Dezember-Ausgabe 2025
Herzlich Willkommen zur Dezember-Ausgabe des Vreundschaftsbriefs!
CRUNCH
Zuallererst der allerletzte Aufruf: Wenn ihr uns auf Patreon unterstützt, ist heute die letzte Chance, uns eure Postadresse zu geben, damit wir euch das alljährliche Podcast-Goodie zuschicken! Wir speichern eure Adresse aus Datenschutzgründen nicht, das heißt, auch wenn ihr das Goodie im letzten Jahr bekommen habt, müsst ihr uns noch mal eure Adresse mailen, am liebsten per PM auf Patreon oder an judith@genderswapped-podcast.de
Und ebenfalls an alle Patrons: Wenn ihr heute Abend noch nichts vorhabt, dann schaut mal kurz runter zu den Terminen!
Im Genderswapped Podcast haben wir zum zweiten Mal ein Queer*Welten-Crossover zum Erscheinen der neuen Ausgabe veranstaltet, mit Kurzlesungen und Gesprächen mit den Autor*innen der Kurzgeschichten und Micro-Fictions! Wer nicht live dabei war, kann es jetzt im Podcast-Feed nachhören oder auf YouTube nachschauen.
Deshalb gibts in diesem Monat aber kein Audio-Extra - wir haben es bei der Live-Folge nicht mehr geschafft, noch eines aufzunehmen. Aber dafür gibts ja das Goodie. (flüstert: Gebt uns eure Adressen!)
Passend zur Folge können wir jetzt auch verkünden: Die Queer*Welten 15 ist erschienen! Ihr könnt sie hier beim Verlag bestellen, oder natürlich überall, wo es Bücher gibt.
Und auch The Icebound Kingdom ist jetzt da draußen in der Welt, wir sind gespannt, wie es Fans (und Nicht-Fans) des Genres gefällt. Schöne Rezensionen gab es schon bei Literatopia und Phantastik News.
Auf Patreon gab es im Dezember eine neue Kurzgeschichte in einer neuen postapokalyptischen Fantasywelt, in der wir Vögte im nächsten Jahr ein bisschen mehr schreiben wollen (👀) mit dem Titel “Eidgebunden”.
Im Oktober hat Lena hier auf das Erscheinen der Anthologie Andymonaden hingewiesen - das musste nun um eine Stellungnahme zum Cover ergänzt werden, die ihr auf Lenas Website findet.
Termine:
Mittwoch, 10.12., 19:30 Uhr: Lenas monatlicher Patreon-Plauder-Call ist im Dezember für alle Patreons offen. Den Link findet ihr im Vogt&Vriends-Slack!
Donnerstag, 11.12., 18 Uhr: Die Vögte treffen sich auf Instagram Live mit Noah Stoffers und reden über Noahs “Cage of the Moon”, das im Januar bei Knaur erscheint, und “The Icebound Kingdom” - beziehungsweise darüber, was sie von der Progressiven Phantastik in die Romantasy verschlagen hat. Live zuschauen und Fragen stellen könnt ihr auf Noahs und Judiths Accounts.
FLUFF
Advent, Advent, der Buchmarkt brennt (von Lena)
In den letzten Wochen habe ich viele Posts von Autor*innen gelesen (vor allem auf Instagram), in denen es darum ging, wie schwierig es gerade ist, das zu machen, was wir als Schreibende lieben: Gute Geschichten erzählen und veröffentlichen. In den Beiträgen geht es um den Druck auf dem Buchmarkt: Schneller, höher, weiter, Autor*innen sollen am besten mehrere Bücher pro Jahr veröffentlichen, natürlich jedes davon originell und gut geschrieben. Die Verlage erwarten, dass Autor*innen Social-Media-Stars sind und das Marketing für ihre Bücher (fast) komplett selbst übernehmen. Ein Teil der Lesenden erwartet auch ein schmuckes Äußeres der Bücher - Farbschnitt, Overlay-Bilder, Prägungen oder Goldverzierungen auf dem Cover. Und ja, wenn Bücher das nicht haben, werden sie von einem Teil des Publikums schlicht nicht gekauft. BookTok und Bookstagram gehen aktuell in die Richtung, dass Bücher vor allem gehyped werden, wenn sie allerlei Gimmicks mitbringen, Dekorationsgegenstände sind oder bestimmte Tropes aufweisen. Und Verlage spielen da mit. Absurdestes Beispiel bisher: In den USA hat sich der Verlag Blue Box Press für einen Vampirroman von Jennifer L. Armentrout namens The Primal of Blood and Bone mit dem Saucen-Hersteller Hellmann’s zusammengetan für eine Sonder-Edition des Buches mit … Knoblauchgeruch (durch mit Knoblauch angereicherte Drucktinte). Ja, ich wünschte, ich würde mir das ausdenken. Ja, die 1000 Exemplare der Sonderedition sind bereits verkauft. Ja, es riecht wohl sehr doll nach Knoblauch. Ziel der Aktion war laut Pressemitteilung vor allem die BookTok-Community, die nun eine weiteres Gimmick hat, um Unboxingvideos zu machen und das Buch in die Kamera zu halten. Ach so, ob das Buch gut ist? Worum es darin überhaupt geht? Steht da nicht, wird nicht thematisiert, ist egal, weil AIOLI-TINTE.
Vielleicht erscheinen solche Marketing-Stungs für die Star-Autor*innen der Verlage weniger schlimm, wenn man nicht so tief drinsteckt im Buchmarkt. Wenn man nicht weiß, wie viele Autor*innen jeden Tag ans Aufhören denken, wegen immer kleiner werdenden Vorschüsse, wegen wegfallendem Marketing durch die Verlage, wegen “das Buch kauf ich nicht, das hat keinen Farbschnitt”. Und natürlich auch wegen der Tatsache, dass auch Bücher ohne jeden Schnickschnack gerade immer teurer werden, wegen der gestiegenen Preise für alles (Papier, Druckereikosten, Versand), was es auch Lesenden einfach schwer macht, sich noch jedes Buch zu kaufen, das sie interessiert und das sie gerne lesen würden. Wer sich fragt, warum sich irgendwas nicht mehr so gut verkauft wie vor 2-3 Jahren, kommt an der Tatsache nicht vorbei, dass die allermeisten Leute schlicht weniger Geld zur Verfügung haben durch Inflation und Preissteigerungen, die nicht durch höhere Löhne ausgeglichen werden. Womit wir auch zurück zum Struggle der Schreibenden kommen, denn die meisten von uns haben ja diverse Nebenverdienste, weil kaum jemand vom Schreiben leben kann. Aber auch im Freelance-Bereich werden die Preise gedrückt, während die Lebenshaltungskosten steigen. Und wer neben der Autor*innentätigkeit festangestellt arbeitet, musste vielleicht schon die wöchentliche Stundenzahl aufstocken, weil alles teurer geworden ist, und hat weniger Zeit zum Schreiben.
Und trotzdem schreiben Autor*innen natürlich weiter, weil die allermeisten von uns es nicht (nur) wegen des Geldes tun. Wir wollen Geschichten erzählen, wir wollen teilen, was uns bewegt, wir wollen diese Magie erschaffen, die passiert, wenn unsere Worte von anderen gelesen werden. Umso trauriger ist es, wenn die Reaktionen ausbleiben, weil Bücher nur noch als Deko gekauft, aber nicht wirklich gelesen werden. Klar, ich verstehe das. Lesen kostet mehr Energie als Serienschauen oder sich am Handy berieseln lassen, und Rezensionen schreiben oder das gelesene Buch auf Social Media vorstellen kostet noch mehr Zeit und Aufwand. Ich kann euch aber versichern - gerade im Moment könnt ihr damit Autor*innen den Tag oder vielleicht die ganze Woche versüßen. Und bei Self-Publisher*innen oder Indie-Verlagen zählt jede Rezension oder Empfehlung, damit das Buch überhaupt von Leuten bemerkt wird, die es vielleicht sehr lieben würden. Ich will hier niemandem Druck oder ein schlechtes Gewissen machen, nicht genug Rezensionen zu schreiben oder Buch-Posts zu machen, wie gesagt, es ist das Jahresende, wir robben alle aufm Zahnfleisch auf Silvester zu. Aber sollte es vielleicht ein Buch geben, das ihr dieses Jahr geliebt habt, das euch etwas bedeutet hat, dass euch zum Nachdenken angeregt oder durch eine schwere Zeit geholfen hat: Vielleicht habt ihr Zeit, dazu eine kurze Rezension zu posten, es irgendwo zu empfehlen oder der Person dahinter eine kurze, nette (!!) Mail zu schreiben. Es bedeutet uns viel.
Vavoriten
Lena empfiehlt:
Ich habe Ocean Vuongs neuen Roman The Emperor of Gladness gelesen (auch auf deutsch erschienen unter “Der Kaiser der Freude”) gelesen. Nachdem Vuongs erster Roman “On Earth We’re Briefly Gorgeous" eher eine Autobiographie in Romanform war, ist dieses Buch ein Roman mit starken biographischen Anleihen - und nah genug am Leben von Ocean Vuong, dass dieser sich den Scherz erlaubt, seine Hauptfigur Hai zu nenne, was auf Vietnamesisch “Ozean” bedeutet. Autor und Hauptfigur teilen außerdem die Erfahrung als Arbeiter in einem Schnellrestaurant und die Pflege einer dementen alten Frau, die beide in The Emperor of Gladness eingeflossen ist. Ich habe das Buch vor allem gelesen, weil mir Vuongs lyrische Sprache in seinem ersten Roman so gut gefallen hat - aber tatsächlich ist es auch eine gute Lektüre, wenn man sich, wie ich, gerne mit der Heldenreise und der Abkehr davon beschäftigt. Denn in East Gladness, dem fiktiven Schauplatz des Romans, gibt es viele Tellerwäscher*innen, von denen niemand zum Millionär aufsteigt. Die Figuren des Romans sind arm, sie arbeiten und leben in prekären Verhältnissen, sie verpassen Chancen und hängen fest in ihrem Leben. Und doch können sie einander manchmal helfen, auch wenn es bei dieser Hilfe nie darum geht, aus East Gladness rauszukommen und endlich reich und berühmt zu werden: Die Restaurantleiterin, die einem autistischen Teenager einen Job gibt; die demente, alte Grazina, die Hai bei sich aufnimmt; die Crew des Schnellrestaurants, die gesammelt zum Amateur-Wrestling-Auftritt ihrer Chefin mitkommt. Vuong hat in einem Interview gesagt, er wollte über “kindness without hope” schreiben, und das ist ihm meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Die schrägen, hoffnungslosen, gebrochenen Figuren des Romans sind mir ans Herz gewachsen und auch sprachlich hat mir das Buch wieder sehr gut gefallen.
Judith empfiehlt:
Im Labyrinth des Minotaurus von Florian Schäfer und Elif Siebenpfeiffer ist ein Escaperoom-Adventkalender in der Welt und mit den Figuren der “Fabelwesen”-Trilogie (“Fast verschwundene Fabelwesen” / “Verborgene Fabelwesen der Meere” / “Aufstand der Fabelwesen”). Heute ist ja der 10.12., wenn ihr also ganz schnell seid, könnt ihr es in der Buchhandlung eures Vertrauens bestellen, morgen einfach die ersten 11 Rätsel lösen und von da an noch bis Weihnachten weiterrätseln - oder ihr lest und rätselt einfach jahreszeitenunabhängig. Geschichte und Rätsel sind jedenfalls nicht weihnachtlich: Es ist eine Art Spin-off um Freischützin Hilke Breitmoser und Bestienzähmer Kleon Bellerophontidis aus dem ersten Band der fantastisch illustrierten Reihe. Hilke und Kleon folgen den Spuren der Thyssen-Van-Amburgh-Gesellschaft quer durch Kreta, die Fabelwesen als Kriegswaffe missbrauchen will. Das klingt nach einem Crossover zwischen “Eis&Dampf” und “Ich, Hannibal”? Finden wir auch. (Wir kannten einander aber bis vor ca. einem Jahr nicht.) Wie es ausgeht, wissen wir noch nicht, weil wir tagesaktuell rätseln, aber Florian hat mir schon gesagt, dass es sich anders als bei “Ich, Hannibal” nicht um einen stupid, sexy Minotaur handelt. ;P
The Isle in the Silver Sea von Tasha Suri ist ein queerer Ritterin-liebt-Hexe-Roman, der in einer Art gespiegelten England spielt, der namengebenden Isle in the Silver Sea. Prägend ist vor allen Dingen London als Stadt und Königinnensitz, der Rest des Landes wird von immer wieder reinkarnierten Geschichten und Legenden gestaltet und ist voller verzauberter Wälder, Ruinen und Landschaften, während London eher dem 18./19. Jahrhundert entspricht. Die Geschichten, die von den Archivaren kanonisch „angekettet“ werden, interagieren mit den ihnen zugewiesenen Landstrichen – geht eine Geschichte zu Bruch, weil die Reinkarnationen der handelnden Figuren sterben, ohne ihr Schicksal zu erfüllen, verschwindet auch der Landstrich. „Der Ritter und die Hexe“ stellt eine der prägenden Geschichten der Insel dar – und wie alle kanonischen Geschichten verläuft sie immer gleich: In jeder Generation ist es einem Ritter bestimmt, einer Hexe zu verfallen, sie zu lieben und am Ende erst sie und dann sich selbst zu töten. In dieser Generation ist Simran „die Hexe“, die mit Limni-Tinte zaubert, Leuten ihr Schicksal tätowiert und unter dem Radar der Archivare bleibt, die alle Inkarnierten überwachen. „Der Ritter“ ist inkarniert in Vina, deren Schicksal die Archivare bereits früh festgestellt haben und die daher tatsächlich eine Laufbahn als Ritterin eingeschlagen hat. Als die beiden sich in London begegnen, nimmt das Schicksal von „Ritter und Hexe“ unweigerlich seinen Lauf.
Ich kam für die Ritterin-Hexe-Lovestory und ich blieb für die Chosen Family und das Umstürzen von kanonischen Geschichten.
Christian empfiehlt:
Ghost of Yōtei ist die Fortführung der erfolgreichen Samurai-Schnetzelei “Ghost of Tsushima”. Das Spielprinzip ist ähnlich, spielt allerdings zeitlich später (wodurch man sich mit Feuerwaffen auseinandersetzen muss). Die ganze Handlung gewinnt aber deutlich durch die weibliche Protagonistin, die sich auf einem Rachefeldzug gegen die Yōtei befindet und das Samurai-Film-Genre durch das Thema sehr gut einfängt. Die weibliche Perspektive ändert im Vergleich zum ersten Teil die ganze Prämisse und gibt ihr einen neuen Twist, denn als Frau steht Atsu ohnehin außerhalb der klassischen Erwartungen vom ehrenhaften Kampf der Samurai. Das Spiel hinterfragt genau dieses Ehrkonzept und die Rolle von Kämpferinnen, verschweigt die unterdrückenden Aspekte nicht, ohne die Spielenden aber ständig daran zu erinnern. Außerdem ist es grafisch wirklich wunderschön.
INITIATIVE BITTE!
Damit das queere Berliner Stadtmagazin SIEGESSÄULE sowie das L-MAG, SIEGESSÄULE Kompass, GAY GUIDE und Place2be.berlin auch in Zukunft politisch unabhängig und wirtschaftlich sicher bleiben, gründen sie eine Genossenschaft und suchen noch Kompliz*innen. Hier könnt ihr euch beteiligen! (Danke an Cifer für den Hinweis!)
Wenn ihr noch Ideen sucht, um weihnachtlich oder endjährlich zu spenden, sammeln wir hier einfach noch mal die Tipps aus dem Genderswapped-Queer*Welten-Crossover:
sowie lokale Unterstützungs- und Beratungsangebote für trans Personen!
Danke fürs Abonnieren und Lesen, und kommt gut ins neue Jahr!
Lena, Judith und Christian