November-Ausgabe 2023
Herzlich Willkommen zur November-Ausgabe des Vreundschaftsbriefs!
CRUNCH
Jüngst, nämlich pünktlich zum BuCon 2023, ist die neueste Ausgabe der Queer*Welten erschienen! Die 11. Ausgabe des phantastischen Kurzgeschichten-Magazins ist wieder eine Themenausgabe geworden, nämlich mit dem Schwerpunkt Hexen! Ihr findet darin sechs Kurzgeschichten, einen Essay, 8 queerfeministische Zaubersprüche und diesmal auch einen komplett auf Hexerei und Magie ausgerichteten Queertalsbericht mit Lesetipps. Wir freuen uns wie immer, wenn ihr das Heft direkt im Shop des Verlags kauft.
Und ebenfalls wie immer: Wir sind sehr dankbar für alle Rezensionen, Bewertungen, Empfehlungen, Fotos und Leseberichte auf Social Media, euren Blogs, Plattformen wie Goodreads, Lovelybooks usw.
Im Genderswapped Podcast reden Lena und Judith diesen Monat über Zukunft und Zuversicht: Wie kann man aktuell noch zuversichtlich in die Zukunft schauen, und warum ist das zwar schwierig, aber absolut notwendig? Wir empfehlen diverse Bücher und Podcastfolgen, Judith erklärt das Konzept des Handabdrucks und wir ranten über Politik und Medien.
Im Audio-Extra der Folge geht es dann um konkrete zuversichtlich-utopische Gedanken: Wir geben ein paar Anregungen für kleine, konkrete Dinge, die sich in der Zukunft vielleicht ändern könnten.
Auf Patreon gibt es in diesem Monat die Kürzestgeschichte “Your Space Story”, die Judith für den Writer’s Room des Projekts Space for Culture vom Wissenschaftsjahr 2023 im Humboldt-Gymnasium in Düsseldorf geschrieben hat.
Auf TOR hat Judith einen Artikel mit Medientipps zum Römischen Reich geschrieben.
Judith war u.a. mit Jol Rosenberg und Juri Pavlovic zu Gast bei der 19. Folge von Talkien zum Thema Queerness in der Phantastik. Wegen eines kurzen Stream-Problems könnt ihr das Panel zweigeteilt hier und hier nachschauen! Einige Zuschauende haben im YouTube-Live-Chat u.a. transfeindliche und rechtsradikale Takes gepostet, deshalb wurde der Chat im 2. Video ausgeblendet.
Lena hat ab sofort Schreib-Workshops im Programm, beispielsweise zum Thema Kurzgeschichten schreiben oder Progressive(re) Phantastik. Die November-Termine sind schon vorbei bzw. ausgebucht, aber bei Interesse soll es weitere Termine in 2024 geben. Wenn ihr wollt, könnt ihr euch per Mail schon mal melden. Alle Infos dazu auf Lenas Website.
Judith hat ihren tiktok-Account wiederbelebt, was ihren Teenager-Kindern sehr peinlich ist.
Termine:
Am 15.11.2023 von 10 - 13 Uhr ist Lena Teil eines Workshops des Violence Prevention Networks. In dieser Veranstaltung wird es zuerst um Antifeminismus in Games, Incels etc. gehen und dann im zweiten Teil um Pen and Paper, sowohl bezüglich der dortigen Ausprägungen von misogynen oder queerfeindlichen Ansichten, das Thema Safety Tools und vor allem um Rollenspiel als Tool in der Jugendarbeit. Die Veranstaltung ist kostenfrei und richtet sich an pädagogische Fachkräfte, sie findet über Zoom statt. Anmeldung hier.
Am 7.12. liest Judith an der ALEKI Bibliothek der Uni Köln aus “Laylayland” - genaue Infos folgen auf Social Media, der Website und der Website von ALEKI!
FLUFF
No-No zum NaNo? (Von Lena)
In der schreibenden Zunft ist der November berühmt-berüchtigt, denn im November findet der NaNoWriMo statt. Das steht für National Novel Writing Month und ist eine seit etlichen Jahren stattfindende weltweite Aktion, in der Autor*innen im Monat November versuchen, einen Roman zu schreiben und den NaNoWriMo zu “gewinnen” - das passiert, wenn man 50.000 Worte geschafft hat. Es gibt eine Website, auf der man die eigenen Erfolge tracken und zur Motivation lustige Abzeichen gewinnen kann, und viele Schreibende schließen sich zu Schreibgruppen zusammen, um sich gegenseitig zu motivieren oder im Co-Working zu arbeiten. Und auch wenn längst nicht alle Autor*innen mitmachen oder dieser Art des Schreibens etwas abgewinnen können - solange man einigermaßen vernetzt mit Schreibenden ist, kommt man kaum am NaNo vorbei. Ich selbst habe mit kleineren Wortzielen schon zweimal mitgemacht (und sie beide Male nicht erreicht), dieses Jahr versuchen Judith und ich uns an einem sehr viel kleineren Tagesziel, aber auch da versage ich schon wieder komplett, viel Arbeit und Migräne machen es möglich.
Und deshalb: Für alle, die den NaNo nicht mitmachen können oder wollen, überhaupt nichts mit Schreiben am Hut haben oder einfach lustige Abkürzungen mögen, präsentiere ich … 10 Alternativen zum NaNoWriMo:
Der NeroNo: Jeden Tag wenigstens fünf Minuten ans Römische Reich denken! Judiths oben verlinkter Artikel gibt euch bestimmt genug Inspiration.
Der NaBuNo: Überlegt euch im November, was ihr vielleicht für Tiere in eurer Umgebung tun könnt, z. B. mit einer Futterstelle für Vögel oder einer guten Winterschlafecke für Igel oder andere Tiere in eurem Garten. Tipps findet ihr, logisch, beim NaBu.
Der NomNomNo: Esst jeden Tag etwas besonders leckeres. Vielleicht ein neues Rezept ausprobieren? Oder lustig aussehende Snacks im Supermarkt mitnehmen? Oder ihr kocht einfach 30 Tage lang euer Lieblingsessen und schaut mal, ob es diesen Status danach immer noch hat.
Der NoNewsNo: Total angestrengt von der Weltlage? Der morgendliche Blick auf Tagesschau, Guardian oder dergleichen zieht euch total runter? Macht eine Pause. Die Weltlage ist im Dezember auch noch da.
Der NaDuNo: Meldet euch an so vielen Tagen, wie ihr mögt, bei einer Person, von der ihr schon länger nichts mehr gehört habt und fragt, wie es ihr so geht.
Der NaFoNo: Geht jeden Tag raus und macht ein schönes oder lustiges NAtur-FOto.
Der NewMuNo: Lasst euch auf Social Media oder im Freundeskreis Musik empfehlen, die ihr noch nicht kennt, und hört euch jeden Tag einen neuen Song an - tanzen optional.
Der NiNiNiNo: Guckt mal wieder Monty Pythons Holy Grail und sprecht alles mit, was ihr auswendig könnt. Ni! Ni! Ni! We want... a shrubbery!
Der NoNoNo: Sagt jeden Tag Nein zu etwas, auf das ihr keine Lust habt, das euch anstrengt oder belastet. Wenn ihr es geschafft habt, könnt ihr euch zur Belohnung diesen Sticker kaufen. Wenn nicht, auch.
Und wenn euch das alles zu anstrengend ist, dann macht ihr einfach den NurSoNo: Es ist einfach November und ihr macht das, was ihr sonst auch macht.
Oder, auch wenns nicht mit N anfängt, ihr schaut euch mal auf der Website des Movember um. Da geht es um Aktionen für Männergesundheit, wie Mental Health und Vorsorge gegen z. B. Prostatakrebs. Und zwar nicht auf eine “aber wann ist endlich Männertag?”-Weise, sondern abzielend darauf, dass es immer noch viele Männer gibt, die keinen guten Blick auf die eigene Gesundheit haben, und wir als Gesellschaft daran arbeiten sollten, das zu verändern.
Vavoriten
Christian empfiehlt:
Wer möchte nicht durch die Straßenschluchten von New York schwingen? Spiderman 2 auf der PS5 macht einfach Spaß. Diesmal führt man sowohl Miles Morales als auch Peter Parker abwechselnd nicht nur nach Manhattan, sondern auch in die umgebenden Stadtteile - die einigen von uns jetzt durch The City We Became (dem in New York spielenden Roman von N. K. Jemisin) gut vertraut sein könnten. Das Spiel schafft es, dass die Superhelden-Prügeleien immer toll aussehen, auch wenn man nur wild auf dem Controller rumdrückt. Und wie es sich für Spiderman gehört, muss man nicht nur Bösewichte stellen, sondern dabei auch noch das eigene Privatleben auf die Kette kriegen, das auf den Spinnenjob keinerlei Rücksicht nimmt. Schön wäre ein Zwei-Spielenden-Modus gewesen, aber den kann man faken, indem man den Controller abgibt, wenn Spidy von Miles zu Peter oder vice versa wechselt. Für Sie getestet.
Außerdem empfehle ich Witch King von Martha Wells. Die Autorin hat sich mit ihrer SF-Figur Murderbot bereits in unsere ineffizient-organischen Herzen geschrieben, und schafft es nun, mit einem menschenbesetzenden Dämonen einen interessanten Protagonisten im Fantasy-Genre zu schaffen, ohne von sich selbst abzuschreiben. Dazu kommt ein spannender Sword-and-Sorcery-Weltenbau voller düsterer Magie.
Kein Medium, aber ein tolles Tool für eure Rollenspielcharakter: Auf Hero Forge könnt ihr Minis eurer RPG-Charaktere oder Romanfiguren erstellen, egal ob zeitgenössisch, Fantasy oder SF. Danach könnt ihr sie drucken lassen oder die Druckdaten erwerben - oder ihr nutzt das Tool einfach für Screenshots. Für Leute wie mich, die sich gerne ein bisschen kreativ austoben wollen, aber wirklich wirklich (wirklich!) schlecht im Zeichnen sind, ist das eine wunderbare Alternative.
Lena empfiehlt:
Ich hab mal wieder zwei Netflix-Empfehlungen für euch:
Zum einen Bodies, eine vor kurzem erschienene Mini-Serie, die auf einer Comicreihe von DC beruht. Die Prämisse: Vier Polizist*innen in vier Zeitebenen finden alle dieselbe (oder die gleiche?) Leiche in derselben Straße in London und ermitteln dann diese Morde, auch alle im selben Revier und teilweise mit Besuchen in derselben Polizeikneipe. Daraus entspinnt sich ein Mystery-Plot, der jetzt vielleicht nicht jedem Abklopfen auf Logiklöcher standhält oder alle Preise der Innovation gewinnt, mich aber durchgehend interessiert und unterhalten hat. Was ich aber besonders gut fand, war, wie die vier Hauptfiguren entworfen sind: Ein (closeted) queerer Mann in 1890, ein jüdischer Polizist in 1941 (mit sich sehr aktuell anfühlenden "nur weil die Briten gegen die Nazis waren heißt das längst nicht, dass sie nicht antisemitisch as fuck sein können), eine alleinerziehende muslimische Schwarze Frau im Jahr 2023 und eine junge körperbehinderte Frau im Jahr 2050, die nur laufen kann, weil sie über ihre Arbeit als Polizistin ein Wirbelsäulen-Implantat hat. Irgendwie schafft die Serie es, weder allzu sehr Copaganda zu sein noch die ganze Zeit so exploitation-artig den Leuten aufgrund ihrer Identität schlimme Dinge anzutun (es passieren natürlich trotzdem unschöne und schlimme Dinge, aber halt irgendwie eher, weil sie in den Plot passen und nicht, weil man jetzt noch mal zeigen muss, was marginalisierten Menschen alles passieren kann). Ich habe die 8 Folgen jedenfalls sehr gerne gesehen.
Dann habe ich noch den Film Pain Hustlers geschaut, eine von diversen Streaming-Sachen, die sich mit der Opioid-Krise in den USA befassen. Hier geht es allerdings nicht um die Pharmafirmen oder die Menschen, die in Abhängigkeit geraten, sondern um die Pharmavertreter*innen, die versuchen, Praxen von ihrem Medikament zu überzeugen. (Der Film basiert lose auf dem Sachbuch “The Hard Sell” von Evan Hughes.) Der Film hat einige Pseudo-Dokumentation-Elemente, bei denen die Figuren einer fiktiven Filmcrew von den Erlebnissen erzählen, die den Aufstieg und Fall einer Pharmafirma thematisieren. Emily Blunt überzeugt in der Hauptrolle als Liza Drake, die als prekär lebende alleinerziehende Mutter an den Job als Pharmavertreterin kommt und versucht, sich mit allen Mitteln ein besseres Leben für sich und ihre Tochter zu erkämpfen. Chris Evans, dessen Wechsel zu weniger heldenhaften Filmrollen ich wohlwollend beobachte, ist ebenfalls hervorragend. Und wie die Firma mit halblegalen Methoden zum Shooting Star der Schmerzmittelszene wird, um es sich dann durch reine Habgier wieder zu ruinieren, ist einfach eine gute Geschichte, auch wenn sie schon aufgrund der realen Vorbilder natürlich keine allzu überraschenden Wendungen bereithält. Insgesamt zwei Stunden gute Unterhaltung zu einem wichtigen Thema.
Judith empfiehlt:
Höhenrausch von Harald Jähner, ein facettenreiches und gut von Thema zu Thema erzähltes Sachbuch zur Weimarer Republik, das ich zur Recherche aus der Bibliothek mitgenommen hab (denn ich versuche mich in Lenas und meinem kleinen (NO)NaNoWriMo daran, endlich mal mit der Fortsetzung von “Anarchie Déco” weiterzukommen - auch ohne Verlag, so.) “Höhenrausch” fängt die Gegensätze der Zwischenkriegsjahre gut ein, bringt sie in einen gegenwärtigen Kontext und macht sie geradezu beklemmend verständlich. Er nimmt sich in jedem Kapitel einen anderen Schwerpunkt - Tanz, Architektur, Verkehr, Büroarbeit und vieles mehr - und rückt dabei erfreulich oft Frauen in den Fokus. (CN für ausgeschriebene N-Wort-Varianten in Zitaten.)
Wir haben außerdem noch für ein anderes, vielleicht irgendwann hörbares Projekt recherchiert (🤫) und dazu die Arte-Doku Im Königreich der Pilze geschaut, und die war einfach ziemlich verblüffend. Von prähistorischen Riesenpilzen über die Netzwerke, die Pilze mit Bäumen bilden, bis hin zum Grund, warum Alkohol in der Menschheitsgeschichte zivilisationsstiftend war hab ich eine Menge gelernt. Sie lässt sich auf YouTube schauen!
Wir haben die erste deutsche Disney+-Serie Sam - Ein Sachse gesehen und danach ein paar Artikel und Berichte über den realen Sam Meffire gelesen und konnten kaum glauben, dass eine ganze Menge von der in den Neunzigern in Dresden spielenden Serie eine tatsächlich erlebte Vorlage hat. Wir konnten nie mehr als eine Folge am Stück schauen, weil es teils ganz schön hart ist und Rassismus in DDR und BRD, das Erstarken rechter Gewalt in den 1990ern und gesellschaftliche Teilnahmslosigkeit schildert. Aber die Serie hat auch wunderschöne Momente - die 3. Folge zum Beispiel heißt "Afrodeutsch" und thematisiert ein afrodeutsches Treffen mit einer Gedichtlesung von may ayim, deren Lyrik sich auch noch weiter durch die Serie zieht. Super, dass das Team aus teils afrodeutschen Filmschaffenden, die mit dem Serienkonzept wohl jahrelang beim deutschen Fernsehen Klinken geputzt haben, die Serie bei D+ realisieren konnte.
Zum Tag der Deutschen Einheit startete die mittlerweile abgeschlossene Podcast-Doku Springerstiefel - Fascho oder Punk, u.a. produziert vom MDR. Die Hosts sind beide in Ostdeutschland geboren und gehen in ihrer Heimat auf Spurensuche: Hendrik, der weiß ist, in der Plattenbausiedlung, in der in seiner Kindheit Neonazis allgegenwärtig waren, und Pablo, der Schwarz ist, in seiner eigenen Familie, die in den 90ern von Nazis bedroht wurde und mit Punks verbündet war. Die Podcast-Doku ist sehr persönlich und bewegend und ergab sehr viel Sinn im Doppelpack mit “Sam - Ein Sachse”.
Danke fürs Abonnieren und Lesen und bis zum nächsten Monat!
Christian, Lena und Judith