Auto - so ein wichtiges. Und da gilt: “Electric vehicles are advancing at an incredible pace, but we’re very much still in the early days. The Tesla Model S and X still use battery cell formats never imagined for use in cars.” Der Artikel beleuchtet, wohin die Reise geht: “Factorial and QuantumScape are developing solid-state cells. It’s still an emerging technology, and several companies beyond Factorial and QS have different perspectives on how they should work.”
“Impact printing” is a cement-free alternative to 3D-printed structures: Ich glaube, seitdem ich diesen kleinen Newsletter verschicke, ist das Thema 3D-Druck ein treuer Begleiter. Und auch “Haus aus dem 3D-Drucker” kam schon mehr als einmal vor. Aber es scheint tatsächlich mehr als ein Pilotprojekt hier, eines da zu sein. Wir sprechen jetzt schon von 3D-gedruckten Wohngebieten: “Recently, construction company ICON announced that it is close to completing the world’s largest 3D-printed neighborhood in Georgetown, Texas. This isn’t the only 3D-printed housing project. Hundreds of 3D-printed homes are under construction in the US and Europe, and more such housing projects are in the pipeline.”
Half the world's online via mobile, but growth is slowing: Ja, die Funkloch-Klage ist auch in Deutschland immer noch nicht ausgestorben. Aber weltweit sieht es noch ein bisschen anders aus, da sind unsere Sorgen vielleicht auch Jammern auf hohem Niveau. “It claims that while more people than ever are accessing the internet via a mobile device, there are still significant digital divides. Those who are digitally excluded are more likely to be poor, less educated, rural, and female, the report states.”
Instagram (and Meta) Throttle Video Quality as Views Go Down: Wer sich über eine schlechte Qualität seiner Videos bei Instagram wundert - vielleicht liegt es daran, dass sie zu selten angeschaut werden. “ "In general, we want to show the highest-quality video we can ... But if something isn't watched for a long time — because the vast majority of views are in the beginning — we will move to a lower quality video. And then if it's watched again a lot then we'll re-render the higher quality video...."“
Ding Dong Doorbell: Hier gibt es nicht viel zu lesen und ich gebe zu, ich habe es noch nicht ausprobiert, aber die Idee ist eigentlich… genial. Man klebt einen QR-Code an die Tür statt einen Klingelknopf zu installieren. Wer rein will scannt den Code und auf dem Smartphone des Wohnungsinhabers klingelt’s. Fertig. Warum? Naja, weil es geht. Und weil: “Instant notifications anywhere. No wires, no batteries. Cover multiple entrances with ease. Perfect for homes, apartments, offices and temporary setups. No worries that your expensive doorbell will be vandalized or stolen.”
Merde! Macron's bodyguards reveal his location by sharing Strava data: Tja, Privatsphäre-Einstellungen sind irgendwie doch manchmal underrated. Jetzt gebe ich meine Laufrunden durchaus auch bei Strava bekannt (die seit dem Berlin Marathon echt wieder ausbaufähig wären), aber blöd, wenn man einen etwas anderen Job hat: “An investigation by Le Monde has shown that members of the Security Group for the Presidency of the Republic (GSPR) have been openly displaying their location on the popular software during their workout sessions. Since they travel with President Emmanuel Macron, this makes it fairly easy to work out his location. A dozen of his bodyguards were leaking key information this way.”
One weird trick to get the whole planet to send abuse complaints to your best friend(s): Apropos Cybersicherheit. Ich fand den Text wirklich spannend weil er beschreibt, wie einfach es ist, im Internet einen falschen Absender vorzutäuschen - in dem Fall den Computer, der etwas “Böses” getan hat. Worum es geht in a nutshell: “A malicious attacker has access to a network without BCP38 filtering. They send TCP connection requests to port 22 on many random internet machines - possibly deliberately selecting known honeypots or networks known to send automated abuse complaints. Those TCP connection requests use a spoofed source IP address, making the destination machines think the spoofed source sent that connection. They become the target of the automated abuse complaints.
With a large enough volume, the spoofed IP quickly becomes widely blacklisted from many internet entities following blocklists, and the hosting provider might take action due to many abuse reports and shut down the server for being compromised / malicious.”Google soll in Russland 2 Sextillionen Rubel Strafe zahlen: Falls mal wieder eine Diskussion entbrennt, ob DS-GVO-Bußgelder (und vielleicht demnächst AI-Act-Strafzahlungen) nicht zu hoch sind, es geht immer noch etwas bescheuerter. “In Russland hat Google in den letzten Jahren eine derart hohe Strafsumme akkumuliert, dass der Konzern in absehbarer Zeit wohl kaum in der Lage sein dürfte, diese zu begleichen. Konkret beläuft sich die Geldstrafe inzwischen auf 2 Sextillionen Rubel, also eine 2 gefolgt von 36 Nullen (2.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000) – was etwa 19 Quintilliarden (10³³) Euro entspricht.”
Undisruptable Technology im Bild
Zugegeben, das ist ziemlich analog, was wir hier sehen: “The 1912 eighth-grade examination from Bullitt County Schools in Kentucky.” Aber, hey, es wird immerhin danach gefragt, was ein Copyright ist. Aber wer würde den Text bestehen? The battle of Quebec? Hmmm… Wer hat Florida entdeckt? Naja, nun… Und bei den Matheaufgaben bin ich mir auch nicht sicher, ob man die heute stellen könnte. “Wie, ohne Taschenrechner??!”
Und zuletzt...
Ganz am Ende noch mal was wirklich Nerdiges - also für Menschen, die sich mit Programmieren beschäftigen, aber auch für solche, die sich einfach mal gerne in ganz andere Dinge reindenken. Zum Beispiel: Zeitzonen. Der Artikel erklärt nicht nur sehr anschaulich, warum es die gibt und was z.B. GMT mit UTC zu tun hat, sondern es geht auch darum, wie man teilweise komplexe Regeln zur Sommerzeit in Programmcode abbildet. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass es Orte auf dieser Welt gibt, bei denen die Verschiebung nicht eine Stunde ist, sondern 30 oder 45 Minuten. Oder wie schwierig es ist, wenn sich solche Dinge nicht am Mond orientieren, sondern an islamischen Festen. Also einfach mal lesen, im Zweifelsfall eignet es sich für die Rubrik “unnützes Wissen” beim nächsten Party-Gespräch.
Ach, aber damit es nicht gar zu nerdig endet, hier noch ein letzter Link. Wer ein iPhone 16 hat und gerade eine Indonesien-Reise plant, vielleicht besser mal schauen, ob man nicht noch ein altes Nokia im Keller hat für die Zeit. Denn: das iPhone 16 ist in Indonesien verboten, und das ist kein Witz.