Liebe auf dem ersten Block: Ja-Wort auf der NFT - [Undisruptable Technology - Ausgabe #255]
#255, 13. September 2023
Guten Morgen,
vielen Dank, dass Sie auch heute diesen kleinen Newsletter eingeschaltet haben. Hat sich jemand erinnert, dass in dieser Woche sich 9/11 wieder einmal gejährt hat? Im Fernsehen in der “Tagesschau” (lineares Fernsehen, das ich mit meinem Sohn gerade wieder häufiger schaue) war es eine Nebenbemerkung, weil sich beim 9/11-Gedenken Harris und Trump (dazu auch ganz am Ende was) nach ihrem TV-Duell wieder gesehen und weitgehend ignoriert haben. 20 Sekunden im Beitrag.
Ich muss gestehen, ich hätte auch nicht so richtig dran gedacht. Wenn mir nicht dieser Link zu “9/11 in Realtime” ins Postfach gespült worden wäre. Ein Multimedia-Projekt für Lehrer/innen. Es wurden unterschiedliche Quellen - etwa die Sendespuren sehr vieler TV-Sender - zusammengetragen und miteinander synchronisiert, so dass man die Ereignisse in Echtzeit (noch einmal) erleben kann. Und natürlich auch zu bestimmten Punkten springen. Ein tolles Beispiel, was mit digitalen Technologien möglich ist.
Ach so, und wer aus Berlin ist und der Meinung ist, politische Bildung sollte gerade in diesen Zeiten (afd und so…) vielleicht nicht zu sehr regierungsgesteuert sein und der Hauptstadt-CDU einen Wink mit dem (digitalen) Bleistift geben will, der kann hier eine Petition unterzeichnen: Regierungszugriff auf die politische Bildung in Berlin verhindern! Denn auch für die Demokratie bietet Digitalisierung ganz coole Tools.
Jetzt viel Spaß mit einer wieder mal besonders bunten Sammlung von 10+ Links zu digitalen Disruptionen und analogen Absonderlichkeiten. Feedback und Einsendungen wie immer gerne.
Bis nächste Woche,
Andreas Streim
P.S.
Und nächste Woche geht es hier um die digitalsten Städte Deutschlands - das Ranking stellt Bitkom am Montag vor. Und ich bin natürlich schon ganz gespannt.
Ten news that fit to send
YouTubers Are Almost Too Easy to Dupe: Eine wirklich gute Geschichte in “The Atlantic” darüber, was das eigentlich heißt, wenn man immer wieder liest “Russland nimmt auf die US-Wahlen Einfluss” oder ähnliches. Die Geschichte in a nutshell: “If a “private investor” of unknown origin approaches you through an intermediary, offering you $400,000 a month to make “four weekly videos” for a politically partisan website and YouTube page, you may want to attempt to follow the money to make certain you’re not being paid by a foreign government as a propagandist.” Aber es lohnt sich wirklich, das zu lesen. Auch weil man sich schon fragen kann, ob das Geld gut investiert war.
Ford seeks patent for tech that listens to driver conversations to serve ads: Vorhin hat man sich noch mit der Bekannten über Urlaub auf Teneriffa unterhalten - und jetzt bekommt man plötzlich Ferienhäuser auf der Kanareninsel auf der Website angezeigt, auf der man gerade Nachrichten lesen will. Die hören doch mit, diese Tech-Konzerne. Heißt es dann oft. Und bestritten wird es noch öfter. Dem will Ford - ja, der Autobauer - jetzt ein Ende machen. Und ein Patent dafür anmelden. ““In one example, the controller may monitor user dialogue to detect when individuals are in a conversation,” the patent application says. “The conversations can be parsed for keywords or phrases that may indicate where the occupants are traveling to.” The tech — labeled as “in-vehicle advertisement presentation” — will determine where a car is located, how fast it is traveling, what type of road it is driving on and whether it is in traffic. It also will predict routes, speeds and destinations to customize ads to drivers, the application said. The system could pull data from “audio signals within the vehicle and/or historical user data, selecting a number of the advertisements to present to the user during the trip,” the patent application said.”
How the Wayback Machine is trying to solve the web’s growing linkrot problem: Einer der dümmsten digitalpolitischen Sprüche deutscher Politiker/innen, der sich mir ins Hirn eingebrannt hat, ist: “Das Internet vergisst nichts!” (ok, harter Kampf mit “das Internet darf kein rechtsfreier Raum sein”, aber darum soll es jetzt nicht gehen). Denn das Problem ist: Das Internet vergisst. Ständig. Alles. Digitaldemenz. Links, die ins nirgendwo führen, 404 Error, you know? Oder ganze Dienste wie Geocities, die für immer verschwinden. Müsste eigentlich jemand archivieren, irgendwie. Und tut auch jemand. Das Internet Archive. “It’s not just the “really old” internet from the ’90s or early 2000s that’s at risk. A recent study from the Pew Research Center found that 38 percent of all links from 2013 are no longer accessible. That’s more than a third of the collected media, knowledge, and online culture from just a decade ago — gone. Pew calls it “digital decay,” but for decades, many of us have simply called it linkrot.”
Why Copilot is Making Programmers Worse at Programming: Man liest ja öfter mal, dass man dank KI bald keine Programmierer/innen mehr brauchen wird. Meine bescheidenen Hobby-Erfahrungen mit den Tools sind eher so “mäh”, also eine ganz gute Hilfe, aber das kommt im Leben kein lauffähiges Programm raus. Hier gibt es noch ein paar gute Punkte, warum mehr KI in der Programmierung vielleicht keine wirklich gute Idee ist. Für keinen der Beteiligten.
The Chatbot Will See You Now: Symptome googeln, das ist ja nix Neues. Die KI um ärztlichen Rat zu bitten, das ist eher neu - in den USA aber offenbar mehr und mehr verbreitet. Und, Spoiler, es kann eine gute Idee sein. “The couple drove three hours to an emergency room, only for the doctor to send her home after labeling her symptoms as benign. ChatGPT disagreed. One potential explanation for her symptoms, the chatbot told her, was Bell’s palsy, which needed urgent treatment to avoid lasting damage. She made another trip to the emergency room, where a doctor confirmed the chatbot’s suspicions and gave her steroids and antivirals. As a result, she was mostly cured.”
Oracle wants to power a data center with nuclear reactors: Auch wegen KI braucht es mehr Rechenzentren. Und Rechenzentren brauchen (mehr) Strom. Klar, man kann regenerative Energien nehmen, aber halt auch nicht überall. Und da gibt es dann Leute, die sehen die Lösung in: Atomkraft. Und zwar kleinen dezentralen, eigenen Atomkraftwerken für Rechenzentren. ““The location and the power place we’ve located, they’ve already got building permits for three nuclear reactors. These are the small modular nuclear reactors to power the data center. This is how crazy it’s getting. This is what’s going on.””
Nigerian brothers jailed in US for sextortion scam targeting teenagers: Diese Scam-Geschichten kennt man ja zur Genüge. Wo Menschen - in diesem Fall junge Männer aus Nigeria - jemand anderem (in diesem Fall einem jungen US-Amerikaner) weiß machen, sie seien ein tolles nettes Mädchen aus der Nähe, flirten, sexten und dann - erpressen. Dieser Fall nahm mit einem Selbstmord eine tragische Wendung - und führte dazu, dass die Scammer wirklich ermittelt, ausgeliefert und verurteilt wurden.
An AI Bot Named James Has Taken My Old Job: In der letzten Ausgabe ging es um KI-Avatare, die in Venezuela Journalistinnen und Journalisten vor Repression schützen. Dieser Use case ist da ein bisschen anders - und klingt auch noch nicht so erfolgreich, was die Umsetzung angeht. Die Idee ist aber bestimmt nicht schlecht: ““Just watching someone read an article is boring,” says Dina Shatner, who cofounded Caledo with her husband Moti in 2023. “But watching people talking about a subject—this is engaging.””
Bitcoin marriages: Digital I dos: Aus der Reihe, was man mit Blockchain machen kann: Heiraten. “In an NFT marriage, the couple creates and exchanges unique digital tokens between their crypto wallets that symbolize their union, often minted on blockchain platforms like Ethereum. These tokens can be personalized with meaningful elements such as vows, digital wedding rings, or even special artwork representing their relationship. Each token is unique and is stored on the blockchain, so the exchange is permanently recorded.”
Meet Verse, an AI-powered creative app that helps Gen Z design and publish expressive content: Schon lange kein neues soziales Netzwerk mehr gestartet, oder? Die Idee ist, sich mit KI-Hilfe besser ausdrücken zu können, also so künstlerisch. “You can create a mini website, called a Verse, for things like moodboards, greeting cards, invitations, storefronts, fan pages, blogs, and more. Verse also gives content creators and influencers a creative way to connect with their audience and share information via a link-in-bio format.”
Undisruptable Technology im Bild
Ich hoffe mal, der Film kommt auch zu Netflix. Oder so. Weil ich mich noch sehr gut erinnern kann, wie ich im Kaufhof in Trier in der “Computerabteilung” stand und begeistert auf dem ZX 81, dem kleinen Bruder des Sinclair Spectrum, auf diesen Gummitasten rumgetippt habe.
Update
Vor einiger Zeit gibt es hier mal darum, dass jemand von einem Fotografen verklagt wurde, dessen Bild als Fototapete vermarktet wurde - und er Entschädigung wollte, weil die auf einem Bild einer Wohnung im Internet zu sehen war. Nun hat der BGH entschieden - und zwar anders.
Und zuletzt...
Ja, Taylor Swift muss mit in diesen Newsletter. Einfach weil der Zeitpunkt ihrer Wahlerklärung und die Art und Weise (Katzen!) einfach ein Lehrstück für Social-Media-Impact sind. Und apropos Lehrstück, hier noch eines, wie man sich als fraglos bedeutender Tech-Unternehmen nicht nur zum Betreiber einer politisch mehr als fragwürdigen Plattform, sondern auch sich selbst zum ziemlich creepy Grusel-Dude machen kann. Ach so, klar, es geht um Elon Musk. Und weil wir ja ein seriöser Tech-Newsletter sind und auch nicht mit so jemandem enden wollen, gibt es hier noch eine Analyse der Harris-Trump-Debatte mit Blick auf KI und Quantum.
Ach, aber das ist für das Ende auch wieder ein bisschen zu ernst. Wie wäre es denn damit? Marinesoldaten wollen auch auf hoher See im Internet surfen (vielleicht TikTok?) und haben deshalb eine Starlink-Antenne aufs Schiff montiert. Und es hat gedauert, bis sie gefunden wurde…