To-Do für heute: Lesen & dann raus zum #Digitaltag [Undisruptable Technology - Ausgabe #218]
Guten Morgen,
heute ist bundesweiter Digitaltag. Das Gute daran, dass dieser kleine handgemachte Newsletter immer so früh morgens im E-Mail-Postfach liegt, ist: es ist noch genug Zeit zu schauen, was es heute alles gibt - zum Beispiel hier, in der Aktionsübersicht. Und natürlich gibt es zu diesem Anlass auch neue und ziemlich spannende Zahlen rund um digitale Teilhabe: “Eine Mehrheit der Deutschen (60 Prozent) sieht das Land digital gespalten. Die Hälfte der Menschen (51 Prozent) hat zudem Angst, der technischen Entwicklung nicht folgen zu können. Zugleich ist der Großteil überzeugt: Wer sich nicht gut mit digitalen Geräten und Anwendungen auskennt, habe es im Alltag zunehmend schwer (85 Prozent).”
Letztes gilt wohl auch für Unternehmen. Die, die digitale Möglichkeiten nicht verstehen und nicht nutzen, werden es über kurz oder lang schwer haben. Aktuelles Beispiel aus meinem Leben: Der Sonnenschirm auf dem Balkon ist kaputt. Ein Plastikteil ist gebrochen. Auf der Website des durchaus gehobenen Herstellers gibt es Ersatzteile, das aber nicht. Eine Mail wird nicht beantwortet. Zwei Tage später finde ich mit Hilfe von Google einen Ersatzteilkatalogs-PDF online, das noch mehr Teile enthält, aber von 2019 ist. Das Teil kostete damals 10 Euro plus Versand. Ein Schnäppchen. Und es steht eine andere Mailadresse drin für den Service.
Schreibe ich also hin und frage, ob ich das Teil bekommen kann (immerhin kostet ein neuer Schirm 299 Euro). Es antwortet ein Auto-Responder: “Vielen Dank für Ihre Nachricht. Die Beantwortung Ihrer Anfrage kann bis zu 3 Wochen in Anspruch nehmen.” Drei. Wochen. Für die erste Antwort, ob man das Teil bekommen kann, nicht für die Lieferung des Ersatzteils. Jetzt kann man sich freuen, dass die Sommer in Deutschland immer länger werden, aber eigentlich könnte ich den Sonnenschutz auf dem Balkon vor dem Herbst gebrauchen. Kurz: Wäre schon toll, wenn so eine ChatGPT-KI bei solchen Firmen die Anfragen von Kundinnen und Kunden managen würde. Ich bin mir ziemlich sicher, mein Standard-Anliegen könnte der Chatbot locker erledigen und vielleicht sogar im Lager nachschauen, ob noch was da ist und den Versand auslösen. Digitalisierung könnte so einfach sein.
Damit aber jetzt vom Science-Fiction zu den Tech-News der Woche. Ich wünsche viel Spaß und neue Erkenntnisse mit der aktuellen Ausgabe von “Undisruptable Technology”,
Andreas Streim
Ten news that fit to send
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Microsoft’s Satya Nadella Is Betting Everything on AI: Das ist ein echter “Must Read”-Artikel von “Wired” über Microsoft-CEO Satya Nadella und seine große Wette auf KI. In dem Text und Interview mit ihm stehen wirklich spannende Sachen. Mir hat aber gleich der Anfang sehr gut gefallen, auf die Frage was sein Eureka-Moment bei KI gewesen sei, antwortet er im ersten Satz mit etwas, was man vielleicht erwartet: “It was that ability to code, which led to our creating Copilot.” Aber dann geht es ziemlich un-nerdig weiter: “But the first time I saw what is now called GPT-4, in the summer of 2022, was a mind-blowing experience. There is one query I always sort of use as a reference. Machine translation has been with us for a long time, and it’s achieved a lot of great benchmarks, but it doesn’t have the subtlety of capturing deep meaning in poetry. Growing up in Hyderabad, India, I’d dreamt about being able to read Persian poetry—in particular the work of Rumi, which has been translated into Urdu and then into English. GPT-4 did it, in one shot. It was not just a machine translation, but something that preserved the sovereignty of poetry across two language boundaries. And that’s pretty cool.”
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Inside the secret list of websites that make AI like ChatGPT sound smart: Der Text ist schon etwas älter, aus dem April, aber er ist erst jetzt bei mir aufgeschlagen - und ich finde das extrem spannend. Und außerdem ist der Text interessant aufbereitet. Es geht darum zu untersuchen, mit welchen Websites die großen Sprachmodelle, wie sie bei ChatGPT & Co. verwendet werden, eigentlich trainiert werden.
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How Do AI Image Generators Like Midjourney, Stable Diffusion, and DALL·E 2 Actually Work?: Wer beim nächsten Party-Gespräch ein bisschen posen will und eine Erklärung sucht, wie man die Funktionsweise dieser KI-Bildgeneratoren gut erklären kann, hier entlang: “Stable Diffusion, on the other hand, uses a method called ‘diffusion models’. It starts with a random image, then gradually changes it, step by step, until it matches the description. It’s a bit like sculpting from a block of marble, chipping away bit by bit until you have a beautiful statue.”
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Google is getting a lot worse because of the Reddit blackouts: Ich hatte in meiner kleinen Einleitung zum Newsletter letzte Woche über die Proteste bei Reddit geschrieben. Es geht um prohibitiv hohe Preise für die API-Nutzung, die Drittanbieter-Apps und -Tools praktisch unmöglich machen - weshalb viele der Communities (Foren/Bereiche, wie immer man das erklären möchte) sich privat gestellt haben und damit für alle unsichtbar geworden sind. Querelen in einem sozialen Netzwerk, das in Deutschland nicht mal so wichtig ist - so what? Nun ja, von dem Reddit-Blackout ist ganz massiv auch Google betroffen.
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Reddit is OpenAI’s moat: Vielleicht geht es bei Reddit ja auch gar nicht in erster Linie darum, durch die API-Bepreisung das Unternehmen attraktiver für Werbetreibende zu machen und besser monetarisierbar, im Vorfeld des Börsengangs. Der Text hat die These, dass es vielmehr um KI und den Marktzugang für Wettbewerber für OpenAI geht: “One way that Altman is aiming to cover OpenAI from threat of open-source models is by lobbying the bajeezus of the US, UK, and China to raise the barrier to entry for upstart AI organizations. This is exactly what his suggestion that AIs should need a license to operate would achieve. Similarly, while access to compute is not a moat for developing LLMs, access to high quality data is. And that is where Reddit enters the picture.”
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Meta open sources an AI-powered music generator: Mal wieder was Neues aus der Welt der generativen KI zum Ausprobieren. Meta hat MusicGen veröffentlicht. Man schreibt hin, was man haben will, und die KI komponiert los. Ich habe es mal so probiert: “A rock song that works well for a soccer team entering the field, it should be aggressive and easy to sing along with.” Das Ergebnis klang… genau so. Der Autor bei Techcrunch kommt zum Fazit: “So how does MusicGen perform? Well, I’d say — though certainly not well enough to put human musicians out of a job. Its songs are reasonably melodic (…) and — to my ears — on par (if not slightly better) with the results from Google’s AI music generator, MusicLM. But they won’t win any awards.”
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Gamification, life, and the pursuit of a gold badge: Gamification ist wirklich keine neue Erfindung. Hier ein Abzeichen in der Fitness-App, dort eine Belohnung in der Sprachlern-App und natürlich die Achievments die alle sehen im Spiel auf der Playstation. Der Text fasst schön zusammen, wo dieses Prinzip dem Autor überall begegnet.
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Speed matters: Why working quickly is more important than it seems: Das ist zugegeben nur höchstens ein halbes Digital-Thema, ich habe den Text dennoch mit Interesse gelesen und, hey, Geschwindigkeit ist doch ein wichtiges Thema in der digitalen Welt. Und ich musste dabei daran denken, dass schon damals in der Tageszeitungsredaktion die eine Hälfte die Seiten vollgeschrieben hat und der andere Teil, nun ja, sehr gründlich eine Geschichte recherchiert und zurückgelehnt aufgeschrieben hat, bis kurz vor Redaktionsschluss. “The obvious benefit to working quickly is that you’ll finish more stuff per unit time. But there’s more to it than that. If you work quickly, the cost of doing something new will seem lower in your mind. So you’ll be inclined to do more.”
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Hackers can steal cryptographic keys by video-recording power LEDs 60 feet away: Die Geschichte hat es ja auch schon in deutsche Tech-Medien geschafft, aber ich finde das so faszinierend (auch wenn ich es technisch nicht 100% verstehe), welche immer neue Angriffsvektoren es auf digitale Anwendungen gibt: “Researchers have devised a novel attack that recovers the secret encryption keys stored in smart cards and smartphones by using cameras in iPhones or commercial surveillance systems to video record power LEDs that show when the card reader or smartphone is turned on.” Der Text hier bei “Ars Technica” ist sehr detailliert und liefert viele Hintergrundinfos.
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This Bay Area woman is on a crusade to prove Yelp reviews can’t be trusted: Kay Dean hat es sich zur Aufgabe gemacht, Betrug mit Online-Bewertungen bei Yelp öffentlich zu machen. Dazu ist sie tief eingetaucht in die Welt der Facebook-Gruppen, in denen man Bewertungen kaufen kann. Oder die Leute, die Geschäften anbieten, schlechte Bewertungen in Fünf-Sterne-Bewertungen zu ändern, für ein paar Dollar.
Undisruptable Technology im Bild
Auf dem Evangelischen Kirchentag gab es eine Premiere: Ein Gottesdienst, der praktisch ausschließlich mit Künstlicher Intelligenz vorbereitet und durchgeführt wurde. “Simmerlein guided every aspect of the service’s creation, working from the event’s motto: “Now is the time.” The sermon, which was led by computer-generated avatars of two men and two women, focused on topics of leaving the past behind, overcoming fear of death, and never losing faith. “I told the artificial intelligence, ‘We are at the church congress, you are a preacher … what would a church service look like?’” Simmerlein told the AP. In his ChatGPT prompt, he asked for the inclusion of psalms, prayers, and a blessing at the end. “You end up with a pretty solid church service,” Simmerlein said.”
Und zuletzt…
Ja, gut, ich weiß, es ist ein Marketing-Gag. Aber irgendwie es es wirklich lustig, dass ein Unternehmen, dass sich auch noch Atari nennt, ein neues Spiel für die Atari Konsole 2600 rausbringt. Also wirklich so eine Kassette, die man in die Konsole stecken kann/muss: “The version of Mr. Run and Jump coming to the 2600 is a primitive version of a much different-looking game with the same name that’s coming to PCs and all major game consoles on July 25. We’ve got to hand it to Atari here—as a PR gambit for a new game, porting a rough version of your game to a 46-year-old game console and then giving it a physical release complete with box and manual is pretty good.” Als jemand, dessen Weg ins Digitale mit einer Atari 2600 anfing, ist das trotzdem irgendwie lustig - und ich stelle fest, dass die Konsole fast so alt ist wie ich.