November-Ausgabe 2025
Herzlich Willkommen zur November-Ausgabe des Vreundschaftsbriefs!
CRUNCH
Ende des Monats erscheint der neue Roman der Vögte, aka Juno Reeves: The Icebound Kingdom. Ihr könnt ihn beim Verlag oder in der Buchhandlung eurer Wahl vorbestellen, gleichzeitig gibt es aber drei weitere Vorbestellaktionen:
Bei der Buchhandlung Graff, signiert und mit drei Charakter-Karten
Auf Etsy, signiert und mit drei Charakter-Karten
Bei Buchmädchen in einer Farbschnitt-Version, ebenfalls mit Charakter-Karten (Achtung, erscheint erst im Januar 2026!)
Das Artwork zum Roman von Mari könnt ihr euch hier auf Patreon (für alle zugänglich) näher anschauen.
Im Genderswapped Podcast haben wir uns anlässlich des Romans endlich mal mit dem Thema Romantasy befasst - was mögen wir daran, wo sehen wir Probleme, wie kam es zu “The Icebound Kingdom”, und was ist eigentlich eine (un)realistische Sexzene?
Im Audio-Extra reden wir dann noch über ein neues Romantasy-Phänomen, nämlich Fanfictions mit abgefeilter Seriennummer.
Auf Patreon gab es im November die gesammelten Science-Fiction-Zeitkapseln, die Judith für die Wochenzeitung “Wirklich Aachen” geschrieben hat.
Queer*Welten 15 ist im Erscheinen begriffen, das heißt: gerade im Druck und demnächst im Versand. Ihr könnt sie hier beim Verlag bestellen, oder natürlich überall, wo es Bücher gibt.

Termine:
16.11.2025, ab 12:10 Uhr - “The Icebound Kingdom” geht druckfrisch ebenfalls auf Reisen - auf der Buch Wien präsentieren wir unseren neuen Roman auf einem Bühnenpanel zum Thema “Neuerscheinungen mit Closed Proximity Trope” (14:30 Uhr, Thalia New Adult-Bühne, Halle C), bei einer Signierstunde (15 Uhr, Halle D) und bei einer DIY-Aktion (12:10 Uhr, Halle D), bei der ihr mit uns die sieben Elemente der IcKi-Welt sticken könnt.
19.11.2025, 19:00 bis 21:30 Uhr - Workshop bei Lena zum Thema “Gendergerechte Sprache und Neopronomen in Prosatexten”. Der Workshop findet über Zoom statt. Aktuell gibt es noch freie Plätze und es ist auch noch Budget für kostenlose oder günstigere Communityplätze vorhanden - schreibt Lena einfach eine Mail! Alle Infos auf der Website.
21.11.2025, 19 Uhr - Premiere von “The Icebound Kingdom” zum bundesweiten Vorlesetag! Bei der Veranstaltung von vhs und Stadtbibliothek im Hotmannspiefviertel in Aachen lesen wir zum ersten Mal aus dem druckfrischen Buch im Ladenlokal “Lady Braut by Sisters”, Sandkaulstr. 3, Aachen. Zwischen 17 und 21 Uhr könnt ihr im ganzen Viertel kurzen Lesungen lauschen, u.a. auch unseren Aachener Phantastikkolleginnen Carina Zacharias, Susann Loevenich und Mirjam Kay Mashkour!
24.11.2025, 19:30 Uhr - Queer*Welten Live im Genderswapped Podcast! Zum Erscheinen der 15. Ausgabe machen wir wieder eine Live-Folge, in der wir das Heft vorstellen und auch etliche beteiligte Autor_innen dabei sind und ihre Texte lesen! Das Ganze findet wieder über Zoom statt, hier findet ihr schon mal den Link zum Call:
https://us06web.zoom.us/j/88650547067
Meeting-ID: 886 5054 7067
Kenncode: queer
26.11.2025, 19 Uhr - Beim “Stadtgespräch” im Theater Aachen, diesmal zum Thema “Von Utopien und Dystopien” ist Judith zu Gast und diskutiert mit den beiden Theaterregisseuren Tristan Linder und Gernot Grünewald. Der Eintritt ist frei.
6.12.2025, 18:30 Uhr - Queerer Leseabend bei Rainbow e.V.: Mit mehreren anderen Autorinnen (und Musikerinnen, Details folgen auf Social Media) sind die Vögte Teil des queeren Leseabends und lesen aus “Anarchie Déco 1930”. (Jakobstr. 161 in Aachen)
8.12.2025, 18:30 Uhr - Dernierenlesung bei “Das Buch in Eilendorf”: Die Vögte lesen in der Weißen Schule (Kirchplatz 4, Aachen-Eilendorf) aus “The Icebound Kingdom” und das stellt die letzte Lesung der Buchhandlung dar, die zum Jahresende schließt. (Inhaber Marcel Emonds übernimmt aber die Geschäftsführung von Schmetz am Dom, es ist also nicht nur traurig - aber dem Stadtteil wird die Buchhandlung sehr fehlen 🫶)
[Okay, so viele Termine gabs noch nie in einem Newsletter, der November ist A LOT. 😅]
FLUFF
Judiths Rede zur Stadtbild-Demo vom Bündnis Wir sind Aachen
Was haben das Stadtbild und die Töchter gemeinsam?
Sie sind das “andere”. Sie sind die “anderen”.
Das Stadtbild, das Merz meint, sind Männer, die aufgrund ihres Aussehens, ihrer Hautfarbe oder anderer Merkmale als “fremd”, als nicht deutsch (nicht deutsch genug) markiert werden.
(Er ist ja jetzt zurückgerudert und hat den üblichen Disclaimer eingeschoben: Die, die hart arbeiten, gehören natürlich dazu und dürfen bleiben. Die meinte er ja nicht. Als hätte man Deutschsein je durch “harte Arbeit” erlangen können - fragen Sie mal die in über mehrere Generationen stigmatisierten Gastarbeiter*innen, wie gut das klappt.)
Aber auch die Töchter, die man nach diesen Männern fragen soll, sind die “anderen”. Sie sind das Objekt im Satz “Fragen Sie mal Ihre Töchter.” Sie sind nicht wirklich agierender Teil in Merz’ Politik, der Töchter-Anteil im Bundestag ist zu klein und wird statistisch in den letzten Jahren immer kleiner. Auch Menschen mit Migrationsgeschichte sind unterrepräsentiert.
Wir kennen die Strategie, zum “Anderen” gemacht zu werden, aus vielen anderen Kontexten, sie verwirrt uns nicht, sie überrascht uns nicht, aber ja, sie enttäuscht uns immer wieder, sonst wären wir heute nicht hier.
“Fremde” Männer sind das bedrohliche “Andere”. “Unsere Töchter” sind das bedrohte “Andere” ohne eigene Stimme, das von den heimischen Männern verteidigt werden muss. Das findet gerade genau so an vielen Stellen dieser Welt Anwendung, es ist eine Art “Sieben auf einen Streich”-Antwort, mit der man vermeintlich sowohl Zuwanderung als auch sexualisierte Gewalt in die Schranken weist, und das eine mit dem anderen rechtfertigt. Rassismus, aber doch nur weil wir “unsere Töchter” beschützen wollen. (Was dann im Privaten mit ihnen passiert, ist aber wiederum egal.)
Ich könnte hier wiederholen, was schon tausendmal gesagt wurde: Dass die Antwort viel komplexer ist, dass der Großteil der Gewalt, der Frauen und weiblich gelesene Menschen ausgesetzt sind, von ihren Partnern und männlichen Familienmitgliedern ausgeht, dass es nicht genug Frauenhausplätze gibt, dass aggressive Männlichkeitsbilder immer bedrohlicher werden. Dass die dunklen Seiten des “Stadtbilds” aus Wohnungslosigkeit, Drogensucht und Perspektivlosigkeit bestehen, was durch die Politik sozialer Sparkurse und Sanktionen einfach nur weiter verschärft wird.
Aber all das hätte wieder die Movers and Shakers in diesem Land als “Subjekt”, und ich hab keine Lust mehr darauf, sie zu zentrieren.
Wir sind heute hier, um keine Objekte mehr zu sein, über die anderswo geredet wird. Um zu zeigen, dass wir nicht zur schweigenden Ausrede für Rassismus und White Supremacy herhalten.
Alles, was gerade passiert, macht so unglaublich sauer, und ich schlage euch allen vor: Macht was aus dieser Wut! Belasst es nicht bei einem gelegentlichen Zeichen der Solidarität, so wichtig es ist. Überlegt euch HEUTE, was in eurer Macht steht, welcher Organisation, welchem Verein, welcher Partei ihr beitreten könnt, wohin ihr spenden könnt, wo ihr wirksam sein könnt. Mit wem ihr euch verbünden könnt. Wen ihr unterstützen könnt. Welche Zeit ihr aufbringen könnt, in eurem Alltag. Wo könnt ihr vom Objekt zum Subjekt werden und einen Unterschied machen?
Männerbünde, Rassistinnen, Antidemokratinnen und Rechtsradikale sind nicht zimperlich darin, Strategien auszutauschen, sich zu verbünden, voneinander zu lernen und uns mit ihrer geballten Macht ein ums andere Mal zu etwas “Anderem” zu machen. Verbünden wir uns auch - die Töchter und das Stadtbild und alle anderen, die bei Männern wie Merz nie zu Wort kommen. Lassen wir nicht locker, bis wir unüberhörbar sind!
Vavoriten
Judith empfiehlt:
Neulich wollte ich ein Interview mit Manon Garcia lesen, dessen Schlagzeile ungefähr so lautete: “Es gibt eine Schnittmenge zwischen Männern, die sich weigern, die Wäsche zu waschen, und Männern, die ihre Partnerinnen schlagen.” Der Artikel war aber hinter Paywall, und da dachte ich mir, bestell ich mir einfach direkt das Buch der Philosophin: Mit Männern leben. Es dreht sich in essayhafter Form um den Pelicot-Prozess, bei dem Garcia als Beobachterin dabei war. Es ist dabei aber kein Sachbuch, das den Prozess oder die Taten zusammenfasst, auch wenn die Texte ab und an stärker ins Detail gehen. Was Garcia vor allen Dingen beobachtet, ist die “Banalität des Bösen” in diesem Prozess. Wenn über 50 Männer aller sozialen Schichten, Altersstufen, Hintergründe auf das Angebot eingehen, eine von ihrem Mann sedierte Frau zu vergewaltigen - was sagt das über Geschlechterrollen, -hierarchien, -selbstverständnis und auch über das Vertrauen aus, was wir einander entgegenbringen können? Gehört zur Konstruktion des Frauseins, dass als Frauen sozialisierte Menschen damit leben lernen, dass sie vergewaltigbar sind? Und wenn medial immer wieder darüber geredet wird, dass das Problem sei, dass Frauen Männer zu wenig lieben (wegen dem Feminismus und so, ihr wisst schon), wann reden wir darüber, dass Männer damit anfangen könnten, Frauen weniger zu hassen? Das Buch hat mich sehr beeindruckt und ich empfehle es mit dem Hinweis, beim Lesen gut auf sich zu achten.
Ein neues Buch von Charlie Jane Anders, juhu! Ich hatte Lessons in Magic and Disaster vorbestellt und dann nur auf den richtigen Moment gewartet, um es zu lesen, und das heißt: im stürmisch-regnerischen Kurzurlaub am IJsselmeer. Es als Urban Fantasy zu bezeichnen, würde dem Buch irgendwie Unrecht tun, es ist eine queere Tochter-Mutter-Generationengeschichte mit ein bisschen Magie und queerer Literaturforschung. Darin taucht jetzt zweimal das Wort “queer” auf, weil das Buch einfach auf so beeindruckende, intrinsische, hervorragende Weise genau das ist. Es geht um queere Kämpfe in der Mütter- und Tochtergeneration UND in der Generation fast vergessener britischer Autorinnen des 18. Jahrhunderts, und das verwebt sich zu einem Panorama queerer Leben, Kämpfe und Solidaritäten, das ich so in der Phantastikliteratur noch nie gelesen habe.
Lena empfiehlt:
Ich habe Entitlement von Rumaan Alam gelesen - den man vermutlich am ehesten für seinen anderen Roman Leave the World behind kennt, der auf Netflix verfilmt wurde. (Und ich hätte gerne die Romanvorlage gelesen, aber die Bibliothek-Ebook-Bestände hatten sie nicht, sondern stattdessen das 2024 erschienene Entitlement - also las ich eben das.) In dem Roman geht es um die 33-jährige Brooke, die gerade ihre Arbeit als Lehrerin aufgegeben hat und jetzt in einer Stiftung arbeitet, deren alleiniger Zweck es ist, Geld zu verschenken: Nämlich das des Milliardärs Asher Jaffe, der sein Vermögen im hohen Alter für gute Zwecke verteilen will. Zufällig erringt Brooke die Aufmerksamkeit von Asher, er bietet sich ihr als Mentor an - und Brooke ist bald gefangen zwischen dem eigentlichen Ziel der Stiftung und der Frage, wieso sie eigentlich nicht auch etwas von dem Reichtum abbekommen soll. Das Buch macht sehr viele Dinge anders, als man es erwarten würde und ich fand es faszinierend geschrieben, passend zu dem unglaublich heißen Sommer, in dem die Handlung spielt: Die Erzählperspektive bleibt dicht an den Figuren, springt gleichzeitig immer wieder auch in die Gedanken der anderen Anwesenden, die Logik, die Brooke für sich beansprucht, ist ebenso mitreißend wie offensichtlich Unsinn. Der Roman wirft sehr viele Schlaglichter auf das Thema Geld und was es mit Leuten macht, die es haben oder auch nicht haben. Ich fand es lesenswert.
Geschaut habe ich neulich die dritte Staffel von The Diplomat (Netflix), und ich liebe die Serie immer noch sehr. Man darf nicht über jeden Aspekt des Plots allzu lange nachdenken, glaube ich, aber die Serie ist für mich einfach hinreißend - von den großartigen Schauspieler*innen (z. B. Keri Russel und Ali Ahn) über die Ausstattung bis hin zu den unfassbar guten Dialogen, die für mich schon allein Grund sind, die Serie zu lieben. Die acht Folgen waren jedenfalls wieder viel zu schnell vorbei.
Christian empfiehlt:
Wir haben Blood & Sinners gesehen. Eigentlich mag ich ja Horrorfilme nicht so gerne, aber wow, war der gut! Es geht um zwei Schwarze Gangster zur Zeit Al Capones, die einen Juke in einer Scheune (eine Art Dorfdisko, aber deutlich cooler und für die Schwarze Arbeiter*innen-Community auf den Plantagen) veranstalten. Leider droht nicht nur die Gefahr durch den KKK, es gibt auch einen irischen Vampir, der sich die Veranstaltung als Beute auserkoren hat. Was dann passiert, erinnert ein bisschen an “From Dusk till Dawn”, ist aber deutlich tiefgründiger. Der Film beinhaltet großartige Blues-Tanz- und Irish-Folk-Szenen, erzählt von Erzähl- und Musiktraditionen, deren Wurzeln auf der einen Seite nach Westafrika und auf der anderen Seite nach Irland zurückreichen. Dabei geht es auch viel um das Bewahren der Geschichten einer unterdrückten Gesellschaft. Auf jeden Fall haben wir ein paar Ohrwürmer mit aus dem Film genommen.
Außerdem empfehle ich One Shot Wonders. 100 kleine, leicht vorzubereitende Abenteuer für Dungeons & Dragons, die genau die richtige Menge an Detailgrad mitbringen, um damit selbst einen Rollenspielabend zu gestalten. Die Abenteuer wurden dabei nicht um eine Reihe von Dungeons herum gebaut, wie zu viel des offiziellen Materials von Wizards of the Coast. Das Buch hat einen ENnie gewonnen und ein zweiter Teil wurde gerade mittels Crowdfunding finanziert.
INITIATIVE BITTE
Heute Mittag ist die neue Klimakampagne der Grünen gestartet. Die Absicht ist, möglichst viele Akteur*innen aus Politik und Zivilgesellschaft für eine sozial gerechte Energiewende und das Ziel der Klimaneutralität 2040 zu vereinen, Klima als Thema wieder in den Mittelpunkt zu rücken - und letztlich damit die Regierung unter Druck zu setzen. Bis zum 21.11.25 kann man außerdem ein Projekt, eine Initiative, eine Idee für den Klima-Zukunftspreis nominieren - vielleicht fällt euch was Gutes ein!
Aktuell gibt es Pläne für einen feministischen Streik um den feministischen Kampftag 2026 - vielleicht habt ihr in eurer Stadt, in eurem Ort Möglichkeiten, euch jetzt schon mal zu organisieren und anzuschließen - oder die Info einfach möglichst breit zu streuen: https://feministischerstreik.org/
Ihr könnt außerdem ein Crowdfunding unterstützen: Als einziger Verein in Deutschland vertritt der Bundesverband für NS-Verfolgte e.V. die Interessen aller Überlebenden der NS-Verfolgung und ihrer Nachkommen und muss jedes Jahr für die Finanzierung seiner Bildungsprojekte kämpfen, die in diesem Jahr nicht erneuert wurden: #ZumFeindGemacht - Bildungsprojekte beim Bundesverband für NS-Verfolgte
Danke fürs Abonnieren und Lesen!
Judith, Lena und Christian