Die Top-Technologien der nächsten Jahre - und von dieser Woche [Undisruptable Technology - Ausgabe #213]
Guten Morgen,
erst einmal “mea culpa”: Der Newsletter letzte Woche ist nicht im Spam-Filter hängengeblieben, sondern schlicht nicht erschienen. Es hat zeitlich einfach nicht hingehauen und mit zwei, drei Tagen Verspätung wollte ich damit auch nicht um die Ecke kommen. Aber es freut mich doch, wenn ich dann im realen Leben darauf angesprochen werde, wo denn die letzte Ausabe war - ebenso wie wenn mich der Ex-Kollege anschreibt und fragt, wo er denn “Undisruptable Technology” für seine neue Mailadresse abonnieren kann, weil er meine wöchentliche Zusammenstellung von analogen Absonderlichkeiten und digitalen Disruptionen gerne weiterlesen möchte.
Ich hatte diese Woche meine digitale Disruption mit eine Smartphone, das Glasfront voraus Bekanntschaft mit dem Straßenbelag machte. Totalschaden im Touchdisplay. Immerhin, der 24h-Austausch-Service meines Providers funktioniert tadellos und schon faszinierend, wie die Paketbotin da in der Schritt-für-Schritt-Anleitung altes Smartphone gegen neues tauscht. Weniger faszinierend: Wer wie ich auf so heißen Scheiß wie eSIM setzt stellt fest, dass man die ollen, umweltschädlichen Plastikkärtchen einfach vom alten in das neue Smartphone transferieren kann. Die eSIM muss neu beantragt werden, wird dann aber (immer noch, ich glaube, ich erwähnte das hier schon mal) per Brief zugestellt. Was entsprechend länger dauert als das Smartphone selbst per Paket-Express. Ein dicker, dicker Brief für einen QR-Code? Ich bin mir sicher, diesen Prozess könnte man auch digitalisieren, wenn man nur wollte. Ob mal ein Berater einen Zwischenstopp am ICE-Bahnhof Montabaur einlegen könnte, also wenn der Bahnstreik dann vorbei ist? Ich habe zwar nicht vor, mein Smartphone so schnell wieder zu zerstören, aber eine eSIM braucht man ja vielleicht trotzdem ab und zu.
Jetzt aber erst einmal viel Spaß und viele neue Erkenntnisse mit der aktuellen Ausgabe von “Undisruptable Technology”,
Andreas Streim
Ten news that fit to send
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The “Next Big Thing”: 8 New Technologies That Will Change The World: Solche Technologie-Glaskugel-Texte muss man ja immer mit ein bisschen Vorsicht genießen. Ich fand den aber ganz unterhaltsam, vor allem “Digital Twin of a customer” hat mir gefallen: “With enough data and dynamic algorithms, it is now easy to create capitalistic digital replicas of specific persons or personas. This would be not only to understand and predict behaviors, but how changes in purchasing environments will affect customer decisions based on what is known about them.” Und natürlich 4D-Druck. Und, nein, es geht nicht um Geruch.
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The nine biggest announcements from Google I/O 2023: Wer technologische Disruptionen ein bisschen früher erleben will: Diese Woche war Google I/O und hier gibt es für alle mit wenig Zeit und dem Wunsch nach viel Überblick die neun wichtigsten Ankündigungen. Mit natürlich ganz viel KI. Was mich allerdings nervt sind solche Titel wie “Bard is now available to everyone”. Weil: wenn man außerhalb der USA lebt, dann eben (ohne Klimmzüge auf die ich keine Lust habe) nicht.
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Das „Wunder“ großer KI-Modelle ist womöglich nur eine Illusion: In dem Text geht es nicht darum, die teilweise überraschenden Leistungen von aktuellen KI-Modellen in Zweifel zu ziehen, sondern das Auftreten von “sprunghaften und unvorhersehbaren KI-Fähigkeiten” in großen Modellen. Denn die wären ein “Warnsignal dafür, dass hochskalierte KI-Netzwerke eines Tages ohne Vorwarnung unerwünschte und gefährliche Fähigkeiten entwickeln”.
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AI startup Anthropic wants to write a new constitution for safe AI: Klingt eigentlich nach einer guten Idee: Eine Verfassung für KI. “The basic idea is that instead of asking a person to decide which response they prefer [with RLHF], you can ask a version of the large language model, ‘which response is more in accord with a given principle?’” Wenn man sich die Welt heute mit ihren eigentlich vorhandenen Regeln anschaut und dann sieht, wie zum Beispiel Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine seit mehr als einem Jahr führen kann, ist aber die entscheidende Frage weniger, eine solche KI-Verfassung zu schreiben als ihre Befolgung durchzusetzen.
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Scammer Made Thousands Selling ‘Leaked’ Frank Ocean Tracks That Were Fake, AI-Generated: Schönes Beispiel, was mit KI möglich ist. Oder besser: mit jeder neuen Technologie, wenn sie Menschen verwenden, wie vor allem ihre persönlichen Interessen im Sinn haben, weniger Gesetze&Regeln: “A scammer has managed to sell multiple leaked Frank Ocean tracks for thousands of dollars, but the tracks weren’t recorded by the famous R&B singer-songwriter. The tracks were made with AI and sold as leaked tracks on a bustling community of underground music collectors”
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GPT makes learning fun again: Lernen mit ChatGPT? Viel besser als sich das Wissen im Netz zusammenzugoogeln, behauptet der Autor. “Recently, I tried learning about a new subject using two approaches: 1) Google searching, 2) talking to GPT about it. I found, for the eighth time this month, that talking to GPT was far better than searching. The contrast was so striking that I thought it’s worth dissecting the differences to see why the GPT experience was so much better.” Eigentlich für alle, aber insbesondere für Menschen mit Kindern - die naturgemäß noch viel lernen (müssen) - lesenswert.
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AI race is disrupting education firms – and that is just the start: Wer sein Geschäftsmodell allerdings aus anderes, eher traditionelles Lernen aufgebaut hat, der könnte jetzt möglicherweise ein Problem bekommen. “education companies trading on the London and New York stock exchanges saw hundreds of millions wiped from their valuations after Chegg, a US firm that provides online help to students for writing and maths work, said ChatGPT was affecting customer growth. The firm said it had seen a “significant spike” in students using the technology, and withdrew its profits guidance for the rest of the year, warning revenues had already been hit.”
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KI-Chatbots und Tom Riddles Tagebuch: Über ChatGPT ist viel geschrieben (und viel auch hier verlinkt) worden. Ich fand diesen Ansatz, ChatGPT mit dem Tagebuch von Tom Riddle in “Harry Potter” zu vergleichen, durchaus innovativ und ein bisschen inspirierend. Auch das Zitat aus dem Buch dazu: “Trau nie etwas, das selbst denken kann, wenn du nicht sehen kannst, wo es sein Hirn hat.”
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So much for Pakistan’s plan for digital economy – it’s turned off the internet: Das ist irgendwie ziemlich an mir vorbeigegangen bisher, aber in Pakistan hat die Regierung wegen Unruhen das Internet abgeschaltet. Die Folge spüren auch die vielen Menschen, die in dem Land ihren Lebensunterhalt in der digitalen Welt bestreiten. Zum Beispiel als Freelancer für Unternehmen außerhalb Pakistans.
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The Backbone: Wer viel Zeit und historisches IT-Interesse hat, kann hier die Geschichte lesen, “how the world got online”. Nicht mehr und nicht weniger. Ich bin noch nicht durch, aber wie regelmäßige Leserinnen und Leser dieses kleinen Newsletters wissen: Ich mag solche Texte.
Undisruptable Technology im Bild
Das ist ein Beispiel aus der Google I/O diese Woche (Link zu neun spannenden Ankündigungen oben). Künftig soll die KI Teile zu einem Foto dazuberechnen können, die wir gar nicht aufgenommen haben, zum Beispiel wenn die Luftballons des Kindes abgeschnitten sind. Wir können dann die Bank nach rechts schieben - und die KI erfindet das Bild, wie es hätte sein können. Ein bisschen gruselig, stellt sich damit immer mehr die Frage: Was können wir noch glauben, wenn wir es sehen?
Und zuletzt…
Manchmal macht mich diese digitale Welt schon stutzig. Da sind Unternehmen, die Milliarden Euro wert sind, und deren Geschäftsmodell zu großen Teilen auf etwas basiert. Nehmen wir mal Twitter und Werbung. Und dann sind da Leute, die eine Zeile Code bei GitHub abladen - um Twitter komplett werbefrei für den Einzelnen zu machen. Ich muss zugeben, ich habe es nicht ausprobiert, aber alleine die Idee finde ich einfach großartig. Hier geht’s lang: cmoog/twitter-ad-free.md