Omnibus in Österreich | Unternehmen im Klimacheck
Neue Analyse auf Klimadashboard.at zeigt Emissionen der börsennotierten Unternehmen Österreichs
Was bedeutet die heutige Omnibus-Abstimmung für österreichische Unternehmen? Konkrete Zahlen dazu am Ende dieser Aussendung. ⬇️
Wie viel Treibhausgase stoßen Österreichs führende Konzerne aus – und wo stehen sie beim Klimaschutz? Eine neue Recherche auf Klimadashboard.at analysiert erstmals systematisch die berichteten Emissionen der 20 ATX-Unternehmen über den Zeitraum 2015 bis 2023. In einem interaktiven Vergleich lassen sich die Emissionsverläufe der Unternehmen visualisieren – inklusive Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Emissionen. Zudem wurde erhoben, ob und welche Klimaziele sich die Konzerne gesetzt haben.
Fünf zentrale Erkenntnisse der Analyse:
Banken: Finanzierte Emissionen dominieren – Bei den Banken Erste Group, Raiffeisenbank International und BAWAG zeigt sich ein klares Bild: Der Großteil ihrer Emissionen fällt nicht im eigenen Betrieb an, sondern entsteht durch Finanzierungen. Besonders deutlich wird das bei der Erste Group: Während die direkten (Scope 1) und energiebezogenen (Scope 2) Emissionen der Banken im Jahr 2023 zusammen bei 62 Tausend Tonnen CO₂e lagen, betrugen die finanzierten Emissionen im Scope 3 über 28 Millionen Tonnen. In den Jahren zuvor wurden diese Emissionen teils noch nicht erfasst oder berichtet – 2016 und 2017 lagen die berichteten Scope-3-Werte nur im niedrigen Tausenderbereich, da finanzierte Emissionen noch nicht hinzugezählt wurden.
Staatsbeteiligungen mit stark unterschiedlichen Emissionsprofilen – Die drei ATX-Unternehmen mit Beteiligung der Staatsholding ÖBAG zeigen große Unterschiede: Die OMV verursacht mit Abstand die meisten Emissionen – 2023 waren es rund 135 Millionen Tonnen CO₂e. Der Stromkonzern VERBUND kam im selben Jahr auf etwa 4.9 Millionen Tonnen, während die Österreichische Post bei rund 297.000 Tonnen lag.
OMV: Emissionsspitzenreiter des ATX – Mit der aktuellen Datenlage verursacht kein anderes Unternehmen im ATX so viele Emissionen wie die OMV. Ihr Geschäftsmodell – vor allem Öl- und Gasförderung und Verarbeitung – schlägt sich in einem besonders hohen CO₂-Fußabdruck nieder. Die Emissionen der OMV übertreffen jene der übrigen Konzerne um ein Vielfaches.
Lücken und Verspätungen beim Klimareporting – Mehrere Unternehmen haben bisher keine oder nur unvollständige Daten zu Scope-3-Emissionen veröffentlicht – etwa STRABAG, die für das Geschäftsjahr 2023 noch keine solchen Zahlen vorgelegt hatten. Auch ANDRITZ hat seine Scope-3-Emissionen erst im März 2025 erstmals veröffentlicht. Der Catering-Konzern Do & Co wiederum hat überhaupt erst für die Jahre 2022 und 2023 vollständige Emissionsdaten berichtet. Die Transparenz beim Klimareporting für den Zeitraum 2015-2023 variiert damit stark innerhalb des ATX.
Scope-3-Emissionen lassen sich vor 2024 nur schwer vergleichen. Die Unternehmen haben unterschiedliche Kategorien einbezogen – manche berichten nur über Reiseaktivitäten, andere auch über die Emissionen ihrer Produkte. Einheitliche Standards fehlten bisher. Mit der neuen EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD - Corporate Sustainability Reporting Directive) kommt jedoch mehr Klarheit: Künftig müssen Unternehmen umfassender und vergleichbarer berichten.
CSRD & OMNIBUS: Rückschritt bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung

Die Hoffnung auf eine verbesserte Datenlage könnte aber bald schon wieder gemindert werden: Am heutigen Donnerstag stimmt das EU-Parlament über einen Vorschlag der EU-Kommission ab, der die Berichtspflichten im Rahmen der CSRD verschieben würde. In einem zweiten Schritt sollen dann nur noch Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden sowie über 50 Mio. Euro Jahresumsatz oder 25 Mio. Euro Bilanzsumme berichtspflichtig sein.
Für Österreich bedeutet das eine massive Reduktion der Unternehmen, die zu Klima und Nachhaltigkeit berichten müssen. Das Bundesministerium für Justiz teilt auf Anfrage mit, dass keine exakten Zahlen zur Anzahl der Unternehmen mit über 1.000 Mitarbeitenden vorliegen. Das Ministerium schätzt jedoch, dass ab dem Geschäftsjahr 2024 rund 100 Unternehmen und ab dem zweiten Berichtszeitraum zusätzlich etwa 430 Mutterunternehmen unter die Berichtspflicht fallen würden.
Eine Kurzstudie von Josef Baumüller (WU & TU Wien) kommt zu dem Schluss, dass rund 90 Prozent weniger Unternehmen als bisher berichten müssten. Demnach würden künftig nur noch etwa 100 bis 250 Unternehmen in Österreich unter die CSRD fallen. Besonders stark fällt die Reduktion in den Sektoren “produzierendes Gewerbe” und “Immobilien” aus. Im emissionsintensiven Sektor „Zement“ bleibt von 13 Unternehmen kein einziges berichtspflichtig, dabei kamen 2021 allein in Österreich 1.9 Millionen Tonnen CO2e aus der Zementherstellung. Im Sektor „Social Services“ müssen dagegen 4 von 10 Unternehmen weiterhin berichten.
👉 Zur Kurzstudie von Josef Baumüller
📊 Zu den Visualisierungen auf klimadashboard.at
Für Rückfragen steht das Team unter team@klimadashboard.org jederzeit gern zu Verfügung. Mit dieser Recherche hat das Klimadashboard Neuland betreten – über ein Jahr lang haben wir Nachhaltigkeitsberichte durchgearbeitet und mit vielen Expert:innen gesprochen. Wenn du Verbesserungsideen hast oder dir ein Fehler auffällt, gib uns gern Bescheid!