August-Ausgabe 2024
Herzlich Willkommen zur August-Ausgabe des Vreundschaftsbriefs!
CRUNCH
Letzten Monat angekündigt, inzwischen erschienen: Christians Novelle Im Schatten des Leviathans (Schattenspiele 2) ist frisch bei ohneohren rausgekommen und natürlich weiterhin käuflich zu erwerben!
Judith war im SWR Kultur zu Gast: Zum 70. Jubiläum des Erscheinens von “Der Herr der Ringe” wurde sie dazu interviewt, wie progressive Phantastik das Erbe Tolkiens sowohl fortsetzen als auch modernisieren kann. Ihr findet das Gespräch hier in der Mediathek.
Im Genderswapped Podcast geht es diesen Monat um Adaptionen, Remakes, Spin-offs und mehr. Wir reden darüber, was eine gute Fortsetzung ausmacht, warum Remakes gerade so beliebt sind, usw. Im Medienthema besprechen wir die neueste Staffel Doctor Who.
Im Audio-Extra geht es dann darum, was wir selbst gern mal remaken, adaptieren oder verfilmen würden.
Noch wird an Queer*Welten 13 hinter den Kulissen fleißig gearbeitet und die genaue Ankündigung der enthaltenen Texte kommt erst noch, aber das Heft ist trotzdem schon vorbestellbar. Außerdem gibt es für alle, die das Magazin abonniert haben oder noch bis zum Erscheinen von Heft 13 abonnieren, einen exklusiven Queer*Welten-Taschenkalender für 2025 gratis dazu!
Wer den Mythen-Talk auf Instagram mit den Vögten, James Sullivan und Lucia Herbst nachträglich anschauen will, findet diesen hier auf Instagram.
Ein weniger schönes, aber wichtiges Thema: Auf Tor-Online hat Lena einen ausführlichen Artikel zur Lage der deutschen (Phantastik-)Kleinverlage geschrieben und dazu mehrere Verleger*innen interviewt. Warum Kleinverlage es so schwer haben und was ihr tun könnt, um sie zu unterstützen, erfahrt ihr im Text.
Termine
Im August haben wir keine Termine!
FLUFF
Harris, Swift und die unerträgliche Dreistigkeit lachender Frauen und Queers (von Lena)
Seit einigen Wochen steht fest, dass Kamala Harris die offizielle Präsidentschaftskandidatin der Demokraten im US-Wahlkampf ist. Überrumpelt davon, dass es jetzt vielleicht nicht mehr allzu gut ankommt, sich auf Alter und Gesundheit der Kandidat*innen zu konzentrieren, weil Trump dabei nun deutlich schlechter abschneidet, hatten die Repuplikaner schnell ein neues Ziel gefunden: Sie regen sich über das Lachen von Kamala Harris auf. Eine gutgelaunte, lachende Frau? Als Präsidentin? Was für eine unerhörte Vorstellung. Gleichzeitig scheint gerade diese Fröhlichkeit und energisch-positive Ausstrahlung Erfolg zu haben, in den Vorab-Umfragen liegt Harris vorn (wir freuen uns, das haben wir 2016 gelernt, aber nicht zu früh darüber) und gerade im Bereich von Community-Fundraising werden große Geldsummen für den Wahlkampf zusammengetrommelt. Hoffen wir für die amerikanische Demokratie, das Leben unzähliger Marginalisierter und den Zustand der Welt insgesamt, dass die Freude und die positiven Vibes reichen, um die Wahl zu gewinnen.
Und reden wir im Anschluss über Taylor Swift.
Denn diese bringt ebenfalls eigentlich gerade viel Freude in die Welt, während sie durch Europa tourt und zehntausende Swifties sich bei jedem Konzert zusammenfinden, jubeln, feiern, tanzen und miteinander Armbänder tauschen. Wie gesagt: eigentlich. Denn gerade erst mussten alle drei Konzerte von Swift in Wien wegen eines geplanten Terroranschlags abgesagt werden. Die geständigen und zum Glück gefassten Attentäter hatten vor, im oder um das Stadion so viele Menschen wie möglich zu töten, gefunden wurden in ihren Wohnungen Material, das sie als Sympathisanten von IS und Al-Kaida ausweist. Leider nicht rechtzeitig gestoppt werden konnte ein Attentäter, der in Großbritannien einen Ferien-Tanzkurs für Taylor-Swift-Fans stürmte und mit dem Messer die dort tanzenden und bastelnden Kinder angriff und drei Mädchen tötete.
Diese Angriffe eint der unbändige Hass auf Mädchen, Frauen und Queers, die Spaß haben, lachen, ihre eigene Community bilden (und sei es nur für einen Konzertabend), die Räume für sich abstecken und ihre eigenen Regeln machen. Die Swifties sind stolz darauf, dass sie nett zueinander sind, sich gegenseitig Armbänder schenken, dass auf den Konzerten und drumherum viel bunte, glitzernde Kleidung und Make-up zu sehen sind. Die Angriffe auf diese Fankultur ist wieder mal ein deutliches Zeichen davon, dass hasserfüllte cis hetero Männer es nicht ertragen, dass die von ihnen verachteten Frauen und Queers Spaß haben und miteinander feiern, dass sie irgendwo einfach mal keine Rolle spielen, nicht erwünscht sind (schon gar nicht im Rammstein-Shirt, Pocher, du Edgelord). Viele Besucher*innen der Konzerte in Wien trauern um die ausgefallenen Veranstaltungen, nicht nur wegen enttäuschter Vorfreude und Kosten für Hotels, Anreise usw., sondern sie sprechen von einem Safe Space, der ihnen genommen wurde. Immerhin: Es gab einige Artikel zu den Vorfällen, in denen diese als Ausdruck von Frauenhass benannt wurden, auch wenn diese Einordnung immer noch nicht deutlich genug erfolgt - den Hass auf Frauen, Queers, Feminismus und Empowerment eint so ziemlich alle rechten, erzkonservativen, IS-ideologischen und sonstigen Hassprediger.
Harris jedenfalls lacht weiter, und die Swifties in Wien feierten und sangen auf den Straßen zusammen. Vermutlich ist beides die einzig mögliche und einzig richtige Reaktion - denn lachende, fröhliche, feiernde Frauen und Queers scheinen dem Patriarchat erheblich Angst zu machen.
Vavoriten
Lena empfiehlt:
Wenn ihr diesen Newsletter gleich am ersten Tag lest, habt ihr noch wenige Tage Zeit, die argentinische Serie 1 Meter 20 (Metro Veinte) auf Arte zu schauen oder herunterzuladen. Dieser erzählt in 6 kurzen Folgen von jeweils ca. 15 min von der 17-jährigen Juana, die auf eine neue Schule kommt und sich von ihrer Körperbehinderung nicht davon abhalten lassen möchte, sich endlich zu verlieben und Sex zu haben. Sie lernt auf der neuen Schule zwei queere Personen kennen, die sich dafür einsetzen, dass es im Unterricht endlich angemessenen Sexualkundeunterricht gibt und schließt sich deren Kämpfen an. Das alles wird eingebettet in die queeren und feministischen Kämpfe in Argentinien, in Debatten um reproduktive Rechte, Ausschluss von behinderten Menschen aus queeren Aktionen - verdammt viel Inhalt für so eine kurze Serie, und trotzdem noch mitreißend, sympathisch und teilweise auch sehr witzig. Große Empfehlung, schaut es euch an, solange es noch geht.
Judith empfielt:
Oben ohne von Julia Fritzsche ist das perfekte Buch fürs Freibad. Die Journalistin und Autorin von “Tiefrot und radikal bunt” unterfüttert aktuelle Kämpfe um die Gleichberechtigung weiblich und männlich gelesener Nippel mit einer Kulturgeschichte der Brust und der Stigmatisierung bzw. Entstigmatisierung binär gegenderter Oberkörper. Einen Vorgeschmack auf das Buch im Nautilus Verlag (der übrigens dringend Unterstützung braucht und sich daher über jede Bestellung freut!) gibts im wie immer großartigen Dissens-Podcast. Erfrischend ist, dass Fritzsche sich der Tatsache bewusst ist, dass es wichtigere feministische Kämpfe gibt als den um freie oder mindestens gleich behandelte Nippel - dass diese Auseinandersetzung aber tief verflochten ist mit körperlichen Vorstellungen von Geschlecht und daher Teil des Befreiungskampfes von Frauen und queeren Menschen.
Christian empfiehlt:
Mirrored Heavens, der dritte und abschließende Teil der “Between Earth & Sky”-Trilogie von Rebecca Roanhorse. Es ist ja ein bisschen overplayed, epische Fantasy mit Georg Martin oder Joe Abercrombie zu vergleichen, aber hier passt es zu gut, um es nicht zu tun: Intrigen, vielschichtige Protagonist*innen, die moralisch mehr als fragwürdige Entscheidungen treffen und mit denen man trotzdem mitfiebert, sowie seltene, düstere Magie. Nicht overplayed ist hier allerdings das Setting: statt die x-te Version des mittelalterlichen Großbritannien zu präsentieren, basiert die Welt von Roanhorse auf einem Mittelamerika, das nie kolonisiert wurde. Klare Empfehlung!
INITIATIVE BITTE!
Die Sonne scheint und die Vögte haben seit Anfang Juli eine Solaranlage aufm Dach (nach der Steckersolar-Eigenmontage im vergangenen Jahr). Über das eigene Dach verfügen zu können ist allerdings ein Privileg, das vielen Leuten nicht zur Verfügung steht, daher haben wir mal gesammelt, wie sich auch in einem Mietverhältnis (zumindest an sonnigen Tagen) der eigene Strom produzieren lässt.
Hier findet ihr einen informativen Artikel speziell für Mieter*innen: https://www.greenpeace-magazin.de/leseecke/sonnige-zukunft
Hier gesammelte Infos zu Steckersolargeräten / Balkonkraftwerken: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/energie/erneuerbare-energien/steckersolar-solarstrom-vom-balkon-direkt-in-die-steckdose-44715
Hier könnt ihr einen Simulator mit Daten füttern und schauen, ob sich eine Steckersolaranlage bei euch lohnt: https://solar.htw-berlin.de/rechner/stecker-solar-simulator/
Hier gibt es Infos zu Förderungen: https://www.finanztip.de/photovoltaik/balkon-solaranlage/foerderung/
Und wenn es an eurem Wohngebäude wirklich gar keinen Sinn ergibt, könnt ihr euch genossenschaftlich an Solaranlagen und Windparks beteiligen. Hier findet ihr eine Karte mit Bürgerenergie-Genossenschaften: https://www.buendnis-buergerenergie.de/karte
Außerdem gibts hier noch Infos für Selbstbauer*innen und die dafür nötigen rechtlichen Grundlagen: https://selbstbau.solar/ und https://solarcamp-for-future.de/
Mittlerweile gibt es übrigens im Baumarkt für kleines Geld dünne Balkonsichtschutzmatten, die ihren eigenen Solarstrom erzeugen - dagegen kann nun wirklich kein*e Vermieter*in mehr etwas haben!
Danke fürs Abonnieren und Lesen!
Christian, Lena und Judith