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August 9, 2021

Coworking in Sachsen-Anhalt #4

#4 Coworking und Kirche

Heute ist der internationale Coworking-Tag, sprich der Geburtstag von Coworking. Am 9. August 2005 bloggte der Programmierer Brad Neuberg, dass er heute den »San Francisco Coworking Space« gegründet hat und andere dazu einlädt, dort mit ihm zusammen statt alleine zu Hause zu arbeiten

Im ersten Monat kam niemand. Erst nachdem Neuberg anderen Menschen von seinem Coworking Space berichtete, kamen die ersten auch vorbei. Sein Coworking Space war ein Raum in einem Gemeindezentrum und hatte an zwei Tagen die Wochen geöffnet, immer montags und dienstags.

Auch von diesem Coworking Space, über das ich einen Eintrag im Coworking-ABC verfasst habe, lässt sich heute noch viel lernen: Erstens, aller Anfang ist schwer. Zweitens, Coworking muss man stets erklären. Und drittens, Coworking funktioniert dann, wenn es auch ein Bedürfnis danach gibt.

Anscheinend hat die Kirche ein Bedürfnis danach entwickelt und dies nicht nur für ihre leerstehenden Immobilien, sondern um wieder einen Kontakt zu den Menschen zu bekommen. Zuletzt haben sich hierzulande verschiedene, kirchliche Coworking Spaces und derartige Initiativen gegründet.

Viel Spaß beim Lesen!


FOKUSTHEMA

Ora et labora

Schon die alte Mönchsregel »Ora et labora!« – »Bete und arbeite!« – verweist darauf, dass das Thema Arbeit der Kirche nicht fremd ist. Durch diesen ersten Versuch einer Work-Life-Balance sollte Mönchen das Leben im Kloster ermöglicht werden, in dem die Versorgung mit dem Lebensnotwendigen durch die Gemeinschaft garantiert wurde. In diesem Sinne waren die ersten Klöster bereits eine Art von Coworking Space.

Heutzutage versuchen die Kirchen durch Coworking Spaces eine neue Form der Gemeinschaftsbildung und wollen den Menschen in ihrem Umfeld einen offenen Raum für modernes Arbeiten, aber in erster Linie für selbstbestimmtes Arbeiten, anbieten. Durch dieses Angebot, das wie immer beim Coworking eine direkte Antwort auf Bedürfnisse von Menschen ist, können die Kirchen vielleicht wieder mit den Menschen in Kontakt kommen.

In den USA gibt es bereits seit Jahren Coworking Spaces verschiedener religiöser Insitutionen. Da wären zum Beispiel die St.-Lydia-Kirche im New Yorker Bezirk Brooklyn, die sowohl Café als auch Coworking Space ist. Genau wie der »Epiphany Space« in Los Angeles oder die Synagoge in Flatbush, einem Stadtteil in Brooklyn. Seit wenigen Jahren gibt es auchbereits erste Beispiele für kirchliche Coworking Spaces in Europa.

Die Coworking Spaces »Mirabell 5« in Salzburg und »Blau 10« in Zürich gelten als kirchliche Pioniere in der Coworking-Szene Europas. Beide Coworking Spaces legen einen Fokus auf Startups, die versuchen, soziale Fragen zu beantworten. In Deutschland zählt die Plattform »Christliches Coworking« bereits acht Coworking-Projekte, darunter das »Christliche Gründer:innenHaus Steiler Berg« in Halle (Saale) in Sachsen-Anhalt.

Ein positiver Nebeneffekt von kirchlichen Coworking Spaces ist die ›sinnvolle Bewirtschaftung der eigenen Immobilien‹, schreiben die Autor:innen des Leitfadens »Coworking in der Kirche«. Sie betonen aber auch die diakonische Dimension, denn ›Coworking heißt auch, Menschen in ihrem Arbeitsalltag zu unterstützen‹. Diesen Anspruch stellen die Kirchen an sich als Sozialraum in der Nachbarschaft, in der Stadt und auf dem Land.

Mitglieder der CoWorkLand eG haben deshalb einen Arbeitskreis Kirchen-Coworking gegründet und unterstützen verschiedene Initiativen bei dem Thema. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass sich in Zukunft immer mehr Kirchengemeinden mit diesem Thema beschäftigen und somit auch die Coworking-Idee in vollkommen neue Bereiche und auch neue Regionen bringen werden. Darauf und alles was kommt, bin ich schon sehr gespannt.


LINKTIPP

Coworking in der Kirche

Der bereits erwähnte Leitfaden »Coworking in der Kirche« wurde Anfang 2021 von der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung – kurz nur »midi« genannt – veröffentlicht. Der Leitfaden gibt erste Denkanstöße für Kirchengemeinden, die sich mit dem Thema Coworking beschäftigen möchten, hilft bei der Argumentation, warum ein kirchliches Coworking Space eine gute Idee ist und spricht Unterschiede in der Stadt und auf dem Land an.


POSTSKRIPTUM

Und was ist mit Banken?

Neben den Kirchen beschäftigen sich auch immer mehr Banken, die zweite große Institution an fast jedem Marktplatz, mit dem Thema Coworking. In den vergangenen Jahren haben einige Sparkassen und Banken verschiedene Coworking-Projekte gestartet. Besonders genossenschaftliche Banken haben sich dem Thema auf beeindruckende Art und Weise angenommen, wie ich in der nächsten Ausgabe dieses Newsletters aufzeigen möchte.

One more thing… der nächste Video-Call zu Coworking in Sachsen-Anhalt, in dem wir uns eine Stunde offen über alles zu dem Thema unterhalten können, findet am 26.08.2021 ab 9:30 Uhr statt.

Bis denn, dann… Tobias Kremkau

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