Coworking in Sachsen-Anhalt #2
#2 Workation
Der zweite Newsletter zu Coworking in Sachsen-Anhalt sollte schon zu Beginn des Monats Juni erscheinen. Leider schaffte ich das nicht, denn ich war zuletzt sehr viel unterwegs. Vor allem im Norden von Sachsen-Anhalt, was ich sehr genoss.
Zuerst war ich in der schönen Hansestadt Salzwedel, wo ich über Coworking redete (die Volksstimme berichtete). Danach besuchte ich die Hansestädte Osterburg, Gardelegen und Stendal, wo auch über Coworking nachgedacht wird.
In den nächsten Wochen stehen noch weitere Termine in Magdeburg, Arendsee und auch in Kalbe (Milde) an, wo ein lokaler Verein ein Coworking Space im ehemaligen Gerichtsgebäude der Stadt starten möchte. Ich bin gespannt.
Bei diesen Besuchen fiel mir auf, wie oft Coworking in Kombination mit touristischen Konzepten gedacht wird. Deshalb stelle ich in dieser Ausgabe einen Workation-Ort auf Rügen vor, an dessen Beispiel sich diese Idee gut verstehen lässt.
Wer den Begriff Workation noch nicht kennt, dem empfehle ich in den Linktipps einen von mir moderierten Podcast, in dem ich den Begriff und das Betriebsmodell erkläre. Wer danach noch Fragen hat, kann mir gerne schreiben.
Viel Spaß beim nachhören und auch weiterlesen!
FOKUSTHEMA
Arbeiten, wo andere Urlaub machen
Der Coworking Space »Project Bay« in Lietzow auf Rügen, direkt am Großen Jasmunder Bodden, wurde im Juli 2020 eröffnet. Mitten in der Pandemie und dann auch noch in einem der wohl weniger bekannten Orte der Ostseeinsel.
Doch nach nun fast einem Jahr Betrieb, kann Mitgründer Hannes Trettin rückblickend ein sehr positives Fazit ziehen: »Im ersten Sommer waren wir überrannt und schnell bei einer Auslastung von 100 Prozent«.
Dies änderte sich erst ab letzten Oktober, mit dem langen Lockdown, als teilweise nur noch wenige Gäste von dort arbeiten durften. Seit Mai 2021 geht es aber wieder aufwärts. Die Auslastung steigert sich von Woche zu Woche.
Neben dem Coworking Space, mit seinen Arbeitsplätzen, Büros für Teams und auch Seminarräumen, ist ein weiteres Standbein das Übernachtungsgeschäft. Insgesamt stehen im »Project Bay« debn Gästen 36 Schlafplätze zur Verfügung.
Die waren auch während der Lockdowns gefragt, da Übernachtungen bei beruflichen Reisen weiterhin möglich waren. Geschlossen war der »Project Bay« auch nicht im Winter. Bisher blieben die Gäste im Schnitt eine Woche lang da.
Zu Beginn kamen selbstverständlich viele Wassersportler:innen, doch bereits im ersten Sommer entdeckten auch Studierende, Beamte und Mitarbeiter:innen aus Unternehmen den Ort für sich, um lieber von dort aus zu arbeiten.
Dass der »Project Bay« verschiedene Betriebsmodelle wie Coworking, Workation und Retreat abdeckt, ist für Hannes Trettin ein wesentlicher Grund für den schnellen Erfolg des Ortes: »Der Fokus auf ein Modell funktioniert hier nicht«.
Ein Coworking Space ist der »Project Bay« für Einheimische. Andere verbinden hier ihre Arbeit mit Urlaub bzw. einem Feierabend dort, wo andere Urlaub machen. Die Teams aus den Metropolen suchen hier einen ruhigen Rückzugsort.
Diese Vielfalt soll weiter ausgebaut werden, erklärt mir Hannes Trettin am Telefon. Ein Makerspace ist in Planung und neue Events sollen sich den Themen in der Region widmen. Außerdem wird ein Accelerator für Start-ups aufgebaut.
Mit Mikroapartments möchte man Zuziehenden und Rückkehrer:innen, die Wohnraum suchen, zum Start helfen. Die Schulen vor Ort sollen beim Thema Digitalisierung unterstützt werden. Der »Project Bay« setzt Impulse.
Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat ihn bereits als digitalen Innovationsraum auf dem Land ausgezeichnet. Coworking ist die Keimzelle dieses Innovationshubs für Digitalisierung und Nachhaltigkeit, um den herum Neues möglich ist.
LINKTIPP
Digitale Provinz Voices
Seit Kurzem moderiere ich, im Wechsel mit Katja Diehl und Frederik Fischer, den Podcast »Digitale Provinz Voices« der Magdeburger Agentur »Korrektur NachOben«. In der letzten Folge habe ich den Begriff Workation im Podcast erklärt.
Damit ist ein Betriebsmodell von Coworking Spaces im ländlichen Raum gemeint, das mit touristischen Konzepten verknüpft ist. Es ermöglicht Menschen von dort zu arbeiten (und Feierabend zu machen), wo andere Urlaub machen. Perfekt, oder?
POSTSKRIPTUM
Ausblick bis zu den Sommerferien
Nächste Woche Donnerstag biete ich wieder eine Sprechstunde zum Thema Coworking an. Am 1. Juli von 9:30 Uhr bis 10:30 Uhr können wir uns eine Stunde über die neuesten Entwicklungen, aktuellsten Meldungen und dringendsten Fragen unterhalten. Den Link gibt es kurz vorher mit einer gesonderten E-Mail.
Das Thema für die nächste Ausgabe steht auch schon fest: kommunale Coworking Spaces. Bundesweit gründen immer mehr Kommunen selber Coworking Spaces statt darauf zu warten, dass es jemand anderes macht. Diese Entwicklung möchte ich gerne aufzeigen, erklären und auch zum Selbermachen inspirieren.
Bis denn, dann… Tobias Kremkau