Endlich wieder Fußball! - [Undisruptable Technology - Ausgabe #252]
Guten Morgen,
heute Abend endlich wieder Fußball, nach zwei fußballfreien Tagen. Fast sogar zweieinhalb. Denn den Dienstagabendkracher Türkei gegen Österreich hätte ich fast nicht sehen können, weil die Webseite des TV-Anbieters, der als einziger das Spiel in Deutschland legal zeigen durfte, immer schöne Timeout-Errors ausgeworfen hat statt einem Bild. So blieb der Notebook-Bildschirm ebenso schwarz wie der über HDMI-Kabel verbundene Fernseher. Auf der App auf dem Smartphone konnte man zwar was sehen, das war aber ziemlich familienunfreundlich und wurde auch durch immer mal wieder aufpoppende rote App-Fehlermeldungen unterbrochen. Und das Bildschirmteilen des Smartphones über Chromecast haben die App-Entwickler vorsorglich mal in einem Update entfernt und zugleich das "normale" Bildschirm-Sharen über das Betriebssystem unterbunden (DRM und so, kann sich doch nicht jeder aussuchen, auf welchem Bildschirm er das bezahlte Abo sehen kann, wo kommen wir denn da hin?).
Man könnte natürlich zur Entschuldigung sagen, dass niemand ahnen konnte, dass ein solches Spiel, das nicht im Free-TV läuft, und bei dem die Türkei mitspielt, in Deutschland auf mehr Interesse stößt als vielleicht Georgien gegen Tschechien oder andere Vorrundenkracher. Klar, mit der Cloud kann man seine IT super skalieren, aber offenbar nur in Grenzen. Erinnert an Erfahrungen, die ausgewiesene Sport-Experten-Sender schon vor Jahren bei Knaller-Partien wie Bayern gegen Dortmund gemacht haben.
Nach 25 Minuten ging dann bei mir auch die Website wieder. Offenbar hat der Anbieter das Spiel auch mal flugs bei Youtube gezeigt. Zumindest mich hat diese Information nicht erreicht, das superschnelle erste Tor gab es so nur auf Smartphone.
Aber nicht überall versagt die Technik bei der Fußball-EM. Bei "heise" gibt es einen wirklich interessanten Text darüber, wie die digital unterstützte Abseitserkennung funktioniert - und wie sich der Moment, in dem der Ball den Fuß des passenden Spielers verlässt, wirklich exakt bestimmen lässt, damit man dann die virtuelle Abseitslinie ziehen kann.
Und wer so gar keine Lust auf Fußball hat, hier ist noch was ganz anderes. Es sind so diese Dinge, für die ich dieses Internet wirklich liebe - wie wäre es sonst zu mir gekommen? Ein kleiner Animationsfilm nur mit Verkehrszeichen. Und das klingt jetzt definitiv viel, viel langweiliger, als es ist.
In diesem Sinne bis nächste Woche, Andreas Streim
Ten news that fit to send
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This is Big Tech’s playbook for swallowing the AI industry: Der Text beleuchtet ein "Muster" bei KI-Zukäufen und -Übernahmen: "the reverse acquihire". Um Kartellwächter zu umgehen, werden nicht mehr Firmen gekauft, sondern einfach deren Beschäftigte eingestellt und deren Technologie lizensiert.
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SCIENTISTS CREATE ROBOT CONTROLLED BY BLOB OF HUMAN BRAIN CELLS: Hatte noch irgendwer Angst, die KI könnte die Menschen übernehmen? So Algorithmen, die in irgendwelchen Computern laufen und ohne Strom nutzlos sind? Oh, wait. "A team of Chinese researchers has stuck a tiny organoid made from human stem cells into the body of a tiny robot, resulting in a Frankensteinian creation that can learn how to complete certain tasks."
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First look: America's smartest highway: In Deutschland gibt es ja auf der A9 ein Testfeld für eine intelligente Autobahn schon ziemlich lange. In den USA gibt es jetzt auch einen "smarten highway". Also ein drei Meilen langes Stück. "Technology poles located every 200 meters along the "smart" roadways include a sensor pod, a compute pod and advanced communications equipment. (Physical improvements include better lighting and "high friction" pavement.)"
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Vision Pro owners, are you still using it?: Ein interessanter Thread bei "Hacker News" zur Frage, ob die Besitzerinnen und Besitzer einer Apple Vision Pro das Gerät immer noch nutzen (oder nicht mehr) und wozu.
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I renewed my US passport in a single week with the government’s speedy online beta: Tut mir leid, den Reisepass kann man hierzulande nur vor Ort verlängern lassen und muss ihn persönlich abholen (also so war es zumindest bei mir noch im Frühjahr in Berlin). Das sind die USA weiter, also zumindest jetzt im Beta-Test: "I applied from my phone, I shot my own digital photo at home — and one week later, I picked up my new passport at the post office. I submitted it on June 15th, my passport was issued on June 20th, and it was waiting for me on the 21st. That’s just six days in total."
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Traeger security bugs bad news for grillers with neighborly beef: Oha, eine wichtige Sicherheits-Warnung an alle Profi-Grillerinnen und -Griller da draußen. Hacker können sich womöglich ihres Grills bemächtigen und Burger verkohlen lassen (oder Schlimmeres). Gut, mein 80 Euro Grill dürfte mangels Wlan-Modul nicht betroffen sein, aber die Hightech-Highend-Grills der Nachbarschaft, wer weiß? "Successful exploits could allow a remote attacker to execute day-ruining commands such as temperature change controls or shutting down the grill altogether."
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384,000 sites pull code from sketchy code library recently bought by Chinese firm: Okay, zugegeben, die Grill-Sicherheitslücke ist jetzt nicht so super beunruhigend für die meisten Menschen. Aber das Beispiel in diesem Artikel zeigt, an welchen Stellen es heikel werden kann. Wenn zum Beispiel ein viel benutzter Code oder Webdienst verkauft wird - und plötzlich ganz andere Dinge macht. Kurz: "The power of supply-chain attacks". Und was heißt das? "In February, China-based company Funnull acquired the domain and the GitHub account that hosted the JavaScript code. On June 25, researchers from security firm Sansec reported that code hosted on the polyfill domain had been changed to redirect users to adult- and gambling-themed websites. The code was deliberately designed to mask the redirections by performing them only at certain times of the day and only against visitors who met specific criteria."
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Average ransomware payment demands soars as criminals grow more confident: So, und noch was Abschließendes aus der Welt der Cyberkriminellen: "New research has identified the recent rise in ransomware demands as a reflection of the rising confidence by criminal gangs in their abilities, in the data they steal, and in the disruptive potential of their encryptors." Im Schnitt sind die Lösegeldforderungen im ersten Halbjahr auf 5 Millionen Dollar gestiegen.
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Threads Hits 175 Million Users After a Year: Um die
TwitterX-Alternative Threads ist es ja ein bisschen ruhiger geworden. Ja, man bekommt bei Instagram immer wieder "interessante" Threads reingespült, damit man draufklickt, aber so richtig abgehoben hat der Dienst gefühlt noch nicht. Nach einem Jahr sollen es 175 Millionen User sein, heißt es. Was bedeutet das? "As with any social network, and especially for Threads, monthly users only tell part of the growth story. It's telling that, unlike Facebook, WhatsApp, and Instagram, Meta hasn't shared daily user numbers yet. That omission suggests Threads is still getting a lot of flyby traffic from people who have yet to become regular users." -
RIP: WordPerfect co-founder Bruce Bastian dies at 76: Es gab mal eine Welt, in der Microsoft Word / Office nicht das Maß aller Dinge war. Ich kann mich tatsächlich noch an WordPerfect erinnern (und, ja, habe mal auf einem Amiga 1000 selbst ein "Redaktionssystem" für unsere Schülerzeitung programmiert, so wenig brauchbare Textverarbeitungsprogramme gab es damals). "Microsoft Windows also debuted in 1985 and its rapid adoption in the years that followed meant WordPerfect had to compete on a new platform. By July 1991, WordPerfect's share had started to slip and within a few years, Windows and Word had taken over. That year, Forbes estimated the net worth of Bastian and Ashton at $600 million each, according to the Salt Lake Tribune."
Undisruptable Technology im Bild
Moshi and Neil on stage giving some emotional improv. pic.twitter.com/yVLGpTZkYJ
— kyutai (@kyutai_labs) July 3, 2024
Es mangelt ja gerade nicht an KI-Demonstrationen, aber die hier fand ich schon beeindruckend. Liegt wahrscheinlich daran, dass Stimme bzw. Audio immer was hermacht. Mehr dazu gibt es hier, unter anderem auch den Link zu einer längeren Keynote.
Und zuletzt...
Japan hat jetzt einen Erfolg bei der Digitalisierung des Landes bekanntgegeben: Die Floppy-Disk ist besiegt. Klingt nach einem schlechten Scherz oder einer 20 Jahre alten Meldung? Mitnichten. "Digital Minister Taro Kono, the politician behind the modernization of the Japanese government's tech, has made his distaste for floppy disks and other old office tech, like fax machines, quite public. Kono, who's reportedly considering a second presidential run, told Reuters in a statement today: We have won the war on floppy disks on June 28!" Klingt ein bisschen martialisch, aber damit ist Japan auch nicht das letzte Land oder der letzte Ort, der sich von der Floppy verabschiedet (die immer noch das Speichern-Symbol in vielen Anwendungen ist): "But Japan isn't the only government body with surprisingly recent ties to the technology. For example, San Francisco's Muni Metro light rail uses a train control system that uses software that runs off floppy disks and plans to keep doing so until 2030. The US Air Force used using 8-inch floppies until 2019. Outside of the public sector, floppy disks remain common in numerous industries, including embroidery, cargo airlines, and CNC machines. We reported on Chuck E. Cheese using floppy disks for its animatronics as recently as January 2023."
Okay, okay, aber einen habe ich noch. Nicht so weit weg wie Japan, es geht nur nach Bayern. Und die "Spiegel Online"-Schlagzeile fasst eigentlich schon alles gut zusammen: "Weil der Gast 16 Biere einzeln mit EC-Karte zahlt, ruft der Wirt die Polizei". Am Ende ein kultureller und analog-digitaler Konflikt, der zum Polizeieinsatz geführt hat: "In Lettland, der Heimat des 21-jährigen Biertrinkers, ist Kartenzahlung auch bei Kleinstbeträgen nicht nur gängig, sondern ausdrücklich erwünscht." In Bayern, so viel sei gespoilert, nicht. Prost.