Juni-Ausgabe 2025
Herzlich Willkommen zur Juni-Ausgabe des Vreundschaftsbriefs!
CRUNCH
Die Genderswapped-Podcast-Folge für Juni ist diesen Monat wieder eine Live-Folge! Wir nehmen das baldige Erscheinen von Queer*Welten 14 zum Anlass, das live mit vielen Beteiligten zu feiern, mit Lesungen aus den Texten, Diskussionen und natürlich auch sehr gern mit euch und euren Fragen!
Das Ganze findet am 11.06.2025 um 20:15 Uhr über Zoom statt:
Der Link zum Call ist: https://us06web.zoom.us/j/83567206741
Meeting-ID: 835 6720 6741
Das Passwort ist: queer

Unabhängig von der Folge ist bereits das Audio-Extra für Juni erschienen. Diesmal gibt es eine Lesung: Lena liest ihren für die Performative Buchmesse entstandenen Text “Drei Geister”.
Außerdem reichen wir hier noch das Audio-Extra für Mai nach: Darin haben wir ausführlich - und mit all the spoilers! - über die erste Staffel von “Daredevil Born Again” diskutiert.
Auf Patreon gab es im Juni eine Leseprobe aus dem neuen Roman der Vögte aka Reeves: The Icebound Kingdom.
Im Lauf des Juni erscheint, wie oben schon geschrieben, die neue Queer*Welten. Ihr könnt sie im Verlagsshop kaufen, und wie immer freuen wir uns über Rezensionen, Fotos des Hefts auf Social Media usw.
Lena hat einen neuen Artikel auf TOR-Online: Die Redaktion hat sie gefragt, ob und wie Phantastik eigentlich helfen kann, uns durch die Polykrise zu bringen. Die Antworten findet ihr im Artikel.
Termine
11.06.2025, 20:15 Uhr: Genderswapped Podcast meets Queer*Welten - Live-Folge (siehe oben)
06.07.2025: Die Vögte haben am FeenCon-Sonntag eine Lesung angemeldet, bei der Con-Planung gab es aber durch eine Doppelbelegung der Räume Schwierigkeiten, weshalb noch keinerlei Termine bestätigt sind. Falls ihr hinfahrt, schaut einfach vorher noch mal ins Programm, vielleicht sehen wir uns dort!
FLUFF
Auszug aus dem Text “Kraft aus der Vergangenheit, Mut für die Zukunft” zum Aachener CSD, von Judith (erschienen in »|wirklich Aachen)
Der Christopher Street Day in Aachen ist gekommen, um zu bleiben – als sommerliche, bunte, widerständige Parade am Samstag und mit Picknicks und Partys am Freitag. In den letzten drei Jahren hat sich die Besucherzahl der Pride Parade verzehnfacht, sodass die Demo ihren Endpunkt mittlerweile mit Musik, Ständen, Reden und Auftritten auf dem Katschhof findet. Anders als viele andere CSDs ist in Aachen der Demo-Charakter deutlich spürbar – in diesem Jahr wird er unter ein widerständisches, kämpferisches Motto gestellt, das den Backlash gegen Sichtbarkeit, Repräsentanz und Rechte für queere Menschen deutlich macht: „Wir sind queer und wir sind laut, weil man uns die Rechte klaut!“
Der CSD ist eng mit der Lebensqualität homosexueller, trans und nichtbinärer Menschen verbunden, erläutern Fiene Kölb und Franziska Kusch von Rainbow e.V. und Katharina vom Queerreferat im Gespräch. Franziska, die in der psychosozialen Beratung für queere Menschen ab 18 und Angehörige arbeitet, erzählt, nicht-queere Menschen stellen häufig die Frage: Wozu braucht es denn noch den CSD, ihr habt doch alles, dürft doch alles? Aber die Lebensqualität von LGBTQIA+-Menschen hängt an vielen Faktoren, die eben noch nicht vergleichbar sind mit den Strukturen, auf die nicht-queere Menschen zurückgreifen können: „Es braucht Community, und zwar das ganze Jahr über, die Verfügbarkeit von Informationen, auch medizinischen Informationen, es braucht eine Infrastruktur, über die queere Menschen sich austauschen können. Für viele Queers geht es dabei nicht darum, ein besseres Leben führen zu können, sondern überhaupt leben, überleben zu können.“ Für diese Arbeit ist der CSD ein Baustein, aber es braucht darüber hinaus noch viel mehr für das (Über-)Leben queerer Menschen in Aachen.
Der CSD richtet sich explizit nicht nur Queers. Auf die Frage, welche kleine Utopie sie sich gern erfüllen würde, schildert Franziska: „Es gibt viele Projekte, die wir gern durchführen würden, und für die oft Zeit und Geld fehlen, aber auch Menschen, die mitmachen. Wir würden so gern ein Awareness-Projekt durchführen, damit sich queere Menschen auf Veranstaltungen überall in Aachen sicher fühlen können, nicht nur auf explizit queeren Veranstaltungen. Diese Arbeit kann gleichzeitig viele andere Aspekte des Miteinanders miteinbeziehen, zum Beispiel auch die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung. Diese Arbeit kann aber nicht nur von Queers gemacht werden oder von Menschen mit Behinderung. Um eine queere, behindertenfreundliche, antirassistische Normalität zu schaffen, braucht es auch Nichtbetroffene, die diese Arbeit mitmachen möchten.“
Verbündete also. Auf die Frage, was sie sich beim CSD und in anderen queeren Kontexten von Verbündeten wünschen, antworten Fiene, Franziska und Katharina: „Dass Leute einfach vorbeikommen und sich drauf einlassen. Dass sie ihren queeren Freund*innen, Angehörigen, Kindern den Rücken stärken und unsere Bedürfnisse, Belange und Sorgen nicht kleinreden.“ Als nicht-queerer Mensch auf den CSD zu gehen, setze ein Zeichen: Bei mir bist du sicher. Ich sehe dich und bin für dich da.
Wenn Verbündete dort sichtbar sind, kann es queeren Menschen im Freundeskreis, in der Familie, im beruflichen Umfeld Mut geben, die vielleicht noch nicht geoutet sind. „Viele Leute denken, sie würden keine queeren Menschen kennen. Aber oft sind um sie herum Queers, die sich noch nicht in jeder Situation aus dem sprichwörtlichen Schrank trauen“, sagt Katharina.
Im Kontext von Queerness geht es häufig um Akzeptanz und Toleranz – um den Raum, der Queers von der Mehrheitsgesellschaft zugestanden wird oder auch nicht. Aber Vielfalt und vor allen Dingen die Freiheit zu Vielfalt ist für alle Menschen ein kostbares Gut. Auf die Frage, was nicht-queere Menschen von Queers lernen können, antwortet Katharina: „Ich glaube, wir sind alle ein bisschen queer. In irgendeiner Hinsicht ecken wir alle an, kommen mit der etablierten Normalität nicht klar. Viele können dieses Anecken verbergen, wissen aber eigentlich, dass sie so nicht vollständig die Person sein können, die sie vielleicht gern sein wollen. Das sichtbare Ablehnen von Normalität kann Menschen Mut geben, auch ein bisschen mehr in sich selbst hineinzuhorchen.“ Andere Perspektiven zu erleben, kann also auch „Normalos“ die Chance geben, ein bisschen glücklicher zu werden.
Wir erleben gerade, dass viele Menschen sich nach der „Normalität“ einer Vergangenheit zurücksehnen, die es so nie gegeben hat. Rechtsextreme Weltbilder erzeugen diese Sehnsucht und werben damit um Wählerstimmen. Umso wichtiger ist es, daran zu erinnern, dass auch die Geschichte vielfältig war, dass queere Menschen immer schon existiert haben und dass die Freiheit, wir selbst zu sein, etwas Kostbares ist. Es ist zu früh, Vielfalt für Selbstverständlichkeit zu halten. Wir müssen dafür kämpfen. Und auch dabei können alle von queeren Menschen lernen. Franziska: „Nicht-queere Menschen können von Queers lernen, wie Widerstand geht.“
Vavoriten
Lena empfiehlt:
Ich habe Nerd Girl Magic von Simoné Goldschmidt-Lechner gelesen - ein Buch über Nerdkultur aus marginalisierter Perspektive. Es ist eine ganz wunderbare Sammlung von Kapiteln zu verschiedenen Nerdthemen, von Rollenspiel über Fanfiction bis zu Superheld*innen, aber eben dezidiert nicht aus einem weißen cis hetero Blickwinkel betrachtet. Es geht um Queer Awakenings, das Wiederfinden in Superheroes of color, um die Liebe zu fiktiven Welten, die allen zusteht und die doch nicht für alle gleich funktioniert. Es ist ein ganz wunderbares Buch, bei dem ich sehr viel genickt und gleichzeitig auch noch neue Aspekte erfahren habe. Und die Coverillustration der Schwarzen Sailor Moon ist mega!
Und passend zur Anime-Figur auf dem Buchcover habe ich die erste Staffel Frieren auf Netflix gesehen. Natürlich alles andere als ein Geheimtipp, aber ich wollte trotzdem erwähnen, wie wunderbar ich die Serie um die uralte Elfenmagierin und ihre alten und neuen Gefährt*innen fand. Super schön gezeichnet, tolle Musik, großartige Figuren und eine sehr eigene, langsame und auf ganz andere Dinge als Weltenrettung fokussierte Erzählweise. Nur die deutschen Untertitel auf Netflix wirkten sehr lieblos und englische gibt es nicht, auf Crunchyroll, dem Anime-Streamingdienst, soll das wohl besser sein.
Judith empfiehlt:
Zeinab Badawi erzählt Eine afrikanische Geschichte Afrikas in 17 Kapiteln und wirft Schlaglichter aus afrikanischer Perspektive auf verschiedene Länder, Kulturen, historische Ereignisse, die selten überhaupt erzählt werden, und wenn, dann aus westlicher Perspektive. Sie forscht vor allem vor Ort, befragt afrikanische Historiker*innen und Archäolog*innen. Dabei legt sie den Fokus nicht auf Kolonialismus und Sklavenhandel, sondern erweckt Geschichten von Zivilisationen zum Leben, die wir bewusst nie zu hören bekommen haben. Fand ich sehr, sehr spannend!
Ein gemütlicher Feiertagsmorgen im Bett reicht, um The River has Roots von Amal El-Mohtar zu lesen, das Solo-Debüt der “This is How You Lose the Time War”-Autorin (das sie zusammen mit Max Gladstone verfasst hat). Ich wusste vorher gar nicht, worum es geht, und verrate es auch einfach nicht - das Buch ist es wert, nichts darüber zu wissen und darin einzutauchen wie in einen Fluss, der Grammatik mit sich führt. Großartig poetisch, danke an Lena, die es mir zum Geburtstag geschenkt hat!
Danke fürs Abonnieren und Lesen!
Lena, Judith und Christian