Juni-Ausgabe 2021
Hallo und herzlich willkommen zu unserem ersten Vreundschaftsbrief!
Danke, dass ihr dabei seid.
Wir haben uns gedacht, dass wir diesen Newsletter in “Crunch” und “Fluff” aufteilen, wobei der Crunch vor allen Dingen Links und Hinweise sammelt und wir im Fluff dann etwas mehr ausm Nähkästchen plaudern.
Nun also: CRUNCH!
Ende August erscheint der neue Roman der Vögte: ANARCHIE DÉCO, Urban Fantasy im Berlin der Zwanzigerjahre! Es gibt eine Vorbestellaktion, über die ihr euch auf unserer Website informieren könnt: Auf TOR Online haben Christian und Judith außerdem über das Genre der Historischen Urban Fantasy nachgedacht.
Judith hat im letzten Jahr im Rahmen eines Corona-Künstler_innen-Stipendiums ein “Frühwerk” überarbeitet, das in 6 Teilen als eBook-Reihe erscheinen wird. Es heißt DIE KATZENÄUGIGE, Teil 1 erscheint voraussichtlich schon Ende diesen Monats, und Lena hat als Lektorin daran mitgearbeitet. Ihr findet “Der Wald der Welt” exklusiv auf Amazon.
Das B(R)ONUS PDF zu “Aces in Space” ist nun auf DrivethruRPG verfügbar! Somit habt ihr auch Zugang zu den Kurzgeschichten, Setting-Erweiterungen und Nanogames, wenn ihr den Kickstarter zu “Aces in Space” verpasst habt.
Ende Mai ist die 5. Ausgabe von QUEERWELTEN erschienen. Darin nehmen euch die Geschichten mit in eine postapokalyptische Stadt, zum Arbeitsamtbesuch eines chronisch kranken Einhorns und zu den ersten Schritten eines Klons in der ungewohnten Freiheit. Im Essay geht es um vermeintlich historisch korrekten Weltenbau.
Die Juni-Folge “Spielen ohne Spielleitung” vom GENDERSWAPPED PODCAST ist online und zum ersten Mal gibt es dazu auf dem Vogt&Vriends-Patreon ein Audio-Extra! Alle Infos dazu findet ihr auf Patreon.
Im VOGTalk haben Judith und Christian mit Stephan Urbach vom Ach Je Verlag über das Kleinverlegerdasein gesprochen.
Judith und Christian haben die abwechselnd geschriebene Kurzgeschichte “Reisen mit Zeilinger” zum Projekt UNKNOWN beigetragen! Die Anthologie war ein Experiment dazu, ob Leser_innen bei Geschichten Rückschlüsse aufs Geschlecht der Schreibenden ziehen können - das Experiment ist geglückt, mehr als die Hälfte der Leute lag falsch. Das Interview mit Lektorin und Herausgeberin Hanka könnt ihr hier auf YouTube sehen: Fazit: Wir sind nicht Markus Heitz! ;P
Im Rahmen der Klimabuchmesse war Judith, gemeinsam unter anderem mit James Sullivan und Theresa Hannig, bei einem Talk zum Thema “Die Klimakrise im Phantastischen - Zwischen Dystopie und Hopepunk” zu Gast. Das Panel könnt ihr auf YouTube nachschauen.
Im [Buchwinkel-Interview] (https://buchwinkel.de/ace-in-space-trident-ein-interview-mit-autor-christian-vogt/) spricht Christian über seine Novelle "Ace in Space - Trident" und progressive Phantastik, inklusive plotrelevanter Sexszenen.
Termine:
19.6., 20:15 Uhr: Judith liest aus “Ausstieg”, der Kurzgeschichte aus “Wie künstlich ist Intelligenz?” auf der Buchmesse Saar. Die Lesung (und die gesamte Buchmesse) findet online statt:
10.07.2021, 20:00 Uhr: Wir feiern 1 Jahr QueerWelten! Im Juni 2020 erschien die erste Ausgabe, und wir wollen zusammen mit euch das einjährige Jubiläum feiern - natürlich pandemiekonform online. Dazu laden uns netterweise die PnpTings in ihren Twitch-Channel ein. Wir erzählen ein bisschen von hinter den Kulissen und beantworten gern eure Fragen.
Und nun zum FLUFF!
Ein paar Worte zu QueerWelten 5
Wie oben in Crunch schon erwähnt: Im Mai ist QueerWelten 5 erschienen. Falls ihr es noch nicht kennt: QueerWelten ist ein quartalsweise im Ach Je Verlag erscheinendes Kurzgeschichten-Zine mit jeweils drei Kurzgeschichten und einem Sachtext, das sich der queerfeministischen und progressiven Phantastik verschrieben hat. Es wird von Judith und Lena zusammen mit Kathrin Dodenhoeft herausgegeben. QueerWelten ist so nischig, wie es nur irgendwie werden kann: Phantastik, und dann auch noch Kurzgeschichten, und dann auch noch queerfeministisch, und dann auch noch quartalsweise. Als wir die ständig laufende Ausschreibung in einige Ausschreibungsportale einstellen wollten, gab es nicht einmal eine Kategorie dafür - zumal QueerWelten die Autor_innen auch bezahlt, noch eine Seltenheit mehr. Obwohl, ach was, gerade WEIL es so nischig ist, ist das Magazin für uns ein absolutes Herzensprojekt. Auch auf die neue Ausgabe sind wir wieder sehr stolz. Ihr könnt QueerWelten 5 im Shop des Ach Je Verlags kaufen - oder ihr bestellt es bei eurem Friendly Local Bookstore. Wie immer freuen wir uns über Rezensionen, positive Bewertungen oder ein Foto vom Het auf Social Media. Wir freuen uns außerdem immer über neue Einsendungen von Kurzgeschichten und Essaybeiträgen, aber auch von Gedichten, Comics und alles andere, was mit Phantastik und Queerfeminismus zu tun hat und sich abdrucken lässt. Auf www.queerwelten.de könnt ihr euch über die Ausschreibung informieren und auch nachlesen, was wir uns thematisch vorstellen.
Ein paar Gedanken zum Thema Online-Veranstaltungen
Lena: Innerhalb der letzten Woche habe ich ein Nightwish-Konzert gesehen, einem Talk der Klimabuchmesse und einem Panel zur Progressiven Phantastik gelauscht und mit Menschen aus vier verschiedenen Bundesländern Rollenspiel gespielt. Und zwar alles von der heimischen Couch aus. Ja, ich weiß, die Freude über die reine Möglichkeit, Dinge online machen zu können, hat sich langsam erschöpft nach inzwischen 15 Monaten Pandemie, und oft ist man inzwischen auch zu müde, nach 8 oder mehr Stunden Arbeit noch weitere Stunden in einen Bildschirm zu starren. Aber trotzdem, jetzt, wo es langsam hoffentlich wieder möglich sein wird, Menschen in diesem echten Leben gefahrlos zu treffen, frage ich mich, was von den Online-Formaten bleiben wird. Denn, sind wir ehrlich: Ein Konzert, zwei Veranstaltungen und zwei Rollenspielrunden in einer Woche? In Präsenz? Mit An- und Abreise, spät ins Bett kommen und von der ganzen Action erholen müssen? Oh hell no. Niemals hätte ich so viele der Veranstaltungen mitnehmen können. Mal ganz zu schweigen von den Kosten, von der Zugänglichkeit (wie viele der Veranstaltungen wären barrierefrei zugänglich gewesen?), von der Chance, interessante Formate auch noch nachträglich anschauen zu können, ohne dass vor Ort umständlich gefilmt werden musste. Ich hoffe insofern sehr, dass Online-Formate nicht völlig aus unserem Leben verschwinden, wenn die Pandemie hoffentlich endlich vorbei ist.
Judith: Ich stimme dir total zu. Viele meiner mit der Pandemie verknüpften Hoffnungen wie sinnvolle Digitalisierung von Schule und Lernen, bessere Bezahlung von Pflegekräften und Flexibilität bezüglich Home Office (und gesamtgesellschaftliches Infragestellen des Kapitalismus?) scheinen sich ja nicht zu erfüllen. Es wäre schön, wenn wir wenigstens im kulturellen Raum etwas von der Zugänglichkeit bewahren könnten, die Online-Veranstaltungen vielen Menschen bieten. Mir geht es ähnlich wie dir: Ich habe in 7 Tagen an 4 sehr unterschiedlichen Veranstaltungen teilgenommen und bei einer weiteren war ich Zuschauerin. Ich würde mir wünschen, dass es in Zukunft einfacher wird, auch ohne teure Profitechnik Veranstaltungen mit Publikum digital zu streamen oder auch Gesprächspartner_innen teils vor Ort und teils digital dazuzuholen. Dann gibts auch keine Ausreden mehr à la “Ja, wir hätten ja gern eine marginalisierte Person dazugeholt, aber wir haben niemanden gefunden!!”
Und hier noch ein paar Tipps zum Lesen und Schauen:
Judith empfiehlt:
Der deutschsprachige Phantastiksommer verspricht Gutes! Elea Brandt fasst in diesem Thread all die Bücher zusammen, auf die ich im Moment auch lauter Augen geworfen habe - ich freu mich schon.
In der aktuellen Podcast-Folge freut sich Lena außerdem auf all die medienwissenschaftlichen Analysen zu “WandaVision”, und kurz darauf hat unsere “Science Fiction Jahr”-Kollegin Sabrina Mittermeier die sehr gute Betrachtung "The Only Way Forward Is Back - Nostalgia, Grief and Television in WandaVision" bei U.S. Studies Online veröffentlicht.
Außerdem habe ich “Exit This City” von Lisa-Marie Reuter gelesen - 100 Jahre in der Zukunft zeigt Reuter uns die Auswirkungen der Klimakrise aus einem ganz neuen Blickwinkel: In Indien sind “Smartfood”-Konzerne enorm einflussreich geworden und haben zu einer neuen weltweiten indischen Bildungs- und Wohlstandselite geführt. Auch verarmte Arbeiter_innen in den verregneten deutschen Agrarzonen orientieren sich an Elementen indischer und hinduistischer Kultur, wer begütert ist, schickt seine Kinder auf indische Schulen. Deutschland selbst ist aufgelöst und unter Konzernherrschaft, doch es regt sich Widerstand, der mit einem Mann zusammenhängt, der in Delhi umherirrt und sich für einen Außerirdischen hält - oder ist er tatsächlich einer? Ich hatte anfangs Angst, dass das Umkehren der Machtverhältnisse zwischen Indien und Deutschland nach hinten losgehen könnte - aber Reuter gelingt das mit Fingerspitzengefühl und ohne eine Gut-Böse-Kiste aufzumachen. Indische Widerstandskämpferinnen führen einen Aufstand im Main-Sektor an, und die rasante Dauerverfolgungsjagd durch Delhi schildert facettenreiche Aspekte der Stadt und ihrer Bewohner_innen. Mir gefiel an Exit This City vor allen Dingen, dass ich diese Perspektive auf den Klimawandel noch nie gelesen habe. Reuter hat viele fantasievolle Ideen abseits von “Despair more!”-Mentalität und warnt gleichzeitig vor patentgebundener Forschung an Lebensmitteln und Lebewesen.
Christian empfiehlt:
The Nevers: Eine Art feministische Version der X-Men im viktorianischen London mit Steampunk und SF-Elementen als 6-teilige erste Staffel bei Sky!
Elektro Krause: Eine Schwarze Elektrikerin auf der Jagd nach Nazigeistern mit dem modifizierten Braun-1000-Staubsauger in Troisdorf. Das alles mit viel Achtzigerjahre-Charm und progressiv-phantastisch umgesetzt. Muss man mehr wissen, um das lesen zu wollen? Patrica Eckermann fängt den Blue-Collar-Spirit der Ghostbusters ein, verfrachtet ihn nach Deutschland und setzt sich zudem mit dem Rassismus hierzulande auseinander.
Cortex Primer: Fate meets Agon meets DnD als Universal-RPG-System als Baukasten. Kein Leichtgewicht, aber eine gute Mischung aus traditionellen Rollenspiel- und Erzählspielansätzen. Dazu wunderbares Artwork und coole Beispielsettings (diversifizierte Version von “Thunderbirds” in Zeiten des Klimawandels anyone?). Demnächst leite ich eine größere Kampagne damit (mit Karibikflair im Universum von “Die 13 Gezeichneten”) und werde berichten, wie es sich ausgeht.
Lena empfiehlt:
Ich habe für zwei dieses Jahr erscheinende Artikel recherchiert, wie Social Media das Geschichtenerzählen beeinflusst und dazu auch die Novelle "Black Box" von Jennifer Egan gelesen. Diese erschien schon im Jahr 2012, ist aber nach wie vor lesenswert. Erstens: Weil sie ein ziemlich coole, rasante Cyberpunk-Story rund um Male Gaze, Schönheit und wortwörtliche weibliche Aufopferung ist. Und zweitens: Weil sie sowohl sprachlich als auch durch die Art der Veröffentlichung ein spannendes Experiment war. Die Geschichte besteht nämlich aus 606 Tweets (damals noch mit maximal 140 Zeichen!) und wurde auch zuerst auf Twitter auf dem Account des New Yorker veröffentlicht. Daraus ergibt sich ein interessantes Wechselspiel zwischen der Gesamthandlung und den einzelnen Tweets, die immer wieder auch für sich allein eine Mini-Geschichte erzählen oder interessante Aussage treffen. Inzwischen gibt es "Black Box" auch als Printversion (auch auf deutsch) oder auf der Seite des New Yorker (mit Abo) zu lesen, aber wenn ihr die Story Tweet für Tweet erleben möchtet, könnt ihr sie im Paste Magazine nachlesen. Mich haben sowohl die Art der Erzählung als auch Thematisierung von Schönheit als Waffe und Frauenkörpern als Spionagewerkzeugen sehr beeindruckt. Aber Achtung, Inhaltshinweise: Gewalt, Sexualität, sexuelle Gewalt, künstliche Körperteile, Schusswaffen.
Außerdem habe ich endlich zum ersten Mal etwas von Becky Chambers gelesen, nämlich die 2019 erschienene Novelle "To Be Taught If Fortunate". Und wow, war die toll. Ein ganz anderer Ansatz an das Erforschen fremder Planeten, der sich von Kolonialisierungsgedanken abwendet, dazu eine wundervolle, diverse Raumschiffcrew, die irgendwie gleichzeitig Kollegium, Space Family und Polycule ist. Das Buch hat mich sehr berührt und hoffnungsvoll zurückgelassen und das Ende … also ich will keine von diesen Leuten sein, die ständig sagen, alles ist HopePunk, aber das Ende dieser Novelle ist verdammt nochmal HopePunk! Es gibt noch ein Nachwort, in dem es um die Arbeit an der Novelle und den Austausch zwischen Science-Fiction und Wissenschaft geht. Ganz große Empfehlung.
Und damit endet unser Vreundschaftsbrief für Juni 2021. Danke fürs Abonnieren und Lesen, wir wünschen euch einen wundervollen Monat. Bis zum nächsten Brief,
Judith, Christian und Lena