This is the end (again) - [Undisruptable Technology - Ausgabe #267]
#267, 20. Dezember 2024
Guten Morgen,
das hier ist die letzte geplante Ausgabe von “Undisruptable Technology” im Jahr 2024. Einem Jahr, dass die Hoffnungen auf “jetzt kann es ja eigentlich nur besser werden” nach Covid, Ukraine-Krieg undsoweiter nun auch nicht wirklich eingelöst hat. In der digitalen Welt war es vor allem geprägt von rasanten Entwicklungen rund um KI, natürlich, und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir immer noch an den meisten Stellen nur an der Obefläche der Möglichkeiten kratzen.
Zum Jahresausklang habe ich noch etwas getan, was ich selten tue. Ich war in Geschäften, vor Ort. Nix Online-Shopping. Und die Erfahrungen waren, vorsichtig formuliert, extrem unterschiedlich. Zum einen war ich in einem großen Berliner Möbelhaus, dessen Name mit H beginnt, um ein Hochbett zu kaufen. An einem Samstagvormittag war es gähnend leer und genug Personal da, aber nicht zu finden, wenn man jemanden brauchte. Die Dame, die wir dann auftaten, erweckte so überhaupt keinen Eindruck, uns etwas verkaufen zu wollen (solche Höhen gibt es nicht, können sie mal dahinten schauen…), haben wir dann schnell sein lassen. Einen Teppich wollte der Sohn dann noch haben, gut, nimmt man den einfach so mit oder muss da ein Zettel dazu? Auch hier mussten wir zwei Angestellte in ihrem angeregten Gespräch unterbrechen, die sich dann aber nicht uns zuwandten, sondern wortlos in ein Walkie-Talkie einen ebenfalls lustlosen Kollegen riefen, der uns den Teppich in Folie eingewickelt hat, schlechter hätte ich das niemals hinbekommen. Das Bett haben wir dann online bestellt - der Prozess war super, mal sehen, ob am Ende auch alles steht (Lieferzeit: 10 Wochen, nun gut).
Und dann war die Spülmaschine kaputt. Wirklich kaputt. Vor kurzem erst einmal repariert, jetzt aber den väterlichen Rat von vor einigen Jahrzehnten beherzigen: Schlechtem Geld kein gutes hinterherwerfen. Also Neuanschaffung. Ich gestehe, ich habe bei Amazon geschaut. Die bitten auch einen Demontage- und Montage-Service, aber, wie man an der Kasse erfährt: “Nicht in ihrer Region.” Wenn es sowas nicht in Berlin gibt frage ich mich immer: wo dann? Bei MediaMarkt ist die Liste, was bei der Montage alles nicht sein darf, damit die nicht wieder unverrichteter Dinge abziehen, länger als die AGB, das lass ich auch mal lieber. Aber hier um die Ecke gibt es wirklich noch einen Elektroladen mit Küchenstudio. Einfach so. Da bin ich hingegangen und wurde so beraten, wie man das von früher kennt. Klar, die Auswahl überschaubarer und die Preise höher als im Netz, aber der Monteur kam mit Maschine am nächsten Tag und hat ob der Versäumnisse unserer Küchenbauer und einer eigentlich nicht auszubauenden alten Spülmaschine nicht etwa auf eine lange Ausschlussliste verwiesen, sondern einen Versuch nach dem anderen gestartet, bis er nach einer halben Stunde das Ding raushatte und die neue reinkonnte.
Für mich war das zum Ende von 2024 eine Bestätigung für die These: Es ist nicht der Online-Handel alleine, der den stationären Laden um die Ecke bedroht, es ist vor allem ein schlechter Service gepaart mit lustlosem Personal, der die Leute ins Netz treibt. Und mit gutem Service kann man vielleicht sogar so notorische Online-Shopper wie mich wieder zurückgewinnen.
Damit verabschiede ich mich in die Weihnachts- und Jahresendepause und wünsche frohe Festtage und einen guten Start ins Jahr 2025,
bis nächstes Jahr,
Andreas Streim
Ten news that fit to send
86 Stories of Progress from 2024: Zum Beginn dieses letzten Newsletters im Jahr 2024 ein kleiner positiver Rückblick - mit 86 Fortschritts-Geschichten aus dem zuendegehenden Jahr. Es gibt neben vielen anderen Themen auch einen hübschen Technologie-Abschnitt in dem Text: “This year, we plucked a skyscraper-sized rocket out of the air, artificial intelligence revolutionised multiple scientific fields from biology to nuclear physics, and gene-editing moved from lab to clinic as the first commercial CRISPR treatments reached patients. We learned more about dark matter, investigated the dark proteome, and discovered dark oxygen. Desalination technologies promised greater resilience to water-stress, and next-generation materials transformed everything from batteries to carbon capture. Doctors gave speech back to patients through brain-machine interfaces, restored sight through stem cell transplants, and made breakthrough discoveries on Alzheimer's. From mapping the human brain in unprecedented detail to bringing extinct species back to life, many of these advances will form the foundation stones of future human progress, reminding us that ingenuity and determination remain our greatest assets in solving global challenges.”
Biden ratchets up AI chip war with China: Und der Blick voraus? 2025 wird uns das Thema Digitale Souveränität noch intensiver beschäftigen, würde ich schätzen. “The Biden administration is readying dramatic last-minute steps to preserve a crucial advantage in its AI arms race with China: supply of the world's most advanced chips. Why it matters: The chips needed to develop cutting-edge AI are the most valuable pieces of hardware on Earth, and the best chips Chinese firms can produce lag about five years behind the top end of the market. Driving the news: A pending executive order could cap sales of AI chips to countries all over the world, not just China, per the WSJ — with a particular focus on Southeast Asia and the Gulf.”
His Startup Is Now Worth $62 Billion. It Gave Away Its First Product Free.: Schönes Personality Stück im WSJ über Databricks, ein Milliarden-Unternehmen, das viele wohl gar nicht auf dem Schirm haben, und seinen CEO: “Ghodsi is now CEO of a software company called Databricks, which has quietly become one of the fastest-growing startups in Silicon Valley. The 11-year-old company is now valued at $62 billion after securing $10 billion from investors including Andreessen Horowitz and Thrive Capital. The new funding, announced Tuesday, is among the largest in the history of venture capital.”
Amazon and the endangered future of the middle manager: Konjunkturell schwierige Zeiten führen zu Stellenabbau - bei Amazon ist davon aber besonders das mittlere Management bedroht. “Jassy pointed to “artifacts” of headcount growth, such as the “pre-meetings for the pre-meetings for the decision meetings,” and has created a “Bureaucracy Mailbox” for employees to share processes that slow down decision-making and that he said “crept in and we can root out.””
‘It feels like admin’: why are people falling out of love with dating apps?: Die These des Artikels ist, dass die Menschen (zumindest in UK) die Lust an Dating-Apps verloren haben. Und warum? "“It becomes tedious, and just feels like you’re doing admin, like you’re not connecting with anyone and you’re just trying to get through people,” she says. “You see it less like talking to real, individual people and you start seeing it like they’re all just cards in a deck.””
In the 1970s, the CIA Created a Robot Dragonfly Spy. Now We Know How It Works.: In einer Zeit, in der Drohnen-Kriege Realität sind, vielleicht etwas überraschend, dass es schon in den 1970er solche Ideen gab. “In late December 2003, the CIA revealed many never-before-seen tools of the spy trade at its own museum near Washington. These included a listening device designed to look like tiger excrement that recorded troop movements in Vietnam, and a robot fish that collected water samples near hidden nuclear plants. Then, there was a tiny dragonfly. At first glance, this 1970s Cold War artifact looked like any Common Green Darner (Anax junius) or maybe a Blue-faced specimen (Coryphaeschna adnexa) if you’re squinting—its face, forewings, and thorax were all in the right place. But look closer, and you see that this small bug isn’t really a bug at all. It's an “insectothopter,” a bug-sized spy that represents our first big step into the complex world of insect robotics. It was an incredible achievement at a time when the microprocessor was a novel invention.”
When IBM Built a War Room for Executives: Tut mir leid, wenn es heute ein bisschen Computer-historisch wird, aber dieser Artikel mit den vielen verlinkten Videos ist einfach eine wahre Fundgrube. “With the new IBM Headquarters Information Center in place, Dunlop saw the opportunity to run another experiment in 1967-68, which he called the “Executive Terminal.” The lead information specialist in the information center would sit at a video-mixing and control console, equipped with a video camera, microphone, and even lighting. Meanwhile, the executive user would be in their office with their Executive Terminal, a modified television set with an audio and video connection to the console in the information center. The executive pressed a button to summon the information specialist and their live video image to the screen. Remaining unseen, the executive could then place an inquiry. The information specialist would direct other staff in the information center to gather the appropriate information to answer the request.”
Nurses whose shitty boss is a shitty app: Der Satz “Das Uber für XYZ” ist ja inzwischen ein bisschen abgenutzt. Aber hier geht es um das “Uber für Pflegepersonal”. Aber wenn man mal den etwas übertrieben vorgetragenen antikapitalistischen Duktus des Textes weglässt, dann ist das natürlich insgesamt schon ein schwieriger Trend: “A new report from the Roosevelt Institute goes deep on the way that nurses' lives are being destroyed by gig work apps that let bosses in America's wildly dysfunctional for-profit health care industry shift risk from bosses to the hardest-working group of health care professionals".”
Adventures in OCR: Ich mag solche Tech-Geschichten. Hier beschreibt jemand sein Vorgehen, um ein altes Buch einzuscannen und den Text zu digitalisieren. Das klingt leichter, als es ist, und ich finde solche Berichte auch immer ganz gut um sich zu vergegenwärtigen, dass in der digitalen Welt inzwischen viel geht, aber kaum etwas ohne Aufwand: “My goal is simple: create a proper text version that can be read through (without mangling footnotes and comments into the main text), that's searchable and that people can actually copy and paste from. The OCR part itself was the easy bit - parsing what the OCR engine spits out is where the real challenge lies. Here's a breakdown of the tasks, issues, and solutions.”
This card game lets you build the ideal social network — or the most toxic: Nein, kein Last-Minute-Geschenke-Tipp, denn dieses Kartenspiel, bei dem man sein eigenes soziales Netzwerk aufbauen soll, ist gerade noch bei Kickstarter zu unterstützen. Aber wer nerdige Ideen mag, der wird vielleicht Freude daran finden. “The game, for two to four players, involves drawing and playing cards that will either help build your own social platform or stop someone else from growing theirs. The most basic is a “community” card, which represents a number of users joining a platform. Since the goal is to outpace everyone else’s growth, you can also play “blocker” cards (like “low on funds” or “server overload”) on an opponent’s network, either limiting or completely stopping them from putting down community cards. If a blocker is played on you, you can resolve it by playing a “hotfix” card (“server upgrade,” for instance) or sacrificing a certain number of other cards.”
Undisruptable Technology im Bild
In den USA kann man jetzt ChatGPT anrufen - und es ist schon ziemlich spooky, was der KI-Assistant da am Telefon zustande bringt. Hierzulande geht das nur mit WhatsApp - und da ist zumindest die Frage, was der konkrete Vorteil zur ChatGPT-App sein soll.
Und zuletzt...
Zum Abschluss noch eine Geschichte, die nicht wirklich digital ist, über die ich ohne den digitalen Zugriff aber kaum gestolpert wäre. Und mir war “The Asoh Defense” bisher kein Begriff - aber es ist einfach eine einleuchtende Sache. Hintergrund ist die Landung eines Flugzeugs auf, oder, nun ja, besser vor dem Flughafen von San Francisco im Jahr 1968. Es war neblig sehr neblig, und der japanische Pilot hat die Maschine ins Wasser gesetzt statt auf die Rollbahn. Aber sehr gekonnt, so dass niemand zu Schaden kam. Trotzdem hatte es - neben dem Millionenschaden am Flugzeug - auch ein Nachspiel. “When asked what went wrong, he simply replied, “As you Americans say … I f--ked up.” Captain Asoh’s frankness and self deprecation helped him preserve his career. Rather than get fired, as was expected, the airline merely demoted him to copilot, before allowing him to work his way back up to captain a few years later. He went on to captain hundreds more flights, all of which landed successfully.” Und was lernt man daraus? Manchmal ist es besser, einen Fehler einfach unumwunden zuzugeben: “The “I f--ked up” reasoning, or what became more eloquently known in legal circles as “The Asoh Defense” is used to prove that sometimes a frank admission of guilt is the easiest way out of a pickle.”