NEWS: Deutschlands 1,5°C-CO₂-Budget aufgebraucht
Größter Emissionsrückgang seit 1990: Neue Daten des Umweltbundesamts (die wir auch gleich visualisiert haben) gaben vergangene Woche Grund zur Freude. Um 10,1% und damit so stark wie in den letzten Jahrzehnten nicht, sind die Emissionen Deutschlands 2023 gesunken.
Allerdings verbirgt sich hinter diesen Zahlen noch eine zweite Wahrheit: Deutschland hat sein faires CO2-Budget für die Einhaltung der 1,5 °C-Grenze jetzt überschritten. Das zeigt der neue Bericht des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU), der die Bundesregierung in Klimafragen berät. In enger Zusammenarbeit mit den Wissenschaftler*innen des SRU haben wir eine komplett neue Visualisierung zu Deutschlands CO2-Budget gebaut.

In einem Scrollytelling-Format (also einer interaktiven Datengeschichte, die von Leser:innen per Scroll oder Swipe gesteuert werden kann) erzählen wir die Geschichte der deutschen CO2-Emissionen, angefangen im 18. Jahrhundert über den Höchststand 1979 zum Pariser Klimaabkommen und weiter bis jetzt. Als das Pariser Klimaabkommen mit seinem 1,5-Grad-Limit 2015 beschlossen wurde, hat der SRU daraufhin Deutschlands Anteil am verbleibenden CO2-Budget kalkuliert. Ab 2016 durfte Deutschland demnach maximal 5.012 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen.
Dieses Budget haben wir Anfang 2023 überschritten. Es beruht auf einer Wahrscheinlichkeit von 67%, das 1,5-Grad-Limit nicht zu überschreiten. Wenn wir das Risiko erhöhen und nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% rechnen (also quasi ein Münzwurf über unsere Zukunft entscheiden lassen), ist das Budget größer – aber auch jenes Budget haben wir bereits im Frühling 2024 überschritten. Deutschland ist damit auf einem Pfad jenseits der 1,5 Grad.
Mit der Überschreitung des nationalen CO2-Budgets ist es wichtig, Deutschlands Rolle in der Welt kritisch zu beleuchten und historische Verantwortung, internationale Klimafinanzierung, Haftungsrisiken und weitere Fragen zur Klimagerechtigkeit ernsthaft zu erörtern. Auf klimadashboard.de/co2-budget visualisieren wir auch die möglichen Pfade, um noch die Einhaltung des 1,75-Grad-Budgets zu ermöglichen – es sind zusätzliche politische Maßnahmen notwendig, um auf einen Pfad zu kommen, der mit dem völkerrechtlich bindenden Pariser Klimaabkommen kompatibel ist.

Uns war wichtig, diese oft sehr abstrakten Zahlen mit unserer neuen Visualisierung greifbar zu machen. Wir freuen uns, wenn ihr unsere Arbeit in euren Netzwerken teilt und dadurch Klimawissenschaft mehr Sichtbarkeit schenkt – das ist nämlich wichtiger denn je. Und falls ihr Feedback oder Fragen habt: wir freuen uns auf eure Rückmeldung!
Bis bald,
Team Klimadashboard