Oktober-Ausgabe 2025
Herzlich Willkommen zur Oktober-Ausgabe des Vreundschaftsbriefs!
CRUNCH
Im Oktober gabs den zweiten Teil unserer kleinen “Mit Schreiben Geld verdienen”-Reihe im Genderswapped-Podcast - diesmal reden wir mit Gästin Jasmin Neitzel über Crowdfunding und Self-Publishing.
Im Audio-Extra reden wir über Pannen beim Crowdfunding.
Auf Patreon ist unsere Ur-Faust-Trilogie nun abgeschlossen: Mit “50 Schattierungen von Dunkel” ist die letzte Das-Schwarze-Auge-Kurzgeschichte erschienen, die vor über 10 Jahren den Grundstein für “The Icebound Kingdom” gelegt hat.
Es entstehen außerdem gerade drei sehr coole Artwork-Karten zu “The Icebound Kingdom” von Mari, und die könnt ihr ergattern, indem ihr das Buch bei der Buchhandlung Graff vorbestellt (oder zum Beispiel zu unserer BuCon-Preview-Lesung kommt. ;) )!

Am 13.10. erscheint offiziell das Science Fiction Jahr 2025 - Judith und Christian sowie Lena haben beide einen Text im Jahrbuch, und zwar zum Thema Utopien, das einer der Schwerpunkte des diesjährigen Bandes ist.
Termine:
Bei Lena gibt es wieder Schreibworkshops - Details und Termine in Kürze auf der Website.
18. Oktober 2025, 13 Uhr und 16 Uhr: Es ist wieder BuCon, und Judith stellt um 13 Uhr zusammen mit Kathrin Dodenhoeft das Piper-Programm vor und redet über ihre Übersetzungen. Um 16 Uhr lesen die Vögte in einer Doppellesung zusammen mit Susann Loevenich aus “Der Glückskrämer und die Suche nach dem Glück” und “The Icebound Kingdom”. James Sullivan ist als Gaststar dabei und leiht einigen Figuren seine Stimme.
27. Oktober 2025, 19:30 Uhr: Judith ist bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber, der Buchhandlung Schmetz am Dom, zu Gast und moderiert eine Lesung mit Tad Williams!
6.-8. November 2025: Unglaublich, aber wahr - “Anarchie Déco 1930” geht auf Lesereise! Am 6.11. lesen wir in der Buchhandlung Drift in Leipzig, am 7.11. in der Buchhandlung Sputnik in Potsdam und am 8.11. in der Zentralbibliothek in Berlin! Die Uhrzeiten findet ihr beizeiten auf den Websites bzw. auf Social Media.
16. November 2025: Und genauso unglaublich, aber wahr: “The Icebound Kingdom” geht druckfrisch ebenfalls auf Reisen - auf der Buch Wien präsentieren wir unseren neuen Roman auf einem Bühnenpanel zum Thema Tropes, bei einer Signierstunde und bei einer DIY-Aktion, bei der ihr mit uns die sieben Elemente der IcKi-Welt sticken könnt. Genaueres gibts dann im nächsten Newsletter.
(Für diese Ausgabe ist uns kein FLUFF eingefallen.)
Vavoriten
Judith empfiehlt:
Automatic Noodle heißt die neue Novelle von Annalee Newitz, und ich habe sie einfach genau zur richtigen Zeit gelesen. In einer Near-Future-Nachkriegszeit versuchen vier in der Gig-Economy gestrandete Roboter in der noch jungen Republik Kalifornien, einfach nur gute Biang-Biang-Nudeln zu machen und irgendwie über die Runden zu kommen. Aber als herauskommt, dass es sich beim gesamten Team um Roboter handelt, werden sie mit schlechten Reviews und Onlinehass überzogen. Steckt individuelle, menschliche Roboterfeindlichkeit dahinter oder handelt es sich um eine orchestrierte Kampagne?
Es ist möglich, einen cozy Roman in einem quasi-postapokalyptischen Szenario zu schreiben. Alles an Newitz’ Novelle fühlt sich politisch und relevant an, und doch sind die “stakes” das Überleben eines kleinen Nudelimbisses. So was kann nicht jede*r schreiben.
Auch ein kleines, schmales Buch ist Was wäre, wenn wir mutig sind von Luisa Neubauer. Ich lese ja generell viele klimabewegte Bücher und habe ehrlich gesagt nicht erwartet, in dem Büchlein irgendetwas wirklich Neues zu finden. Ich habe auch nicht erwartet, dass ich am Ende des Buchs heulend dasitze, aber beides ist so eingetreten. Neubauer zeichnet das Bild der fossilen Lebensweise als wirkmächtige Narrative, vergleichbar mit dem Patriarchat und nennt sie “Fossilität”. Wie das Patriarchat bestimmt diese Erzählung nicht nur unsere Lebenswirklichkeit, sondern auch unsere Lebensträume, setzt Dinge in Verbindung zueinander, die uns selbstverständlich erscheinen, es aber nicht sind. Dahinter zu blicken und das zu entlarven ist die große Aufgabe von allen, die die Zukunft erzählen wollen - auch von uns Progressiv-Phantast*innen!
Lena empfiehlt:
Ein wenig nachgereichte Urlaubslektüre: Sehr gemocht habe ich Unser Deutschlandmärchen von Dinçer Güçyeter. Eine Einwanderungsgeschichte eines deutsch-türkischen Autors, fragmentiert erzählt in kurzen Geschichten, Gedichten, Dialogen und Gedanken. Immer wieder wird auch aus der Perspektive von Mutter und Großmutter des Autors erzählt. Man merkt im positiven Sinne, dass Güçyeter auch viel Lyrik schreibt - ein sprachlich wirklich sehr gelungenes Buch.
Ebenfalls autobiographische Lektüre war Simone von Anja Reich. Die Autorin und Journalistin Anja Reich arbeitet darin den Suizid ihrer Freundin Simone auf, zwanzig Jahre nachdem diese für ihr Umfeld unerwartet daran verstarb. Das Buch hat mich interessiert, weil es auch viel die DDR und die Wendezeit thematisiert, und die darin nachgezeichnete Familiengeschichte ist auf jeden Fall ein interessanter Einblick in die für mich inzwischen so typische Härte und Leistungsfixiertheit, die so viele Familien der DDR geprägt hat. Auch wenn ich mich nach dem Ende des Buches doch ein bisschen gefragt habe, ob es okay ist, so detailliert über die innersten Gedanken einer Verstorbenen zu schreiben, selbst wenn, wie in diesem Fall, ihre Familie damit einverstanden war: Die Suche der Autorin nach den Gründen, die vielen Gespräche mit Familie, Freund*innen und Bekannten der Verstorbenen und die Auszüge aus den Tagebüchern - das alles ist auf jeden Fall berührend und interessant zu lesen.
Christian empfiehlt:
Yes, Your Grace ist ein PC-Spiel, das gleichzeitig cosy und sehr düster ist. Man steuert einen König durch seine Pixelgrafik-Burg, trifft Entscheidungen, welche Petitionen seiner Untertan*innen er unterstützt, wo er seine Getreuen einsetzt, welche Deals er mit anderen Herrscher*innen schließt und vor allem, wie er mit seinen drei Töchtern umgeht. Dabei muss er ständig versuchen, allen gerecht zu werden - was sich natürlich als unlösbare Aufgabe herausstellt. Das ganze ist eine Mischung aus Game of Thrones, The King’s Dilemma und Monkey Island, hat wunderschöne Momente, aber auch sehr düstere, wenn etwa eine schier unbezwingbare feindliche Armee vor den Toren steht und man nur dem Nachbarn die Hand seiner Tochter versprechen kann, um seine Soldaten als Unterstützung zu erhalten. Oder man entscheidet sich dafür, genau das nicht zu tun. Man spielt das Spiel locker in 1W3 Abenden durch und es kostet auf Steam gerade einmal 2 €.
INITIATIVE BITTE
Wie - leider - kaum anders zu erwarten war, beschäftigt sich unsere Regierung derzeit vor allem damit, nach unten auf die Ärmsten der Armen zu treten, statt die dringenden Probleme wie die Klimakatastrophe, nicht mehr bezahlbare Mieten, steigende Gewalt gegen Frauen und Queers usw. anzugehen. Bereits beschlossen wurden härtere Sanktionen gegen Bürgergeldempfangende, wenn diese Termine nicht einhalten. Termine, deren Mitteilung per Post gerne mal nach dem Termin eingeht, Termine, die vielleicht nicht eingehalten werden können, weil man krank ist, die Kita zu hat, man arbeiten muss (ja, viele Bürgergeldempfänger*innen arbeiten und werden so schlecht bezahlt, dass sie aufstocken müssen), weil man einen wichtigen Arzttermin hat, auf den man seit 6 Monaten wartet, usw. usw. Beim Jobcenter die eigenen Sachbearbeitenden zu erreichen, um den Termin zu verschieben und dabei dann auch noch auf Verständnis zu stoßen - so gut wie unmöglich. Wenn man es überhaupt kann und nicht gerade in einer Krise ist, in der das Öffnen und Bearbeiten von Post nicht mehr möglich ist. In solchen Fällen droht nun die Vollksanktion inklusive Miete und damit schlimmstenfalls die Obdachlosigkeit. Das Existenzminimum zu kürzen oder zu streichen dürfte ohnehin verfassungswidrig sein, aber bis das womöglich im Klageweg festgestellt wurde, leben nun wieder Bürgergeldempfänger*innen in Angst vor den neuen Regelungen. Hier gibt es eine Petition, die dagegen protestiert. Und vielleicht wollt ihr ja auch euren Abgeordneten mitteilen, wie ihr diese Entscheidung findet.
Weitere existenzgefährdende Ideen für die Armen und Kranken: Es wird über die Streichung des Pflegegrad 1 nachgedacht. Dieser niedrigste Pflegegrad hilft vor allem Menschen, die noch allein daheim leben können - und ihren Angehörigen, die sie pflegen - , oft werden darüber z. B. Einkaufshilfen, Haushaltshilfen usw. finanziert, die den Betroffenen und ihren Angehörigen eine große Erleichterung sind. Die Streichung dieses Pflegegrades würde vielen Menschen das Leben in der eigenen Wohnung viel früher unmöglich machen (und sie in - viel teurere - Einrichtungen zwingen, es ist also auch aus “sparpolitischer Sicht” völliger Nonsens) und pflegenden Angehörigen - in der Überzahl Frauen - noch mehr Arbeit und Zeitaufwand aufbürden. Auch hiergegen gibt es eine Petition und auch hierzu könnt ihr euren Abgeordneten schreiben.
Danke fürs Abonnieren und Lesen!
Judith, Lena und Christian