August-Ausgabe
Hallo und herzlich willkommen zu unserem dritten Vreundschaftsbrief! In dieser Ausgabe geht es unter anderem um Urlaub - und natürlich wie immer um Neuerscheinungen, Medientipps und Termine.
Erst mal: CRUNCH!
ANARCHIE DÉCO ist schon bei den Vögten eingetrudelt! Wenn ihr Bücherregal-Patrons seid oder die Vorbestellaktion unterstützt habt, könnt ihr euch bald darauf freuen. Wir schicken sie so los, dass sie - so die Post will - um den Erscheinungstermin am 25.8. herum bei euch eintrudeln. Falls ihr noch unsicher seid, findet ihr auf TOR Online eine Leseprobe. Auf TOR Online wird im Laufe des August auch noch ein Werkstattbericht über Physik und Magie, ein Quiz und ein Interview mit uns auftauchen - und kurz vor Erscheinen teilen Judith und Christian auf Social Media einen Countdown rund ums Buch. Cocktailrezepte, Musik, Artwork! Wenn ihr das Buch noch bei der Buchhandlung eures Vertrauens vorbestellen wollt, schickt einen Bestellbeleg an vorbestellung@jcvogt.de und erhaltet digitale Goodies!
“Recherchiert ihre Machenschaften, veröffentlicht die Story ... und bringt sie zu Fall!” GUERILLA JOURNALISTS, Christians Erzählspiel über Enthüllungsjournalismus, erscheint ebenfalls im August. Eine Leseprobe mit Judiths wunderbaren Layout sowie den Charakterbogen findet ihr hier. Guter Journalismus ist wichtig in Zeiten, in denen Panik vor Impfungen gemacht oder die Auswirkungen des Klimawandels heruntergespielt werden, aber wir brauchen auch Unterstützung für Geschädigte. Christian wird daher die Hälfte seiner Einnahmen am Spiel bis Ende des Jahres für die Opfer der Flutkatastrophe in der Eifel spenden, mit dem Kauf des Spiel könnt ihr also ebenfalls einen kleinen Beitrag leisten.
Und da alle guten Dinge drei sind, gibt es Ende August auch eine neue Ausgabe der QUEERWELTEN: Ausgabe 6 erscheint am 26.08. Ihr könnt sie bereits jetzt im Ach Je Verlagsshop vorbestellen. Die Kurzgeschichten nehmen euch diesmal mit zu einem mutigen Feenwesen in einer sterbenden Welt (“Mutter Finsternis” von Nora Bendzko), einer übernatürlichen Datinghilfe, die einem Jugendlichen beisteht (“Die gayte Fee” von Janus Reihmann) und zu einer Schicksalsgemeinschaft in feindlicher Lebensumgebung, die eine einmalige Chance bekommt (“Schimmer im Staub” von Miou Sascha Hilgenböcker). Der Essay stammt diesmal von Aiki Mira und liefert Frage und Antwort in einem: “Wovon träumen Androiden? - Von Queer Science-Fiction!”. Er gibt einen Überblick darüber, was Queer SciFi sein kann und welche Dinge sie hinterfragt. Noch mehr Infos und einen Blick auf das superschöne Cover von Sascha Viktor findet ihr auf der QueerWelten-Seite.
In der August-Folge vom GENDERSWAPPED PODCAST begeben sich Lena und Judith auf ungewohntes Terrain und reden über Horror-Metaphern! Dazu gibts auf dem Vogt&Vriends-Patreon außerdem ein Audio-Extra, in dem wir erzählen, wie und warum wir uns im Rollenspiel so richtig gegruselt haben. Alle Infos dazu findet ihr bei Patreon.
Im September werden zwei weitere Bücher erscheinen, zu denen wir (teilweise) beigetragen haben. In der September-Ausgabe des Vreundschaftsbriefs erfahrt ihr mehr Details dazu. Aber für die Neugierigen unter euch hier schonmal ein Ausblick:
Die Anthologie FUTURE WORK - Die Arbeit von übermorgen erscheint im September, wird herausgegeben von Lars Schmeink und Ralf H. Schneider und ist eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Anthologie, in der sich 15 Kurzgeschichten die Frage stellen, wie wir in der Zukunft in Deutschland arbeiten werden. Sowohl Judith und Christian als auch Lena haben eine Geschichte beigesteuert. Mehr zu unseren Geschichten und der Anthologie dann beim nächsten Mal, aber dieser Tweet zeigt schonmal das Cover und verrät, wer noch dabei ist.
Schon vorbestellen könnt ihr das SCIENCE FICTION JAHRBUCH 2021, das am 15.09.2021 erscheinen wird. Darin ist ein Essay von Lena enthalten, in dem es darum geht, wie das Internet uns hilft, andere Geschichten zu erzählen.
Auf TOR Online ist ein neues Autor_innen-Porträt in Judiths fortlaufender Reihe erschienen - diesmal geht es um Jeannette Ng und ihre preisgekrönte Rede über das faschistische Erbe von großen alten Science-Fiction-Autoren.
In Judith Maderas Text zu zeitgenössischer deutscher SF-Literatur auf TOR Online wurde Judith zusammen mit Kolleginnen wie Maike Hallmann, Theresa Hannig, Melanie Vogltanz, Alessandra Reß und Myra Çakan erwähnt. \o/
Termine
26.08.2021, 19 Uhr - Instatalk auf FISCHER TOR: Judith und Christian reden mit Elea Brandt über ANARCHIE DÉCO und den deutschsprachigen Phantastiksommer.
Zum ersten Mal finden außerdem zwei Termine wieder vor Ort statt, wenn alles gut geht - in Aachen und Ulm!
29.08.2021, 17 Uhr - Stadtglühen: Im Rahmen des “Neustarts Kultur” finden in Aachen im Juli und August allerhand Open-Air-Kulturveranstaltungen statt, u.a. eine Lesung aus ANARCHIE DÉCO auf dem Moritz-Braun-Platz in Aachen-Eilendorf in Kooperation mit “Das Buch in Eilendorf” und den Grünen.
11.09.2021, 19 Uhr - Soiree Fantastique: Die Vögte lesen in der “Übermorgenwelt” in Ulm aus ANARCHIE DÉCO! https://www.uebermorgenwelt.de/
FLUFF
Freiberufler_innen im Urlaub ... Ich (Judith) schätze mich ja glücklich, einen Beruf zu haben, den viele andere nebenbei und / oder als Hobby ausüben. Ich kann nicht vom Romaneschreiben leben, aber ich kann vom Schreiben leben, seien es Romane, Sachtexte, Lektorate und Übersetzungen. Das heißt, ich habe keinen festen Job mehr, sondern bestreite meinen Lebensunterhalt mit Aufträgen, für die ich Honorare bekomme. Darin sind natürlich keine Urlaubstage enthalten, das heißt, wenn ich Urlaub mache, verdiene ich effektiv … nichts. Das ist okay, weil ich vorher und nachher halt mehr arbeite (ja, hehe, ich weiß, HELP! XD ). Was schwieriger ist, als Zeit für den Urlaub zu schaffen, ist oft, geistigen Platz dafür zu schaffen - die Projekte begleiten mich im Urlaub, außerdem trenne ich private und “geschäftliche” Mails zum Beispiel nicht und rufe meine Haupt-Mailadresse auch im Urlaub ab. Im letzten Urlaub führte das dazu, dass ich eine eilige Interviewanfrage bekam und das Interview dann mühselig anderthalb Stunden lang ins Handy getippt habe. Diesmal bin ich schlauer, dachte ich, als wir im Juli nach Österreich aufbrachen. Ich nehme den Laptop mit! Ich werde ihn nicht anmachen und irgendwo außer Sicht platzieren, nur für den Fall, dass ich wieder so eine Anfrage bekomme. Clever, einen Laptop mitzunehmen, um im Fall der Fälle dann halt doch irgendwie arbeiten zu können, ihn aber AUSSER SICHT zu platzieren, höre ich euch sagen. Und so hab ich den ziemlich neuen, für meine Verhältnisse absurd teuren Laptop in einer Laptoptasche in einen Schrank des Ferienhauses gepackt … und da vergessen. GESCHIEHT MIR RECHT!!! Ein kurzer Moment der Panik auf der Rückfahrt, als mir auffiel, dass ich ihn nicht eingepackt hab. Ein etwas längerer Moment der Panik, als mir aufging, dass wir an bazillionen Kilometern Stau in die Gegenrichtung um den Fernpass herum vorbeigekommen sind … Der Vermieter vom Ferienhaus war allerdings sehr nett, hat den Laptop fachgerecht verpackt und per Post geschickt. Wir waren noch drei Tage am Mittelrhein (unser Plan B Urlaub - falls wir nicht nach Österreich dürfen, fahren wir immerhin ne halbe Woche an den Mittelrhein. Plan C war dann, wir machen beides, wenn beides geht.), und als wir gerade anderthalb Stunden zu Hause waren, Koffer ausgepackt, Waschmaschine läuft - klingelt DHL und bringt mir meinen Laptop. Ich habe sehr gelacht. Das war wohl das Zeichen, dass der Urlaub zu Ende ist. Und ganz kurz abschließend zum Thema “Urlaub in der Pandemie”: Wir sind auch im vergangenen Jahr in den Alpen gewesen - da lässt es sich echt ganz gut aus dem Weg gehen, und was ich absolut positiv fand, ist, dass in Österreich überall Getestet-Geimpft-Genesen-Nachweise kontrolliert werden. Wir hatten immer die App mit dem Impfnachweis dabei, und selbst, wenn man als einzige Gäste irgendwo 2000 m hoch auf der Terrasse einer Almhütte sitzt, wird der kontrolliert. Wünsche ich mir hier in Deutschland mehr.
... und Brotjobler_innen im Urlaub: Ach ja, das Urlaubsthema, dazu kann ich (Lena) aus anderer Sicht auch was erzählen. Ich arbeite ja 32 Stunden die Woche in meinem Brotjob und zusammen mit Fahrzeiten, Alltagserledigungen und der ein oder anderen (Online)-Rollenspielrunde bleibt da gar nicht mal so viel Zeit übrig für all die Freelance-Projekte. Wenn ich es an einem normalen Wochentag schaffe, nochmal 20-30 Minuten irgendwo abzuknappsen, um ein paar Worte an einem Text zu schaffen, ist das schon gut. Bleibt also das Wochenende oder der Urlaub. Nur, äh, war da nicht irgendwas mit Erholen in der Freizeit und so? Und ja, manche Sachen machen schon auch Spaß, aber erholen heißt für mich vor allem: Das machen, worauf ich Lust habe und nicht das, wo schon wieder die nächste Deadline böse schaut. Andererseits: Wann ist sonst schon Zeit, Ruhe und bestenfalls noch Wachheit und Motivation vorhanden, mit dem Schreiben mal voranzukommen? Letztendlich gehe ich meistens den Kompromiss ein, dass ich im Urlaub nicht für alles und alle erreichbar bin, also z. B. nicht alle Mailadresse abrufe (ich habe inzwischen NEUN E-Mail-Adressen, das ist auch irgendwie absurd), versuche so wenig wie möglich auf Twitter zu sein und dafür dann möglichst früh am Tag ein bisschen Schreibzeit unterzubringen. Und danach kann ich dann auch ohne schlechtes Gewissen stundenlang in die Luft gucken, wenn ich das möchte. Solange ich mir dann sage, dass es schon okay ist, wenn ich langsam vorankomme und nicht darüber nachdenke, wie mein Leben aussähe, wenn es endlich ein Grundeinkommen gäbe und wir den Kapitalismus abgeschafft hätten …
Unsere VAVORITEN- Tipps zum Lesen, Schauen und Hören
Christian empfiehlt:
The Velocity of Revolution von Marshall Ryan Maresca. Sex, Drugs and … Tacos, darum geht es in diesem Roman. Eine an Mittelamerika angelehnte Stadt, in der Motorradgangs sich gegen ein unterdrückendes, rassistisches Regime stellen und eine Infiltration mit Hilfe einer magischen Droge unternehmen müssen, deren Wirkung sich potenziert, wenn man sich schneller fortbewegt: wie kann man es nicht lieben? Maresca beweist neben einem Talent für rasante Action viel Feingefühl, was die Mechanismen einer Kastengesellschaft und die Auflehnung gegen eine scheinbar wohlmeinende Besatzungsmacht angeht. Die vorgestellte queere und polyamore (nofomo) Gesellschaft kombiniert mit Motorradgangs kommt mit starken “Aces in Space”-Vibes daher. Aber vorsicht, beim Lesen hat man ständig Hunger auf Tacos!
Digital gespielt auf eine Empfehlung von Tobi Jansen hin habe ich Masquerada: Songs and Shadows, eine Art “Die 13 Gezeichneten meets Avatar auf einem Maskenball”. Schöne-Retro Grafik und eine lineare Story (Railroading ist ok, solange der Zug nach Awesome-Town fährt).
Lena empfiehlt:
Zunächst möchte ich ein Interview mit Annette Juretzki in der Zauberwelten Online empfehlen, in dem sie über Queere Phantastik spricht. Es geht darum, ob Queere Phantastik ein neues Sub-Genre ist (Spoiler: Nein), um die Reaktion auf queere Sexszenen und vor allem ganz viel darum, dass es schon immer queere Lesende und Autor_innen gab, die sich sozusagen als Graswurzelbewegung immer mehr vernetzen und sichtbar machen. Das Gespräch ist wirklich supertoll und lesenswert und hat mich gleich motiviert, weiter an meinen eigenen queeren Phantastiktexten zu werkeln.
Ansonsten habe ich schon wieder mehr ferngesehen als gelesen, sodass es auch diesmal wieder eine Serienempfehlung gibt: Never Have I Ever, verfügbar auf Netflix. In der von Mindy Kaling und Lang Fisher erschaffenen und produzierten Serie geht es um die 15-jährige Devi Vishwakumar, die vor einer Weile ihren Vater verloren hat und jetzt gleichzeitig damit kämpft, ihre Trauer zu verarbeiten und endlich an ihrer Schule als cool zu gelten und bei ihrem Schwarm zu landen. Die Serie ist eine Dramedy und gleichzeitig sehr lustig, sehr traurig und vor allem - sehr zum mitfühlen. Ob Devi selbst, ihr Frenemy Ben, ihre besten Freundinnen Eleanor und Fabiola, ihrer Mutter oder ihre Cousine: alle Figuren sind irgendwie manchmal total sympathisch und manchmal zum Haareraufen. Das sehr witzige Voice-Over von John McEnroe gibt dem dem Ganzen noch einen leicht skurrilen Touch. Nebenher hat die Serie viel Lob dafür bekommen, dass sie sehr vielfältige süd- und ostasiatische Charaktere zeigt, und auch die queere Repräsentation ist meiner Meinung nach sehr cool und nimmt vor allem in der zweiten Staffel auch mal auf eine andere Weise als die üblichen Outing-Stories die Schwierigkeiten als queere Person an einer High School auseinander. Ich habe beide Staffeln in kürzester Zeit durchgesuchtet und warte nun dringend auf mehr!
Judith empfiehlt:
Im Urlaub habe ich unter anderem A Master of Djinn von P. Djèlí Clark gelesen. Den Autor schätze ich seit seiner Novelle “Ring Shout” sehr und mag das Worldbuilding seiner historischen Urban Fantasy und die Gedanken dahinter. “A Master of Djinn” hat viele Steampunk-Elemente und umgeht dabei gekonnt die Vergehen vieler Steampunk-Romane, nämlich die Bestrebung, “unpolitisch” zu sein. Steampunk pickt sich meist die Rosinen der 19. Jahrhunderts - Mode, Erfindungen, emanzipierte Fräuleins - und ignoriert Kämpfe der Arbeitenden, Kolonialismus und Ausbeutung. “A Master of Djinn” entwirft ein antikoloniales Ägypten, in dem Djinne, Engel und magische Artefakte zu großen sozialen Umwälzungen geführt haben. Dennoch ist dieses Ägypten nicht frei von Hierarchien - und nicht frei von Möchtegern-Kolonialherr_innen. Wie passen die magischen Geschöpfe in eine menschliche Gesellschaft? Welche Begehrlichkeiten weckt die Magie? Welche Hoffnungen hegt die unterste soziale Schicht, die vom Glanz einer neuen Zeit bisher nichts abbekommen hat? Die magische Ermittlerin Fatma ist zudem ein ganz wunderbarer lesbian Dandy und eine der wenigen muslimischen Hauptfiguren in der Phantastik.
Ein weiteres Urlaubsbuch war Eleanor Bardilacs Knochenblumen welken nicht. Das Setting ist die an Wien im 19. Jahrhundert erinnernde Stadt Vhindona - erst einmal große Liebe dafür, in meinem Kopf haben alle Figuren gewienert. Darum herum ein magisches Worldbuilding, in dem verschiedene Länder ganz unterschiedliche Herangehensweisen an erwachte Gottheiten und Magiebegabte haben. Aurelia zum Beispiel wurde als Teenager jahrelang von ihren Eltern sediert, damit ihre magische Begabung nicht ans Licht kommt - als sie diese Fesseln abwirft, beginnt für sie ein ganz neues Leben unter der Fittiche des maybe unsterblichen und sehr quirky Nekromanten Marius. Bemerkenswert an den “Knochenblumen” fand ich zum einen, dass es eine kreative geschlechtergerechte Sprache im Worldbuilding verankert - und zum anderen, dass die Geschichte, die es erzählt, selten im Mittelpunkt steht. Ja, es geht um Ritualmorde. Nein, wir sehen keinen davon. Die Figuren schauen retrospektiv oder vom Spielfeldrand auf das Geschehen, und ihre Beobachtungen und Konstellationen sorgen für die Veränderungen. Das fand ich angenehm unheldenreisig und gleichzeitig “fanfictionesk” im besten Sinne. Als existiere die Geschichte anderswo als Blockbuster, aber ich läse nur die Fanfiction dazu. Die Gedanken dazu haben mich noch lange positiv beschäftigt.
Und damit endet unser Vreundschaftsbrief für August 2021. Danke fürs Abonnieren und Lesen, wir wünschen euch einen wundervollen Monat. Bis zum nächsten Brief.
Christian, Lena und Judith