Juli-Ausgabe 2024
Herzlich Willkommen zur Juli-Ausgabe des Vreundschaftsbriefs!
CRUNCH
Christians zweite Novelle in der Reihe “Schattenspiele” ist vorbestellbar: Im Schatten des Leviathans. Es geht um Wale, Sterne, Spionage und vielleicht um Heldentum. Die Novelle ist lose mit “Mutterentität” verknüpft, aber unabhängig davon lesbar. Mehr Informationen, eine Leseprobe und einen Vorbestellungslink findet ihr (nach kurzem Scrollen) hier: https://www.ohneohren.com/schattenspiele
Apropos Schatten: Bis zum 26.07.2024 läuft die aktuelle Queer*Welten-Sonderausschreibung zum Thema Schattengeschichten - wir suchen eure progressiven Takes zu okkulten Wesen, Monstern und schattenhaften Gestalten in 169 Worten. Alle Infos auf der Website.
Ich, Hannibal ist als eins von elf “interessantesten Neuerscheinungen” des Sommers in der Vogue! Die Lesetipps gibts mittlerweile auch online.
Eine Genderswapped-Folge gibt es in diesem Monat leider nicht, denn Judith und Lena haben es dank Urlaub, Krankheit und Deadlines einfach nicht geschafft. Lena hat aber ein paar Ankündigungen eingesprochen. (Die zum Mythentalk mit James A. Sullivan, Lucia Herbst und den Vögten ist leider schon überholt, das anvisierte Datum hat wegen einer terminlichen Doppelbelegung bei Piper nicht geklappt - wir suchen gerade einen neuen Termin!)
Statt eines Audio-Extras verlosen wir Mitte des Monats je ein Exemplar von “Dies ist mein letztes Lied” und “Ich, Hannibal” unter allen Audio-Extra-Unterstützer*innen - und allen, die es noch bis zum 14.07. werden!
Auf Patreon gibts im Juli die “Uncut”-Version von Judiths und Christians Science Fiction Jahr-Essay “Zwischen Skynet und ChatGPT – Ist das Zeitalter der KIs längst angebrochen?”
Lena war beim Rollenspiel-Verlag Plotbunny Games zu Gast im Twitch-Stream und hat mit Verlegerin Andrea Rick ein ausführliches Gespräch zum Thema “selbstständig und chronisch krank” geführt. Den Talk könnt ihr jetzt hier auf YouTube sehen.
Termine
Lena ist am ersten August-Wochenende in Dortmund im Linken Zentrum, für einen Vortrag und einen Workshop:
Am Freitag, den 02.08., 18:00 Uhr, gibt es einen Vortrag zum Thema Darstellung von Behinderung und Krankheit in den Medien (Lena) und durch generative KI (Vortragende Person des Linken Zentrums).
Am Samstag, den 03.08., 12:00 - 16:00 Uhr, gibt Lena einen Workshop zum Thema Utopien erzählen – Storytelling für mehr Inklusion. Entstehen sollen kurze Texte zu Inklusion, Zugänglichkeit und der Suche nach einer besseren Zukunft. Vorerfahrung nicht nötig!
Beide Veranstaltungen sind mit Maskenpflicht bzw. der Workshop wird ggfs. bei gutem Wetter im Innenhof stattfinden.
Der Eintritt ist frei. Für den Workshop müsst ihr euch anmelden, und zwar unter: info@dielinke-dortmund.de
FLUFF
Streaks und der Disability Pride Month (von Lena)
Nachdem Judith uns alle letzten Monat ermutigt hat, nicht jedem Streak und jeder Gamification so sehr zu erliegen, dass man sich schlecht fühlt, wenn man den Streak dann doch bricht, dachte ich, ich füge dieser sehr guten Erkenntnis noch mal, passend zum Disability Pride Month, ein paar Worte aus chronisch kranker Perspektive hinzu.
Es ist nämlich so, dass ich zu diesen Streaks ein sehr gespaltenes Verhältnis habe, denn: Einerseits funktioniert bei mir zur Motivation kaum etwas so gut wie der dezent toxische Ehrgeiz, einen Streak aufrecht zu erhalten, und andererseits gibt es kaum eine Chance, dass ich das schaffe. Gut, die olle Duolingo-Eule kann ich auch mit übler Migräne noch irgendwie zufrieden stellen, indem ich zurück in den ersten Abschnitt gehe und sehr viele Dinge zusammenklicke, in denen Pferde Milch trinken und Männer Brot essen. Alles andere scheitert an solchen Tagen. Wenn es mir richtig scheiße geht, schaffe ich kein noch so entspanntes Yoga-Video, denn alles außer Liegen geht nicht. Ich kann mir noch so sehr vornehmen, jeden Abend ein paar Seiten zu lesen, es kommt unweigerlich der Tag, an dem ich sowieso nicht mehr weiß, welche Tageszeit eigentlich ist und an Lesen nicht zu denken ist. Und dann ist der Streak kaputt und alles ruiniert und dann ist ja auch egal, ob ich, wenn es mir wieder besser geht, Yoga mache, denn ich werde sowieso NIE den 700-Tage-Yoga-Streak erreichen.
Ja, das ist total albern und sehr viel internalisierter Ableismus, und ich habe ein Problem mit Perfektionismus, ich weiß, ich arbeite dran - trotzdem dachte ich, ich schreibe das hier mal auf, denn bei aller neoliberaler Selbstoptimierung und der Kritik daran ist es vielleicht manchmal ganz gut, sich vor Augen zu führen, dass einfach nicht alle das können, was die anderen können, und das nichts mit Schwäche oder Versagen zu tun hat. Und ich frage mich gerade, ob es da draußen eigentlich auch andere Apps gibt, die motivieren und ein bisschen gamifizieren, ohne das an einen Streak oder eine kontinuierliche Leistungssteigerung hängen.
Vavoriten
Christian empfiehlt:
Xenolanguage von Thorny Games, ein spielleitungsloses Rollenspiel über die Kommunikation mit Aliens und dem Finden des eigenen Selbst durch Erinnerungen. Der Kickstarter ist schon eine Weile her und leider hat das an “Arrival” angelehnte Spiel ein wenig auf sich warten lassen, aber das Warten hat sich gelohnt: Das Spiel fängt den Spirit seiner Vorlage hervorragend ein und ist auch optisch sehr schick. Die beiden Highlights sind dabei ganz klar das Ouija-Board, mit dem die Reihenfolge der Aliensymbolbotschaft bestimmt wird, und der eigens erstellte außerirdische Soundtrack, der das ganze atmosphärisch untermalt.
Außerdem möchte ich euch ein weiteres RPG ans Herz legen: In This World von Ben Robbins (dem Macher von “Microscope” und “Follow”). In diesem Weltenbau-Spiel beschreibt man einen Aspekt unserer Welt oder eine fiktionale Welt mit wesentlichen Aspekten und nutzt diese, um durch Umkehrung interessante Parallelwelten zu erschaffen. Wir haben uns z. B. angesehen, wie Star Wars aussehen würde, wenn jede*r gleichermaßen die Macht nutzen könnte (und Mechaniker*innen plötzlich etwas ganz Besonderes sind) oder dort Konflikte mittels Schach statt Lichtschwertduellen gelöst würden.
Lena empfiehlt:
Auf Netflix habe ich, nachdem ich irgendwo in diesem Internet über eine Empfehlung gestolpert war, die Serie Hacks (bzw. die 2 Staffeln, die bisher verfügbar sind, die dritte soll irgendwann dieses Jahr noch kommen) geschaut. Die Prämisse: Eine reiche, ältere Komikerin, die seit Jahrzehnten Stand-up-Comedy in Las Vegas macht, droht durch den immer gleichen Inhalt ihrer Show in die Irrelevanz abzugleiten und ihren Platz im Showbusiness der Stadt zu verlieren. Ihr Manager bringt sie deshalb mit einer 25-jährigen Nachwuchs-Comedy-Autorin zusammen, die gerade wegen einer Twitter-Kontroverse ihren Job als Serienautorin verloren hat. Das ungleiche Duo muss sich zusammenraufen und irgendwie ein neues Stand-up-Programm erarbeiten. Allein das Zusammenspiel der beiden Hauptdarstellerinnen Jean Smart und Hannah Einbinder als jeweils würdige Vertreterinnen ihrer Generationen (Boomer vs. Gen Z) ist großartig lustig, aber hinzu kommen noch die wunderbar verschrobenen Nebenfiguren, Las Vegas als ziemlich lustiger Schauplatz und jede Menge schräge Situationen. Und zwischen all den schlagfertigen Dialogen und Verwicklungen verbirgt sich dann doch eine sehr berührende Geschichte über die Rolle von Frauen in der Unterhaltungsindustrie, misogyne Medien, grabschende Clubinhaber und die Macht, die eigene Geschichte neu zu erzählen. Die Serie gefällt mir sehr gut - dass es super viele queere Figuren gibt und Hauptfigur Ava als bisexuelle Chaos-Queen einfach direkt einen Platz in meinem Herzen bekommen hat, ist auch noch zu erwähnen.
Judith empfiehlt:
Ich habe kürzlich ein Kapitalismus-und-Klimakrise-Gesamtpaket gelesen, das mich nicht komplett hilflos und desillusioniert zurückgelassen hat, sondern mit mehr Informationen und mehr Ideen, wie es weitergehen kann, deshalb reiche ich das hiermit an euch weiter:
Männer, die die Welt verbrennen von Christian Stöcker ist eine fast überwältigende Reise ins Herz von Fossillobby und ihren Verästelungen zu konservativer über neoliberaler bis ultrarechter Politik, zum Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, zu Trans-, Queer- und Frauenfeindlichkeit. Der Autor schreibt selbst, dass einem die Verbindungen wie Verschwörungstheorien vorkommen mögen - was daran liegt, dass es sich um eine tatsächliche Verschwörung handelt. Er vermittelt die Verknüpfungen kenntnisreich und zeigt gleichzeitig auf, was sich ändern kann und muss, damit diese Männerbünde an Macht verlieren.
Das Ende des Kapitalismus von Ulrike Herrmann lässt sich gut daran anschließen. So kompakt und interessant habe ich die Geschichte des fossilbasierten, industriellen Kapitalismus der letzten ~150 Jahre noch nie irgendwo gelesen und habe durch das Buch eine Menge gelernt. Als Handlungsoption für die Zukunft schlägt Herrmann eine nicht-verstaatlichte Planwirtschaft nach dem Vorbild der britischen Kriegswirtschaft vor und legt dar, wie das gelingen kann. Eignet sich auch gut, wenn man auf der Suche ist nach fiktiven Near-Future-Perspektiven!
Im Anschluss zu meiner Sachbuchlektüre erschien sehr passend: Die 7. Staffel des Podcasts Scene on Radio: Capitalism. Bislang ist auch diese Staffel wieder wirklich empfehlenswert, wenn ich sie auch noch nicht zu Ende hören konnte, da sie aktuell wöchentlich erscheint.
Natascha Strobls Talk Die Gegenwart des Faschismus: Analyse autoritärer Entwicklungen ergänzt das Ganze dann noch um das Wissen um faschistische Strömungen, auch dabei hab ich viel gelernt und es ist supergut auf den Punkt gebracht. Leider ist der Talk sehr leise, schließt also Kopfhörer oder eine externe Box an, sonst ist es schwierig, ihm zu folgen.
INITIATIVE BITTE!
Wir müssen weiter Druck machen für ein AfD-Verbot. Dazu hat sich eine neue Kampagne namens AfD-Verbot Jetzt gegründet: Man kann dort mitmachen, spenden und natürlich auf Social Media Beiträge teilen. Es ist außerdem gerade die Rede von einer Bund-Länder-Taskforce, bei der die Innenminister*innen der Länder ein Verbotsverfahren beschließen könnten - es ist also sicher weiterhin sinnvoll, (physische) Briefe an Landtag- und Bundestagsabgeordnete sowie Landesinnenminster*innen zu schreiben und diese zu bitten, sich für ein Verbot einzusetzen!
Passend zum Disability Month gibt es auch eine neue Initiative namens Safe Air Docs, die sich aktuell erst einmal nur auf Twitter organisiert - die aber eure Mithilfe gebrauchen kann. Die Initiative sammelt nämlich Arztpraxen, in denen nach wie vor eine Behandlung unter Beachtung von Infektionsschutz möglich ist. Denn Arztbesuche sind für alle, die sich nach wie vor vor Covid (und anderen Infektionen) schützen wollen, ein besonderes Problem, da sie im Gegensatz zu Dingen wie Kino, Konzerten oder Restaurants eben nicht einfach weggelassen werden können. Wenn notwendige Vorsorgeuntersuchungen oder Behandlungen immer das Risiko einer Infektion mit sich bringen, ist das eine große Belastung für die betroffenen Personen - gerade dort, wo man sich selbst auch nicht mit Maske schützen kann, wie z. B. zahnärztliche Praxen, HNO- oder Lungenfachpraxen usw. Die Safe Air Docs sammeln auf Twitter per DM deshalb Hinweise zu Praxen, in denen z. B. Luftfilter vorhanden sind, Ärzt*innen und Angestellte Maske tragen usw. Wenn ihr da also etwas wisst (und noch bei Twitter seid) - meldet es ihnen! Die Liste mit den Praxen kann derweil per E-Mail unter suche@safeairdocs.de erfragt werden.
Danke fürs Abonnieren und Lesen!
Christian, Lena und Judith