September-Ausgabe 2021
Hallo und herzlich willkommen zur September-Ausgabe des Vreundschaftsbriefs!
Erst mal: CRUNCH!
ANARCHIE DÉCO ist erschienen! Alles rund um den Countdown - YouTube-Videos, Podcastlesung, Spotify-Playlist, Werkstattbericht, Interview und erste Rezensionen findet ihr hier. Wir freuen uns total über die vielen schönen Rückmeldungen und eure Begeisterung!
Die September-Folge des GENDERSWAPPED PODCAST steht ganz im Zeichen von Anarchie Déco: Christian war zu Gast für ein Gespräch über Magie und Magiesysteme! Wir reden über den Zauber von Quantensprüngen, die Ideen hinter der Magie in Anarchie Déco und vieles mehr.
Im Audio-Extra geht es dann um unseren magischen Top und Flop 3 - eine ziemlich lustige Aufzählung ist das geworfen, finden wir. Hören könnt ihr die Audio-Extras, wenn ihr das entsprechende Level bei Patreon wählt.
Bereits erschienen ist eine SciFi-Anthologie, zu der wir alle beigetragen haben: Future Work - Die Arbeit von Übermorgen. Ein paar Gedanken dazu findet ihr unten im Fluff, die crunchigen Fakten: Die Anthologie umfasst 15 Kurzgeschichten und wurde von Lars Schmeink und Ralf Schneider herausgegeben. Die Printfassung könnt ihr für € 25,00 bestellen, aber es gibt auch eine kostenfreie Online-Version. Mehr Infos zum Projekt findet ihr auf der Website https://arbeit2100.de/.
Von Judith und Christian stammt die Geschichte “Das Eden-Protokoll”, in der eine KI die Probleme der Menschheit löst - oder doch nicht?
Lena hat die Geschichte “3,78 LifePoints” beigetragen, in der sich Hauptfigur Amii durch eine cyberpunkige Geschichte rund um prekäre Lebenssituationen, Gig Economy und Schmerzkrankheit schlägt.
In ein paar Tagen, am 15.09.2021, erscheint das Science Fiction Jahr 2021. Von Lena stammt darin der Essay: Eine Stimme für alle - Wie Internet und Social Media das Geschichtenerzählen revolutionieren. Darin geht es um Kunstschaffende, die ihre Inhalte kostenfrei ins Internet stellen, um die Geschichten erzählen zu können, die ihnen am Herzen liegen - und wie das dann wiederum Auswirkungen auf klassische Vermarktungswege hat.
Bereits frisch erschienen ist die 6. Ausgabe von QUEERWELTEN, die ihr, wenn ihr sie noch nicht habt, bei Ach Je bestellen könnt.
Termine
11.09.2021, 19 Uhr - Soiree Fantastique: Die Vögte lesen in der “Übermorgenwelt” in Ulm aus ANARCHIE DÉCO!
18.09.2021, 12-13 Uhr - Signierstunde: Die Vögte signieren in der Mayerschen Aachen “Anarchie Déco” und bringen VögTee mit.
3.10.2021, 20 Uhr - virtuelle Lesung bei den Brennenden Buchstaben: Vor virtueller Kulisse (vermutlich gibt es eine 1928er-Nachtclub-Bühne!) lesen die Vögte aus ANARCHIE DÉCO. Momentan gibts nur den Link zum Youtube-Channel der Brennenden Buchstaben, die Uhrzeit kann sich auch noch ändern!
Am 06.10.2021 um 20 Uhr könnt ihr uns dreien, zusammen mit James Sullivan und unter Leitung von Sarah Fartuun Heinze, beim Spielen zuschauen: Nämlich im 2. Teil von Sarahs Projekt, in dem sie Rollenspiel mit Theaterleuten und Rollenspieler*innen macht und mal schaut, wo da die Gemeinsamkeiten und Unterschiede liegen. Das Publikum soll mit einbezogen werden, also lohnt es sich, live dabeizusein. Das Ganze findet im Twitch-Channel von PnPTings statt.
9.10.2021, 20 Uhr - Double Feature mit James Sullivan: Zum Erscheinen von James‘ neuem Roman „Die Chroniken von Beskadur: Das Erbe der Elfenmagierin“ gibts Dialoglesungen aus BESKADUR und ANARCHIE DÉCO und Gespräche übers Schreiben und die Phantastik, Wir streamen dieses Treffen (hoffentlich) auf Judiths Twitch– und James‘ Instagram-Kanal.
FLUFF
Werkstattbericht zu Future Work
Lena:
Die Ausschreibung zur Anthologie stellte die Frage, wie wir in Deutschland und am Ende des 21. Jahrhunderts wohl arbeiten werden. Eine der Fragestellungen drehte sich auch darum, wie Institutionen in ein paar Jahrzehnten wohl aussehen mögen - und damit war auch gleich meine Idee geboren. Denn meine Geschichte “3,78 LifePoints” ist im Prinzip einfach nur eine Reflektion über eine auf 180 % gedrehte Version des heutigen Jobcenters, mit dessen menschenfeindlichen Methoden und Ideologien ich - zum Glück nur beruflich! - immer wieder zu tun habe. Dazu kommen die immer stärker werdende Gig-Economy, die es ja auch heute schon gibt und die den Arbeitsschutz immer weiter aushöhlt (ihr kennt das Prinzip von Firmen wie Uber, Lieferando und Co.), stetige Überwachung und ein Hauch Cybertechnik in Form von Implantaten, die chronische Schmerzen ausschalten können - wenn man denn genug LifePoints dafür hat. Fun Fact: Ich beschreibe in der Geschichte unter anderem auch, wie sich ein Migräne-Anfall für mich anfühlt und war beim Schreiben so überzeugend, dass ich wirklich Migräne davon bekommen habe …
Ansonsten finde ich das Projekt sehr spannend, denn es ist für mich das erste Mal, dass ich eine Kurzgeschichte nicht für einen Belletristik-Verlag, sondern im Rahmen eines akademischen Projekts geschrieben habe. Das Lektorat der beiden Herausgeber war sehr gut und dass die Geschichten alle auch als Open Access erscheinen, finde ich super. Übrigens wird es auch eine Konferenz geben, bei der auch einige der Autor_innen der Anthologie lesen und diskutieren. Die Veranstaltung findet in Präsenz in Karlsruhe statt, es soll aber einen Livestream geben. Schaut doch mal rein ins Programm: https://arbeit2100.de/oeffentliche-konferenz-2021-programm/
Christian:
Sowohl das Thema der Antho als auch der Forschungsfokus haben mich sehr angesprochen, denn ich denke, dass wir gerade an einem Scheideweg stehen. Automatisierung in allen Lebensbereichen nimmt uns immer mehr Arbeit ab und das sollte uns eigentlich nicht erschrecken, sondern gut für uns sein. Die Verteilung von Vermögen in unserer Gesellschaft, die immer stärker klaffende Schere zwischen Arm und Reich, verwandeln die mögliche Utopie aber in ein Schreckensszenario. Über ein Grundeinkommen werden wir früher oder später nicht herumkommen, aber wir müssen jetzt entscheiden, wie es aussehen soll. Werden automatisierte Produktionsmittel für alle ein Leben in Wohlstand erlauben, oder werden wir es weiterhin einzelnen Rich Kids erlauben, auf dem Mars ihre Konten zu vergleichen auf Kosten der Ressourcen unseres Planeten und seiner Bewohnenden?
Verknüpft haben wir diese Fragestellungen mit den Themen der technischen Singularität, also einer sich rasant selbst weiterentwickelnden KI, und der Simulation der Realität. Denn sollte eine fortgeschrittene KI tatsächlich in der Lage sein, die Welt, in der wir leben, vollständig zu simulieren, ist es aus Physikersicht sehr viel wahrscheinlicher, dass wir in einer Computersimulation leben als in der “echten Welt”. Aber keine Sorge, für unsere Lebensrealität macht das keinerlei Unterschied ...
Von Impfverweiger_innen, Abtreibungsgegner_innen, TERFs
Auf den ersten Blick scheint kein weltanschaulicher Zusammenhang zwischen diesen drei Gruppen zu bestehen, trotzdem begegnen sie uns immer wieder im Drei-für-den-Preis-von-einem-Paket. Wie kann das sein? Und wie bekommen sie den geistigen Spagat hin, über die Körper von Schwangeren verfügen zu wollen und gleichzeitig beim Impfen “My body, my choice!” zu skandieren?
Ich (Judith) hab vor kurzem getwittert:
“Es wäre echt amazing, wenn auch Freiheit intersektional verstanden würde. Don't ask "Wie kann ich möglichst viel Freiheit für mich?", ask "Was kann ich für die Freiheit aller tun" und da gehört geh dich the fuck impfen nun mal dazu.”
Das werde ich hier ein kleines bisschen ausführen. Viele politische Strömungen schreiben sich “Freiheit” auf die Fahnen und I’m all here for Freiheit. Als wir in der Schule ein Graffiti mit einem für uns bedeutungsvollen Wort sprayen sollten, habe ich in großen Lettern Freiheit mit der Silhouette eines Mäusebussards gesprayt - die Silhouette ziert außerdem seit 10 Jahren als Tattoo meinen Rücken. Freiheit ist ein tolles, großes Wort, wirkmächtig und emotional. Wir denken dabei spontan an Reisen und an unberührte Natur - und nicht an Abtreibung, Geflüchtete und geschlechtliche Selbstbestimmung, was zeigt, in was für einer Dichotomie aus Privilegien und Marginalisierung das Wort Freiheit existiert.
Als Mitglieder einer Gesellschaft sollte uns bei allen romantischen Freiheitsgedanken klar sein: Die egoistische Freiheit der einzelnen Person ist wertlos, Freiheit kann nur verschränkt mit der Freiheit anderer funktionieren. Freiheit, die alles auf persönliche Lebensentscheidungen reduziert, macht dich zugleich enorm unfrei, wenn du mal ne schlechte Entscheidung getroffen hast und extrem hilflos, wenn ein Problem durch Einzelentscheidung nicht beeinflussbar ist, wie das bei jeder strukturellen Marginalisierung der Fall ist. Freiheit aller kann aber nur strukturell und intersektional gedacht werden.
Und deshalb geht euch das Recht auf Abtreibung auch dann etwas an, wenn ihr nicht schwanger werden könnt. Das Recht auf Selbstbestimmung von trans, inter, nichtbinären Menschen geht euch was an, auch wenn ihr nicht trans, inter, nichtbinär seid. Und ja, auch euch impfen zu lassen, um andere, insbesondere Kinder, die sich nicht impfen lassen können, zu schützen, ist Teil davon, die ineinanderverschränkte Freiheit von allen zu sichern. Egoistischer, neoliberaler Freiheitsgedanke kann einfach richtig gründlich in die Tonne, diese Freiheit ist WERTLOS. Stellt euch einfach vor, Neoliberale sehen Freiheit wie ein Bällebad. “Die Freiheit des einen endet da, wo die Freiheit des anderen beginnt” - aber manche Bälle sind größer als andere, drängen andere Bälle zusammen und nehmen einfach mehr Raum ein, weil sie in diesem Raum eben mehr Privilegien haben. Also - eher nicht so die Gesellschaft, die wir erreichen wollen. Die liberale Beschreibung von Freiheit kann also weg - stellt euch vor, eine freiheitliche Gesellschaft funktioniert so, dass all unsere individuellen Freiheiten miteinander verschränkt sind - ich brauche jetzt ein Bild, das ähnlich gut funktioniert wie das Bällebad, hmm … Wir sind viele kleine Lichtpunkte, und die Lichtstrahlen, die wir aussenden, können sich überschneiden, ohne dass sie dabei Schaden nehmen. Ohne dass wir an die Grenzen des jeweils anderen stoßen. Okayes Bild? (Na ja, ich weiß noch nicht.)
Das bedeutet aber: Die Freiheit anderer Menschen geht euch IMMER etwas an. Denn wenn strukturelle Mechanismen, in Kraft tretende verschärfte Gesetze und faschistische Regierungen ein dunkles Tuch ausbreiten, hilft es nicht zu sagen: “Na ja, aber ich leuchte in einer Farbe, die davon nicht betroffen ist.”
Which means: Als Menschen ohne Uterus - informiert euch über den Kampf gegen die Kriminalisierung von Abtreibung! Informiert euch über die Abschaffung des TSG, auch wenn ihr nicht selbst von einem Selbstbestimmungsgesetz profitiert! Die Flucht aus dem eigenen Land ist ein Menschenrecht, aber das Finden einer neuen Heimat ist keines - welche Freiheit ist es zu fliehen, aber niemals anzukommen?
Es geht darum, dass patriarchale, cis-normative, eurozentrische, rechtskonservative Gesetzgebung überall, wo es “legal” möglich ist, gewaltsam in das Leben eurer Mitmenschen eingreift und damit auch in euer Leben, denn unsere Freiheit ist verschränkt! Macht euch nichts vor: Restriktionen betreffen immer vor allem die gesellschaftlich Schwächsten mit der geringsten "Lobby", aber das heißt nicht, dass ihr safe seid. Eure Freiheit ist nichts wert, wenn die schwangere Person und die trans Person und die Geflüchtete drei Häuser weiter nicht über ihre Körper und ihre Leben bestimmen dürfen. Ich verstehe einfach nicht, dass so viele dazu schweigen, als hätten sie keine Meinung dazu oder als könnte man zum Beispiel exakt dann für Entkriminalisierung von Abtreibungen sein, wenn man abtreiben wil. Es herrscht auch hier seit 150 Jahren ein AbtreibungsVERBOT, Verstoß dagegen ist nur unter bestimmten, sehr eng gesteckten Voraussetzungen straffrei. Ist euch klar, dass es je nach Legislative easy ist, diese Straffreiheit weiter zu beschneiden oder ganz rückgängig zu machen, solange der Scheiß im Strafgesetzbuch steht, wo er NICHTS zu suchen hat? Ist euch klar, dass der ergänzende Paragraph 219, der Werbung für a.k.a. Information über Schwangerschaftsabbrüche unter Strafe stellt, von den Nazis erlassen wurde?
Was in Texas passiert ist nicht losgelöst von den Wünschen Konservativer in Deutschland. Das praktische Unmöglichmachen von - in den USA - längst legalisierter Abtreibung ist nicht unabhängig von dem Beschränken von Selbstbestimmung und dem Verweigern eines sicheren Aufenthaltsorts und vielem anderen. Und was Konservative in Deutschland wünschen, hat nichts mit naiv-gutmütigem "Schutz von Leben" zu tun oder anderen Ausreden, die immer nur dann wichtig sind, wenn sie dabei helfen, Kontrolle und Macht über Marginalisierte auszuüben.
Wer in unserer Gesellschaft über wen Macht ausübt, wer wessen Freiheit wie beschneidet, wie weit sie gehen und wo sie vorerst innehalten, betrifft euch auch dann, wenn ihr nicht schwanger werden könnt, wenn ihr nicht trans, inter, nichtbinär und nicht geflüchtet seid. Wenn ihr nicht zu denen gehört, deren Rechte beschnitten werden. Macht Kämpfe wie die Abschaffung des TSGs, die 150 Jahre überfällige Legalisierung von Abtreibung, die Seenotrettung und vieles mehr zu eurer Angelegenheit!
Lena:
Diesem wunderbaren Plädoyer habe ich nichts mehr hinzuzufügen außer zwei weiterführende Links zum Thema Schwangerschaftsabbruch: Den letzten Newsletter von Teresa Bücker und die Website des Fachkongresses “150 Jahre § 218”, auf der demnächst auch die Panels und Vorträge als Video zu sehen sein werden.
Unsere VAVORITEN - Tipps zum Lesen, Schauen und Hören
Judith:
Why We Matter von Emilia Roig hat einen englischen Titel, ist aber das deutschsprachige Buch einer französischen Autorin, die in Berlin lebt. Anhand ihrer eigenen Biografie wirft Roig viele Schlaglichter auf Machtverhältnisse und erläutert, warum eine Politik der Mehrheit nie Gerechtigkeit für Minderheiten erwirken wird. Gleichzeitig ist es jedoch kein negatives Buch - es spinnt aus vielen einzelnen Fäden ein tragfähiges Netz: Intersektionalität und die Verschränkung von Lebenswirklichkeiten als wichtiger Impuls für die Gestaltung unserer Zukunft. Ein Buch, das Hoffnung macht.
Christian:
Jade City von Fonda Lee ist die Geschichte einer Clanrivalität und verbindet Martial Arts im Wuxia-Stil (ermöglicht durch bioenergetische Jade) mit Kung-Fu-Hong-Kong-Movie-Flair. Der Roman hat mich vor allem durch sein beeindruckendes Worldbuildung und seine wirklich gut gezeichneten Charaktere überzeugt. Außerdem trägt die Autorin einen Schwarzen Gürtel und das merkt auch man ihren Kampfszenen in positiver Weise an.
Lena:
Zuerst habe ich diesen Monat einen Filmtipp: Den britischen Film Pride (2014), den ich kürzlich zum ersten Mal gesehen habe. Pride erzählt nach einer wahren Begebenheit eine Episode der Geschichte, die mich in ihrer übergreifenden Solidarität sehr berührt: Nämlich die, wie 1984/85 die Lesben- und Schwulenbewegung in London den Streik der walisischen Bergleute unterstützte und sich mit dieser verbündete. Der Film ist eine echte Ensemble-Wucht mit einer Menge toller, verschrobener und gleichzeitig sehr liebenswerter Figuren. Dabei gibt es neben dem großen Plot der Streik-Unterstützung ganz viele leisere Zwischentöne, viel Ungesagtes und viele kleine Momente, die traurig, schön oder rührend sind. Ungleiche Verbündete, die sich gegen eine Übermacht zusammentun, damit kriegt man mich ja sowieso immer, und der Film ist auch so gestaltet, dass er alles in allem wirklich ans Herz geht und man am Ende heulend da sitzt und sich wünscht, dass Menschen immer so zusammenhalten würden. Also, wenn man ich ist, jedenfalls. Sicherlich ist da hier und da mal etwas sehr weichgezeichnet worden, damit der Film eher ein Feel-Good-Movie wird. Aber erstens: Manchmal braucht es ja einfach genau das, und zweitens: Die Vision, was alles möglich ist, wenn man nicht nur für das kämpft, was einen selbst betrifft (siehe auch Judiths Text oben im Fluff!), ist heute dringend nötiger als je zuvor. Pride bekommt ihr aktuell bei Amazon Prime gekauft oder für € 4,00 geliehen.
Passend dazu kann ich gleich noch eine weitere, schon etwas ältere Empfehlung anschließen: Sowohl der Film Pride als auch die wahre Begebenheit dahinter haben Einzug in das Buch Tiefrot und Radikal Bunt - Für eine neue linke Erzählung von Julia Fritzsche gehalten. In dem Buch geht es vor allem darum, was die drängenden Fragen unserer Zeit sind und wie es gelingen kann, aus diesen eine Vision zu entwickeln, die konservativen und rechtspopulistischen Kräften etwas entgegenzusetzen hat. Ob Care Revolution, Klimakrise oder eben auch queere Kämpfe: Anhand verschiedener wichtiger Themen entwirft Fritzsche Ideen, wie eine übergreifende Erzählung aussehen kann, der sich viele Menschen anschließen möchten. Ein sehr schönes und hoffnungsvolles Sachbuch, aus dem ich viel mitgenommen habe.
Zum Schluss will ich noch einen (englischsprachigen) Artikel empfehlen, den ich trotz der etwas reißerischen Überschrift sehr gut fand: Es geht um den Fall der Attack-Helikopter-Geschichte (falls euch das nichts sagt, erklärt der Artikel, was es damit auf sich hat), und es geht vor allem darum, wie die erste veröffentlichte Geschichte einer trans Autorin dazu führte, dass wegen des Titels der Geschichte, der auf einem auch in rechten Kreisen benutzten Internet-Meme basiert, dieser Autorin ihre Identität als trans Frau abgesprochen wurde und was das für sie für Folgen hatte. Besonders gut hat mir der Abschnitt dazu gefallen, wie wir als Lesende damit umgehen können, wenn wir mit einem OwnVoice-Text nicht in Resonanz gehen, und ich habe zwei neue Begriffe gelernt: Paranoid vs. Reparative Reading, über die es sich nachzudenken lohnt.
Und damit endet unser Vreundschaftsbrief für September 2021. Danke fürs Abonnieren und Lesen, wir wünschen euch einen wundervollen Monat. Bis zum nächsten Brief.
Judith, Christian und Lena