Mai-Ausgabe 2023
Herzlich Willkommen zur Mai-Ausgabe des Vreundschaftsbriefs!
CRUNCH
Am 26. Mai erscheint Die Vorboten, Judiths und Christians erstes Hörspiel! Einen Werkstattbericht dazu findet ihr im Fluff-Teil. Das sechsteilige Hörspiel ist zwar Audible-exklusiv, benötigt aber kein Abo oder Probeabo - alle mit einem amazon.de-Login können es gratis zu ihrer Bibliothek hinzufügen und hören, und zwar sowohl im Audible- als auch im Amazon-Portal. (Die gleichzeitig startende TV-Serie “Der Greif” gibts auf Prime.)
Ebenfalls Ende Mai erscheint die 10. Ausgabe der Queer*Welten! Noch könnt ihr das Heft also vorbestellen, um es gleich nach Erscheinen zu erhalten.
Im Genderswapped Podcast haben wir im Mai das Thema Krankheit und Behinderung noch einmal vertieft: Mit unserem Gast André Skora alias Würfelheld haben wir über Zugänglichkeit und Barrierefreiheit im Rollenspiel und auf Veranstaltungen diskutiert.
Das Audio-Extra gabs diesen Monat gleich doppelt, einmal davon ohne Audio. Wie das kommt, könnt ihr in diesem (für alle zugänglichen) Beitrag nachlesen, gefolgt von einigen Brettspieltipps. Und das eigentliche Audio-Extra ist inzwischen auch erschienen.
Im Patreon gab es im Mai Judiths Beitrag zum “Science Fiction Jahr 2023”: Fixpunkte der Zeit, ein Text über Alternate History und was wir als in der Zeit festgelegt wahrnehmen.
Für Tor-Online hat sich Christian mit dem Trope des Auserwählten beschäftigt und anhand verschiedener Beispiele beleuchtet, wie man es weniger klassisch-verstaubt umsetzen kann.
Vor unseren eigenen Terminen noch zwei Veranstaltungshinweise:
Dieses Wochenende, vom 11. - 14.05.2023, findet in Hamburg die Performative Buchmesse statt, eine kleine Indie-Buchmesse mit unabhängigen Verlagen, in der über neue Wege des Schreibens und Veröffentlichens diskutiert wird. Wir empfehlen sie hier, weil uns diese Themen auch am Herzen liegen und weil die Veranstaltung schon sehr viel von dem macht, was wir uns in der oben genannten Podcastfolge gewünscht haben. Unter anderem nämlich, dass sehr viele Panels und Diskussionen auch über Zoom live gestreamt werden, sodass ihr von überall dabei sein könnt. Also schaut mal ins Programm!
Und da wir hier insgesamt gerne auf innovative und progressive literarische Veranstaltungen hinweisen, sei hier auch noch auf das Resonanzen 2023 verwiesen, das im Rahmen der Ruhrfestspiele am 26.05.2023 stattfindet und wie im Vorjahr das Schreiben von Schwarzen deutschsprachigen Autor*innen in den Fokus stellt.
Termine
12.5., 18 Uhr: 1. Kölner Fantasy-Festival: Aktuell findet noch bis zum 13.5. an wechselnden Orten in Köln ein großes Fantasy-Lesefestival statt! Die Vögte lesen am 12. Mai zusammen mit Iva Moor, das ganze Programm findet ihr hier.
29.5., 17 Uhr: Doppellesung “Frauen auf großer Fahrt”: Judith und Christian lesen zusammen mit Barbara Fischer aus “Schildmaid” und “Frigg” - und zwar im Rollenspielhotel “Hinter den Spiegeln” in der Eifel, genauer: in Heimbach. Der Eintritt ist frei.
FLUFF
Unser erstes Hörspiel! (ein Werkstattbericht von Judith)
Mit „Die Vorboten“ erscheint in wenigen Tagen unser erstes Hörspiel bei Amazon Audible, und deshalb gibt’s hier einen kleinen Werkstattbericht – wieso haben wir überhaupt ein Hörspiel geschrieben? Nun, um das zu erfahren, müssen wir viele hundert Jahre in die Vergangenheit gehen, ins Vikingzeitalter, als ein Schiff namens „Schildmaid“ aufbrach, um großartigerweise die Produzentin für EU-Original-Content bei Audible, Doro Martin, von sich zu überzeugen, haha, puuh! 😅 Weil sie das Buch mochte und feministische Schreibende für ein nächstes Projekt ins (pun intended) Boot holen wollte, schrieb sie mir eine Mail und fragte, ob ich mal Lust hätte zu telefonieren, sie hätte da eine Idee, die sie eventuell mit uns würde umsetzen wollen. Wirklich, das kam aus heiterem Himmel, wir kannten einander noch gar nicht! Ich war jedenfalls ziemlich aufgeregt und gespannt, worum es geht, und erfuhr, dass wir ein Hörspiel zu einem entstehenden deutschen Urban-Fantasy-Franchise beitragen könnten. Eine unterzeichnete Verschwiegenheitserklärung später wussten wir dann auch, um welche Erzählwelt es ging: Die sich gerade in der Postproduktion befindende Amazon-Studios-Serie „Der Greif“. Wir bekamen Zugang zu einer frühen Schnittfassung ohne Spezialeffekte und sollten dazu eine Hörspielserie entwickeln, bei der möglichst die weibliche Hauptfigur Becky im Mittelpunkt stand. Wir entwickelten den Sommer hindurch einige Konzepte, reisten nach München zu einem Screening (jetzt schon mit Spezialeffekten!) und entwickelten schließlich ein weiteres Konzept, das nun ein Trio neuer Hauptfiguren ins Zentrum stellte, was insgesamt besser mit der TV-Serienhandlung ineinandergriff als die ursprünglichen Becky-Ideen. Die von Lea Drinda gespielte Becky kommt immer noch vor, aber sie ist jetzt im wahrsten Sinne des Wortes ein Support-Charakter. Dieses Konzept haben wir auf sechs Folgen ausgearbeitet, bevor dann kurz vor dem Startschuss noch einmal ein paar Grundsatzfragen zum Thema „Was dürfen wir verraten und was muss unter Verschluss bleiben für eine 2. TV-Serienstaffel“ dafür sorgten, dass auch dieses Konzept in den Ordner der nicht realisierbaren Hörspielpitches wanderte. Langsam bekamen alle Beteiligten etwas Druck, denn damit das Hörspiel parallel zur TV-Serie starten konnte, mussten die Drehbücher Anfang Dezember beim Aufnahmestudio sein, das schon einmal parallel a) uns sehr nett und zugewandt erklärte, wie man eigentlich Hörspieldrehbücher schreibt und b) Schauspieler*innen aus der TV-Serie anfragte. Wir behielten unsere drei Hauptfiguren, entwickelten eine neue Idee auf Basis der für zu spoilerig befundenen und gingen damit im Oktober sofort ins Schreiben der sechs Folgen, eng begleitet von unserer Produzentin Elnas Isrusch und unserer Lektorin Hanka Leo, die seit „Roma Nova“ bei vielen unserer Romane mit an Bord ist.
Danach war zwei Monate lang richtiges Schreibbootcamp angesagt. Montags startete die Woche mit einem Meeting mit Elnas und Hanka, manchmal auch mit TV-Serien-Creator Erol Yesilkaya. Danach legte ich mit dem Drehbuchschreiben der aktuellen Folge los, mit dem ich Donnerstagvormittag fertig sein musste. Dann ging diese Rohfassung an Elnas und Hanka, die sich beide bis Freitagabend durcharbeiteten. Am Wochenende haben Christian und ich die Änderungen besprochen, und während ich am Montag schon die nächste Folge schrieb, hat Christian die alte Folge überarbeitet. Als alle Folgen fertig waren, gingen sie an Josef vom Lauscherlounge-Studio, der alles noch mal hörspielmäßig auf Vordermann brachte – haben wir die Geräuschkulisse richtig markiert, Sound Design, Foley und Background verständlich geschildert, ist der Dialog „mundlich“ genug? Und letztlich: Sind die benötigten TV-Serienschauspieler*innen als Sprecher*innen dabei? Da das leider nicht bei allen Rollen möglich war, mussten noch ein paar wenige Szenen umgeschrieben werden, und so diskutiert Tomek nun leider nicht mit dem TV-Serien Metalhead Memo über Blind Guardian. (Sehr traurig, waren Christian und ich doch in den 90ern, in denen die TV-Serie spielt, selbst Blind-Guardian-Fans 😅- aber das Hörspiel kommt nicht ganz ohne Blind Guardian aus, keine Sorge!) Im Januar wurden dann die drei Hauptdarsteller*innen gecastet – und Luna Wedler als Anke, Lena Urzendowsky als Sandy und Michelangelo Fortuzzi als Tomek passen einfach perfekt zu ihren Rollen.
Im Februar waren alle drei zur Berlinale in Berlin und haben bei der Lauscherlounge ihre Rollen aufgenommen – ein Video dazu könnt ihr euch hier ansehen. (Bei Lunas Aufnahme konnten wir sogar ein paar Stunden parallel zuhören, was super interessant war – außerdem ist sie einfach 100% Anke, es war so cool, mit welcher Power sie sie zum Leben erweckt hat! 🤩)
Die ersten anderthalb Folgen vom Hörspiel durften wir schon hören, es hat eine Menge 90er-Urban-Fantasy-Schulkulissen-Vibes, unsere „Monster“ – der vielstimmige Herr Florin und eine Horde andersweltlicher 🦗 – klingen ziemlich famos. Wenn ihr also Lust habt auf …
- 90er-Jahre Slang und Sound
- eine ungewöhnliche Teenagerfreundschaft
- Kleinstadtleben im Rheinland
- Belonging outside belonging
- 🦗🦗🦗
- und einen Hauch Portal Fantasy
… dann seid ihr bei „Die Vorboten“ richtig. Wir wünschen euch viel Spaß damit und mit der TV-Serie und hecken währenddessen schon die nächsten Hörspielpläne aus.
Und falls ihr das alles hier gelesen habt, um herauszufinden, ob wir mit Wolfgang und Heike Hohlbein zusammengearbeitet haben, die die Romanvorlage zur TV-Serie geschrieben haben, dann ist die Antwort: Nein.
Vavoriten
Lena empfiehlt:
Auf Netflix gibt es eine neue Politik-Intrigen-Serie namens The Diplomat mit Keri Russell in der Hauptrolle, und als riesiger The Americans-Fan musste ich da natürlich reinschauen. Die 8 Folgen haben dann auch nicht lange gehalten, denn die Serie war so spannend, dass ich sie sehr schnell weggesuchtet habe. Es geht um Kate Wylder, eine Diplomatin, die eigentlich gerade ihren neuen Posten in Kabul antreten und sich dort für die Rechte der Frauen in Afghanistan einsetzen will, als eine politische Krise in Form eines Anschlags auf einen Flugzeugträger alles umwirft und sie als Botschafterin nach London geschickt wird. Der Tod mehrerer britischer Soldat*innen kommt dem britischen Premierminister nämlich gerade recht, denn das nächste schottische Unabhängigkeitsreferendum droht und er braucht dringend einen gelungenen außenpolitischen Paukenschlag - ob der überhaupt das richtige Land trifft, ist ihm dabei egal. Kate soll verhindern, dass womöglich ein NATO-Verteidigungsfall eintritt. Sie struggelt dabei mit ihrer neuen Rolle im Rampenlicht und auch damit, dass ihr Ehemann, der selber lange Jahre Botschafter war, sie begleitet und, unglücklich über seine aktuelle politische Bedeutungslosigkeit, jede Gelegenheit nutzt, sich zu profilieren. Die erste Staffel The Diplomat hat mir jedenfalls sehr gut gefallen. Sie ist eher Homeland oder The West Wing (an beiden Serien hat die Showrunnerin mitgearbeitet) als The Americans, schnell erzählt, voller Wendungen, Walk-and-Talk-Dialogen und erstaunlich viel Humor. Keri Russell ist fantastisch in der Hauptrolle und Kate Wylder, die zwar schlau und krisenerfahren ist, aber Panik bekommt, wenn sie vor mehr als 10 Leuten sprechen soll, keinen Bock auf glamouröse Auftritte hat und nicht so richtig weiß, wie sie ihr neues Amt ausfüllen soll, ist eine wunderbar komplexe Hauptfigur. Die anderen Charaktere sind auch alle facettenreich, die Serie ist ziemlich divers besetzt und insgesamt war das alles eine sehr spannende und spaßige Angelegenheit - allerdings hoffe ich, die Showrunnerin hatte Recht mit ihrer Vermutung, dass es mehr Staffeln geben wird, denn die Staffel hört mit ca. 5 Cliffhangern gleichzeitig auf.
Judith empfiehlt:
Auch wenn ich das Endergebnis noch nicht gesehen habe, empfehle ich euch hiermit die Ende Mai startende Amazon-Prime-Serie Der Greif. Zum einen ist es so, dass unsere Hörspielserie zusammen mit der TV-Serie einfach mehr Sinn ergibt. Und zum anderen handelt es sich bei “Der Greif” um eine sechsteilige Urban-Fantasy-Serie, die sich - nicht unähnlich zu Stranger Things - dem Provinzleben im Westen von Deutschland in den 1990ern widmet. Sie ist zusammen mit Netflix’ “1899” übrigens die teuerste deutsche Filmproduktion bislang. Für meinen Geschmack ist der Fokus auf den auserwählten jugendlichen (weißen hetero) Helden Mark Zimmermann zu oldschoolig. Ich mag aber den 90er-Look&Feel, die immer vielschichtiger werdenden Nebenfiguren an der Schule und die beiden Sidekicks, den deutschtürkischen Metalhead Memo (gespielt von Zoran Pingel) und die zugezogene Becky (Lea Drinda, mit den stärksten Szenen in der Serie, wenn es um Monster und monströse Menschen geht). Die Serie ist nicht in sich abgeschlossen, sondern endet in Erwartung einer etwaigen Staffel 2.
Ich freue mich immer, wenn ein neues Buch von Elea Brandt erscheint, und auf dieses hier ganz besonders, denn Christian durfte es schon Physik-testlesen und sich an den Outlaws in Space erfreuen. Jetzt ist Kalubs End beim Plan9-Verlag erscheinen (und somit Verlagsbuddy von Laylayland) und ist einfach wie ein richtig guter Pfannkuchen: heißbegehrt, fluffig, gerade richtig süß und genüsslich vertilgt. Apropos Pfannkuchen, die besten davon macht übrigens Leyo, abgehalterter Ex-Schmuggler für seine schwangere Frau und seine nichtbinäre Partnerperson. Die drei leben unweit seiner Ex und seines Sohnes im heruntergekommenen Kalubs End auf einem klimawandelgebeutelten Minenplaneten. Eigentlich wollen sie nur über die Runden kommen, uneigentlich sehnt sich Leyo nach dem Thrill der vergangenen Schmugglertage und lässt sich auf einen shady Deal ein, der ihn bald in galaxisweite politische Intrigen verstrickt. Auf der zivilisierteren Seite der Galaxis kämpft die nur leidlich erfolgreiche Umweltministerin Erem gegen die fatale Ausbeutung rohstoffreicher Planeten und muss einen Rückschlag nach dem anderen einfahren, denn ihre politischen Gegner sabotieren jeden Entschluss, von Gasheizungen auf Wärmepumpen umzustellen, nein, halt, ich verwechsle hier irgendwas, aaah, es war einfach too close to home! Jedenfalls ist “Kalubs End” ein warmherziger, philanthropischer Space-Opera-Schmuggel-Western-Polit-Thriller, den ich sehr gerne gelesen hab.
Anfang des Jahres hab ich hier schon die 1. Staffel vom 3D-Hörspiel-Podcast “Erdsee” empfohlen - jetzt ist die 2. Staffel erschienen, auf allen Podcast-Plattformen verfügbar und genauso magisch und tiefenpsychologisch wie die erste. Sie enthält außerdem den Erdsee-Teil “Tehanu”, in dem es auf so großartige Weise um Alter und Alltag und Verweigerung des Auserwähltenschicksals geht und den ich auch bereits im Vreundschaftsbrief empfohlen habe. (Eine Warnung: Auch im Buch geht es um ein missbrauchtes Findelkind, das Hörspiel nimmt jedoch die Perspektive des Kindes ein, deshalb ist besonders der Anfang ziemlich heftig.)
Christian empfiehlt:
Heute habe ich nur Fortsetzungen im Gepäck: Horizon Burning Shores ist ein DLC, in dem Aloy in den Ruinen von L.A. begleiten kann, um neue Arten von Robodinos zu jagen. Dabei wird der Plot wie gewohnt spannend und mit interessanten Nebenfiguren fortgesetzt. Die Qualität des Ganzen zeigt sich schon daran, dass sich Gamer-Dudes wegen der “Wokeness” aufregen - was muss man mehr wissen? Leider braucht man allerdings eine PS5 für das Erlebnis.
Außerdem spiele ich gerade Jedi Survivor. Wie Teil 1 eine gelungene Mischung aus anspruchsvoller Lichtschwert-Action (Storymode ist unser Freund) und jedi-archäologischen Rätsel, die Indiana-Jones-Plots ins Star-Wars-Universum bringen.
Apropos Star Wars: Hier schon oft empfohlen habe ich Django Wexler. Mit dem Roman Empire of Ruins schließt er seine High-Fantasy-Reihe ab, die in Zügen an eine gewisse Sternensaga erinnert. Ein Star-War-High-Fantasy-Abklatsch - brauchen wir das wirklich? In diesem Fall: Ja, dringend, denn es lohnt sich schon für die wie immer großartigen Figuren. Außerdem bietet es einen ganz neuen Twist der Rebellion gegen einen alles beherrschenden Quasi-Jedi-Orden.
Django Wexler schreibt außerdem Science-Fiction-Novellen: In Hard Reboot geht es um Mecha-Arenakämpfe mit (wie oft bei ihm) queerer Lovestory und viel Aces-in-Space-Feeling. Es gibt sogar eine Art Reaper-Virus, der dafür sorgt, dass die gloriosen Mechas vergangener Zeiten nicht mehr von gegenwärtigen Mecha-Jockeys genutzt werden können - oder doch?
Danke fürs Abonnieren und Lesen und bis zum nächsten Monat!
Lena, Judith und Christian