Du kannst KI ignorieren 🙈, aber sie geht nicht mehr weg 👽 - deshalb hier lesen [Undisruptable Technology - Ausgabe #210]
Guten Morgen,
ich wurde nach meinem letzten Newsletter von einem Leser gerüffelt, weil ich den Brief für ein KI-Memorandum nicht erwähnt und eingeorndet habe. Mea culpa, hole ich gerne nach: Ich halte den Brief inhaltlich für Mumpitz, aber für einen echt coolen PR-Stunt. Weder werden wir in sechs Monaten einen Konsens zum Thema KI haben, noch können Unternehmen sechs Monate lang ihre Leute mit was anderem beschäftigen. Gut möglich, dass prominente Unterzeichner wie Elon Musk die 6-Monats-Pause ja auch weniger für gesellschaftliche Fragen nutzen würden, als bei der eigenen Entwicklung ein bisschen aufzuholen. Oder wie "Mashable" schreibt: Elon Musk invests in Twitter AI project after warning about the dangers of AI. Enough said.
Das Moratorium war auch eines der Themen gestern in der Talkrunde von "Maybrit Illner" (Link unten bei "Undisruptable im Bild"). Ich muss gestehen, ich schaue solche Runden ja normalerweise nicht, aus Gründen. Dieses mal musste ich irgendwie, weil der Bitkom-Präsident auch eingeladen war (Disclaimer: Bitkom ist mein Arbeitgeber). Und ich muss sagen, ich war von der ganzen Runde schon ein bisschen überrascht, überwiegend positiv. Auch wenn KI gleich am Anfang mit der Atombombe verglichen wurde und Anke Domscheit-Berg das sympathische Bild vom "Waffenarsenal", das jetzt jeder und jedem offen stehe, aufgemacht hat, war die Diskussion doch sehr fundiert und sowohl kritisch als auch chancenorientiert.
Überraschend für mich, dass Ranga Yogeshwar sich zwar zu Beginn als der KI-Experte in der Runde aufspielte, der jetzt vor einer schlimmen Entwicklung warnt, die Fachexpertise aber mehr und mehr von Saskia Esken übernommen wurde. Die als SPD-Vorsitzende - ich musste mir die Augen reiben - weitgehend positiv über KI sprach. Miriam Meckel und Achim Berg haben sehr deutlich die Chancen unterstrichen - etwa dass wir anders als in früheren Jahrzehnten nicht zu viele Arbeitskräfte haben, die jetzt Angst vor Technologie haben müssen, sondern längst zu wenige. Mein 13-jähriger Sohn hat sich die Runde auch mit angeschaut (sind ja Ferien) und fand es eigentlich ganz interessant - wer vielleicht als Lehrerin oder Lehrer in der Schule das Thema KI mal diskutieren will, der Sendungsmitschnitt könnte echt ein guter Einstieg sein um Argumente zu sammeln und zu diskutieren.
Und ich schrieb ja zu Beginn von der Mail des treuen Lesers (Anmerkung: ich freue mich immer über Feedback über das, was ich hier schreibe). Er hat sich auch ein bisschen über die regelmäßig wiederkehrende "Tech-Sentimentalität" und mein "Digitalisierungsrückständigkeitslamento" mokiert, beides sei doch etwas ermüdend. Ich finde beide Begriffe großartig und kann verstehen, was damit gemeint ist, aber ich kann nicht versprechen, dass das hier nicht mehr stattfindet. In "Undisruptable Technology" kommt das rein, was ich in der Woche gelesen und für spannend, lustig, lehrreich oder aus sonstigen Gründen für "gut" befunden habe. Vermutlich lese ich zu viele Texte, die in die kritisierte Richtung gehen - aber, hey, die interessieren mich nun mal.
Aaaaaber... ich glaube in dieser Woche gibt es davon, außer vielleicht der kleine Link zur alten Apple-Kampagne von Annodazumal, nichts in diese Richtung. Und deshalb wünsche ich jetzt allen viel Spaß und viele neue Erkenntnisse mit der aktuellen Ausgabe (die etwas später als gewöhnlich verschickt wird, ich schiebe es auf die Berliner Oster-Schulferien) von "Undisruptable Technology",
Andreas Streim
Ten news that fit to send
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What Kind of Mind Does ChatGPT Have?: Der "New Yorker" hat sich einmal genauer angeschaut und erklärt, wie denn so ChatGPT funktioniert. Ich finde ja, dass ein gewisses Verständnis der Technologie nix schadet, bevor man darüber nachdenkt, ob KI jetzt die neue Atombombe ist.
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Simply explained: how does GPT work?: Und auch wenn es für manche vielleicht redundant ist, hier nochmal ein schönes Erklärstück, was ChatGPT eigentlich ist - und was eben nicht. Ehrlich gesagt finde ich, man kann nicht genug Erkläransätze haben, weil ohne Verständnis werden wir auch nicht die richtigen Schlüsse ziehen.
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With Bedrock, Amazon enters the generative AI race: Microsoft, Google... da fehlt doch was? Ach ja, richtig, Amazon macht jetzt auch mit im "generativ AI"-Wettrennen. Aber wenn ich das richtig verstehe macht Amazon kein eigenes Projekt auf, sondern will so eine Art Plattform werden. Oder wie das WSJ es formuliert (hinter Paywall): "The world’s largest cloud provider wants to become the Switzerland of generative AI and let companies pick their own software and models".
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Amazon offers free access to its AI coding assistant to undercut Microsoft: Und in dem Zusammenhang gleich nochmal Amazon: Von dort gibt es jetzt auch einen Programmier-Assistenten, der für Einzelentwickler (wie mich) kostenlos sein soll. Ich glaube, das muss ich mal ausprobieren (und sollte vielleicht jede/r, die/der sich für das Thema interessiert).
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Dolly 2.0: großes KI-Sprachmodell frei verfügbar auch für kommerziellen Einsatz: Beim aktuellen Durchbruch bei der KI geht es aber nicht nur um die großen Player - es entstehen gerade eine Vielzahl von Sprachmodellen, Tools & Co. "Heise Developer" erklärt hier sehr schön, die Databricks "Dolly" gebaut hat, da kann man eine Menge lernen, auch wenn man sowas selbst nie als Entwickler/in nutzen will.
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AI literacy might be ChatGPT’s biggest lesson for schools: "Technology Review" beschäftigt sich mit den Herausforderungen, vor die ChatGPT & Co. die Schulen und andere Bildungseinrichtungen stellt. Und nennt auch schöne Beispiele, etwa den Lehrer, der Antworten von ChatGPT als Grundlage für Diskussionen über Bias nimmt, da die KI aufgrund der Trainingsdaten eher eine Nordamerianische Perspektive einnehme.
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Stop doing this on ChatGPT and get ahead of the 99% of its users: Wer ChatGPT selbst ab und zu nutzt (und bitte daran denkt, keine schützenswerten Daten dort reinzukippen), die und der findet hier ein paar gute Ratschläge, wie man so Anfragen an die KI am besten formuliert und strukturiert. Ja, dieser kleine Newsletter will ja auch praktische Lebenshilfe geben.
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Goodbye ChatGPT: Here Are (New) AI Tools That Will Blow Your Mind : Und wer ChatGPT schon durchgespielt hat, findet in diesem Artikel einige echt spannende andere KI-Tools, die es da draußen schon gibt. Von Webseiten-Gestaltung über Thumbnail-Produktion für Videos bis hin zur Musik-Komposition.
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German Police Ramp Up Plan to Eliminate All Explicit Content From Twitter: Wir machen uns ja gerne mal über die prüden Amerikaner lustig, aber jetzt haben sich die deutschen Medienwächter vorgenommen, mal so richtig bei Twitter & Co. durchzukerchern, um da Schluss zu machen mit der Pornographie. Ok, da gibt es ja auch klare Regeln. Oder nicht? Man will zum Beispiel gegen die Darstellung "bizarrer Sexpraktiken" vorgehen. Was das genau ist, mag man aber nicht sagen, oder wie in dem Text ein Verantwortlicher zitiert wird: "The difference between eroticism and pornography is always checked on a case-by-case basis.”
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Der intelligente Teppich ist ein revolutionäres VR-Fortbewegungssystem: Auch wenn gerade alle über KI reden, dieses Jahr könnte ein neues Apple-Produkt ja vielleicht auch dem Thema AR/VR noch einmal zum Durchbruch verhelfen. Wer in Vorbereitung schon einmal die Inneneinrichtung seiner Wohnung planen möchte, bitte hier entlang.
Undisruptable Technology im Bild
Wenn man mal vom eher reißerischen als sinnvollen Titel "Künstliche Intelligenz - Maschine gegen Mensch?" absieht, dann war das gestern bei "Maybrit Illner" eine wirklich gute Runde. Selbst in den Kommentaren unter dem Video gibt es durchaus viel Lob für die Diskutierenden. Die 45 Minuten lohnen sich, finde ich. Und das kann man wirklich nicht von jeder Talk-Runde im Fernsehen sagen.
Und zuletzt...
In diesem schon etwas älteren Artikel geht es um eine (frühe) Apple-Werbekampagne, an die sich viele (mich eingeschlossen) anders als an manche andere nicht mehr erinnern können. Damals hat Apple IBM als neuen Konkurrenten auf dem Markt für Personal Computer begrüßt...